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Gewidmet: Heiko alias
Hanomag. |
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Wir hatten 1987 den
"Wüstenfahrer" von Thomas Troßmann gelesen und sofort davon geträumt, so
etwas auch durchzuziehen. Aber ohne Organisation, weshalb wir wohl auch
klein anfangen mussten. Dann war da noch die Paris Dakar, deren Bilder
uns begeisterten. Einsame Landschaften, nachts am Lagerfeuer schlafen.
Also musste ein Motorrad her.
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Mit dem ersten übrigen Geld
kauften wir uns damals zwei spätere Klassiker des Enduroreisens. 1986
gewann Honda mit der NXR750 die Paris Dakar. Deren Kardan und die
Überhitzung des hinteren Zylinders erwies sich aber schnell als
Problemzone.
Heiko kaufte deshalb eine BMW R800GS, die schnell den Beinamen Gummikuh
bekam.
Bei mir reichte es nur zur kleinen Schwester der Africa Twin. Eine
Transalp 600V sollte es werden, die sah in weiß blau rot ihrer
Wettkampfschwester immerhin sehr ähnlich.
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Die erste Baureihe der
Transalp kam mit eingebauter Überraschung. Der selbsteinklappende
Seitenständer klappte, wegen zu steilem Winkel, bei abgestelltem Bike,
ohne Grund ein.
Die erste Kamera war eine gebrauchte Canon AE1 Automatik. Zur A1 hatte
es noch nicht gereicht. Man war damals schon froh, wenn sich Blende und
Belichtung automatisch einstellte.
Ein GPS war noch gar nicht erfunden. Wegen des kalten Krieges waren die
Daten der GPS-Sateliten nur militärischen Zwecken vorbehalten. Wir
mussten also ständig grübeln, wo auf der Karte wir eigentlich waren.
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Meine Transalp war eine
Vorführmaschine von Honda Europa. Sie wurde erstmals in den Pyrenäen den
Händlern vorgestellt. Mein Händler holte sie dort und so hatte sie
1200km beim Kauf auf dem Tacho
und eine Fahrgestellnummer mit lauter Nullern und der Zahl 7.
Also ein Vorserienmodell, wie ich erst Jahre später bei dem gleichen
Händler erfuhr, bei dem ich mir 2019 die neue Africa Twin ansah.
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Wer mal in die Wüste will
muss Erfahrung sammeln, dachten wir. Und so probierten wir alles aus,
was rutschig, sandig und sumpfig war. Selbst Schnee schien geeignet. Manchmal
war aber auch mit den
besten Enduroreifen Schluss, wie hier in Andorra auf einem Pass. Hier
war nicht nur die Straße zu Ende, auch unsere Planung. Wir waren im
April unterwegs und mussten einige Male Streckensperrungen in Kauf
nehmen.
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Vollbepackt ging es
Richtung Süden. Ja wohin eigentlich? Ach einfach bis Gibraltar, klingt
doch coool. Unterwegs einfach alles anschauen, was auf der Strecke
liegt. Die Michelinkarten waren damals das Nonplusultra. Wir fuhren
einfach die vielen kleinen gelben und weißen Straßen. Übernachtet wurde
irgendwo in der Pampa oder an kleinen Seen. Die zweite Pflichtlektüre
war natürlich Rüdiger Nehberg. Wir mussten natürlich alles ausprobieren,
was da so empfohlen wurde. Nur den überfahrenen Igel haben wir nie
probiert.
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Das erste Zelt war
irgendein Alufolien-Plastik-Verhau, der Boden hielt vieleicht
Krabbeltiere ab, Wasser nicht wirklich. Gekocht wurde auf einem
Esbit-Kocher, den man praktisch nicht dosieren konnte. Hochheben der
Dose war die einzige Möglichkeit, die Bohnen nicht anbrennen zu lassen.
Gurmets waren wir damals noch nicht, gegessen wurden hauptsächlich
Ravioli aus der Dose. Als Kleidung fuhren wir damals mit Wachsjacken,
die bei Hitze dann schön alles schmierig machten. Unterwegs gab`s Musik
aus dem ersten Walkman, oder bei mir die Billigvariante von AIWA.
Während der Fahrt die Kassette wechsel war irgendwann Routine. |
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Wir fuhren durch das
Ardeche-Tal und dann die Cevennen. Es gab damals noch offene
Offroad-Strecken durch den Nationalpark. Unterweg lernten wir einen
Niederländer kennen. Er war auf einer Straßenmaschine, YAMAH SRX600
unterwegs und hatte das gleiche, unbestimmte Ziel: einfach nach Süden.
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Vor der ersten
Offroad-Etappe fragten wir einen Einheimischen nach dem Zustand der
Strecke. Er begutachtete unsere Bikes und sagte: "no problem for the
transalp, but not good für the other". Ok, wir probierten es und unser
Straßenreifenpilot schüttelte sich durch, begeistert kam er am Ende der
Strecke nicht an. Für uns war es das erste Schnuppern von Endurofeeling.
Wir waren ja beide Fahranfänger. Heiko hatte wohl zuhause auf dem Hof
schon Mal mit der Kreidler 125ccm Erfahrungen gesammelt. Bei mir war es
eine Herkules Prima 25! Eine perfekte Voraussetzung also.
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Unseren Eltern hatten wir
natürlich versichert, nichts Schlimmes zu machen. Einmal pro Tag war
aber Hinfallen usus, die Verkleidung der Transalp mit ihren
Plastiknippeln stieß schnell an ihre Grenzen. Aber nicht wegen
Unvermögen, nein - der oben schon erwähnte Seitenständer machte mich zur
Atraktion, wenn das Bike vor der Kneipe plötzlich völlig unmotiviert
umfiel.
