Schottland

Motorradtour 1998

 

 
Die Tour müsste eigentlich England-Schottland-Wales heißen, da wir auch im Südwesten einiges an Sehenswürdigkeiten mitnahmen.


Mit der Fähre ging es von Dover bis Newcastle in England. Beim Auffahren auf die Fähre bemerkte ich, dass mein Motocrossstiefel total silber, statt schwarz war. Was war geschen? Mit komischem "Kupplungsrutschen" ging es gerade noch so an Deck. An Land ging das seltsame rutschige Gefahre weiter. Auf dem ersten Zeltplatz war also erst Mal Schrauben angesagt. Woher kam die silberne Farbe?
 
  Der Schock kam nach Abmontieren der Verkleidungskappe des Antriebsritzels: es war nur noch eine Scheibe.  In der Eile vor der Abfahrt hatte ich wohl zu viel des Guten gespannt und das Ritzel hatte sich innerhalb der 1000km Anfahrt abgeschmirgelt. Gut, dass hinten noch alles ok war.

Also musste ein neues Ritzel her, doch was heißt Ritzel auf Englisch? Damals gab`s noch kein Google, dass man hätte mal schnell anklicken können. Und, wo ist der nächste Honda-Händler?

Wir fanden einen Honda-Händler, allerdings hatte der nur Rasenmäher. Egal, wir zeigten ihm unser Problem. Das Teil hieß, Sproket, was ich nie mehr vergessen werde.  Der Rasenmäherhändler bestellte also per Fax Ersatz bei Honda England.
 
  Damals war die Post noch mit Kutsche unterwegs und so kam das Ritzel drei Tage später bei dem Händler an. Wir kämpften derweil auf einem nahegelegenen Campingplatz gegen die ersten Mückenschwärme des Jahres.
Ja, wie in Skandinavien gibt es auch in Nordengland und Schottland ganz schön viele nervige Mücken.

 Mit lockerer Kette und dem mulmigen Gefühl, hoffentlich hält sie, ging es dann durch die Highlands Schottlands. Wir hatten großes Glück mit dem Wetter und blieben drei Wochen trocken. Auf die To-Do-Liste kam natürlich alles, was man in Schottland gesehen haben musste. Lochness und Konsorten sind aber außer der Story dazu auch nur Wiesenlandschaften mit Heidekraut und viel Schafen.
 
  Das richtig schöne Feeling bringen eigentlich die vielen kleinen einspurigen Verbindungsstraßen zwischen Steinmauern und immer wieder kleinen Gehöften. Auch die Zeltplätze sind großzügig und vorallem waren sie damals, um Pfingsten herum, noch sehr leer.

Auf dem Bild sieht man übrigens ein Kuppelzelt, dass nicht lange nutzte. Das Gestänge war ein Witz und die Wände schwitzten, dass man auch ohne Außenhaut hätte Zelten können.

Die nächsten Touren mit noch mehr Wind als in Schottland brachten den Wunsch nach einem Geodät. Man liest in Foren ja immer wieder von der Suche nach leichten und günstigen Zelten. Die beiden Begriffe schließen sich aus. Also: beim Zelt spart man nicht. Man bereut jeden gesparten Cent, wenn man nachts in einem nassen Zelt liegt und friert, weil der Schlafsack nass wurde.
 
  Wir trafen ein Pärchen aus dem Ruhrgebiet, die einer Triumph unterwegs waren. Für wasserdichte Säcke hatte es ihnen noch nicht gereicht und so bestand das ganze Heck aus Mülltütentürmen. auf den vielen Landwirtschaftswegen gab es keine Sperrschilder wie bei uns und so konnte man herrlich über das Land brausen.
Die Sozia hatte einen guten Spruch drauf, wenn er sich etwas ansehen wollte: "Mach ein Foto, ich schau es mir daheim an". Absoluter Stimmungskiller auf Reisen - heute bei uns immer wieder ein geflügeltes Wort, wenn wir etwas abwerten wollen.
 
  Die Verpflegung ist so eine Sache in Schottland. Am Besten, man kocht selber. Das Nationalgericht Haggis haben wir Mal probiert,....richtig übel. Da muss man schon Presssack-Liebhaber sein.

Was immer geht und auch gut schmeckt ist natürlich Fish and Chips, wobei die Chips vor Fett triefen können.
Auch Pudding und Grütze gibt`s in allen unnatürlichen Farben in Gläsern, nicht zu vergessen die Minzsauce zum Braten.

Hotte schwärmt ja immer von den Schottischen Destillerien, leider wird mir von Whisky übel. Schon damals gab`s sehr gutes Crafted Bier und natürlich tolle Pubs in jedem kleinen Ort. Man muss allerdings hart gesotten sein und nicht zimperlich, wenn man reinkommt. Gleich zwei trinken, um sich der Aussprache anzupassen!
 
  Insgesamt hat uns Wales mit dem Lake Distrikt Nationalpark  am Besten gefallen. In Wales gibt es auch tolle Burgen, die Landschaft ist etwas lieblicher. Weniger rauh und windig als Schottland. Dafür aber noch mehr kleine Straßen, fast keinen Verkehr und immer wieder verschlafene Dörfer aus Granitmauerwerk.

Die schönste Stadt für die Fahrt zurück ist Bath. Aus hellem Muschelkalkstein errichtet ist es eine echte Perle der Architektur. Das milde Klima in der umliegenden Hügellandschaft macht auch echt Laune, wenn man aus dem kühlen Schottland kommt.
 
  Ab dieser Tour wurde der Kette immer höchste Aufmerksamkeit geschenkt und die Vorbereitung aller Ausrüstungsgegenstände dauerte mindestes dreimal so lange wie die eigentliche Tour. Seit dieser Zeit liegt alles für die Tour mindestens vier Wochen fertig gepackt im Keller.