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Der Niederländer hatte
eine Besonderheit zu bieten: Er fuhr fast ohne Gepäck, bzw mit
Satteltaschen. Scramlber und Purist würde man es heute nennen.
Damals nannte man es schlicht Geldmangel. Er konnte sich einfach noch
keine Ausrüstung leisten. Gepäckträger gab es nicht selbstverständlich
für jedes Motorrad und die Fa. Kraußer und Hepco Becker waren die
einzigen am Markt, die halbwegs wasserdichte Koffer produzierten. Von
Därr gab es noch Aluboxen. Das war natürlich unser großes Musthave
nachdem wir die Bücher vom Thomas Trossmann und seinen Reisen durch die
Sahara verschlungen hatten. Leisten konnten wir uns die Dinger erst
Jahre später.
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Weiter ging es nach
Carcasonne und dann Andorra. Damals alles noch mit Grenzkontrollen und
ziemlich aufwendig. Schengen gab`s noch nicht und wir waren ja eh alle
kurz vor einem Atomkrieg - zumindest gefühlt. Was heute die Trollfabrik
in St. Petersburg ist, war damals die Stasi. Mit ihrem schwarzen Kanal
und ihrem verlängerten Arm über die militanten Linken, hielten sie uns
ganz schön auf Trapp. Erst Jahre später erfuhren wir, dass sogar ein
Kollege von uns inoffizieller Stasimitarbeiter war. Keiner konnte sich
1988 vorstellen, dass dem Kommunismus mal das Geld ausgehen würde.
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Wir nutzten unterwegs
nahezu nur kleinste Regionalstraßen. In Frankreich die Rubrik "D". Schon
damals begann also etwas, was bei den Eisenbereiften zum Kult wurde: der
Weg ist das Ziel, egal ob man ankommt oder nicht. Manchmal reicht die
Zeit dann nur für den Rückweg nicht. Die Strecken, die Heiko raussuchte,
wurden immer verrückter. Ein paar Mal ging es auf Wanderwegen über
Pässe, wo uns dann der Schnee stoppte. Es war immerhin April. Wir
dachten ja, in Andalusien müsste es ja warm sein. Klar, aber leider in
den Pyrenäen und den Gebirgen zwischen uns und Andalusien nicht.
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Unvorstellbar wie der
Holländer auf seinen Straßenreifen mithielt, während wir (leider auch
völlig überladen) schon mit den Metzeler Enduro-Reifen zu kämpfen
hatten. Heute würde man sagen, unser
ökologischer Fußabdruck war nicht gerade der sauberste, denn wir sind sogar auf
Wiesen gefahren. Und das obwohl auch wir damals schon überzeugte
Greenpeace-Mitglieder waren.
Heiko wollte hier nur die Steigungsfähigkeit ausprobieren, irgendwann
kam ihm seine Gummikuh in der Luft entgegen.
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Wir mussten natürlich auch
durch die La Mancha, Heiko wollte unbedingt auf den Spuren Don Quijotes
wandeln. Ich musste mir tagelang Witze über Riesen und Windmühlen
anhören. Und das alles im ganz eigenen Erzählstil von Heiko, der später
dann wohl von Piet Klocke übernommen wurde.
Heute weiß ich: Ich war immer der Sancho Pansa...
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Irgendwann waren wir dann
tatsächlich in Gibraltar, doch das Wetter war nicht der Hit. Aber es gab ja noch einiges zu entdecken. Also
ging es an der Küste entlang Richtung Portugal. Wir fuhren am Strand der
Donana-Küste entlang bis zur Mündung des Tinto bei Huelva. Heute alles streng
geschützt oder mit Hotelburgen verbaut.
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Auch so eine Schnaps-Idee:
Um den Motor vor Salz zu schützen, schmierte ich ihn mit Olivenöl ein.
In Kombination mit dem Sand verwandelte sich der Motorblock in ein Stück
Felsbatzen. Noch 10 Jahre später, beim Verkauf, konnte man zwischen den
Kühlrippen den Krustenbraten sehen.
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Am Strand lernten wir zwei
Krankenschwestern aus Würzburg kennen. Die eine war
Tagesdienstschwester, die andere Nachtdienstschwester. Sie lebten in
einer WG und waren hier per Anhalter unterwegs. Wir nahmen sie ein paar
Tage mit. Nach meiner Rückkehr zog ich bei den beiden in die WG. Es
hatte gefunkt.
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Wir genossen die letzten
Tage an der Küste mit sinnlosem Auf- und Abfahren am Strand. Bis die
Kette zu rasseln anfing.
Irgendwann platzte der Reifenpilot unter meinem Gepäckträger in der
Sonne....ein schöner klebriger Spaß. Wie Bembers sagt: " ä bisserl Aua
is immer dabei."
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Irgendwann war dann doch
Heimreise angesagt. Als die Zeit knapp wurde, bolzten wir in einem
1600km Stück non stop nach Hause. Völlig fertig, war es der Startschuss
für viele weitere Touren, denn ich war süchtig geworden.
Ein Jahr später hatte ich einen Motorradunfall und brach mir das Bein.
Danach stieg auf Mountainbikefahren um.
Heike blieb dabei und
fuhr tatsächlich bei der organisierten Motorradtour des Thomas Troßmann
in die Tenere Wüste.
Unerreicht.
2019 kaufte ich mir die weiß-blaue 30th Anniversery der Africa
Twin als Adventure Sports. Damit geht`s aber erst nach Corona wieder
weiter.
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