Polen Slowakei Motorradtour 2007    
  mit den Eisenbereiften    
       
 

Allgemeines:

Wir fuhren 10 Tage im Grenzbereich der drei Länder , Erzgebirge, Siebengebirge, Hohe Tatra bis in die Beskiden an der Ukrainischen Grenze. In die Ukraine haben wir es leider nicht geschafft weil die Grenzübergänge bestreikt wurden. Vor der Einreise dorthin wurde uns immer wieder abgeraten: wegen den angeblichen Raubüberfälle in abgelegenen Regionen.

Wir hatten unsere Erfahrung schon gemacht, nachdem mir in der Slowakei der Geldbeutel in der Nacht aus dem Zelt gestohlen worden war, obwohl ich drin schlief. Die Erklärung dazu am nächsten Morgen war für unsere Ohren ungewohnt, für die Ansässigen ganz logisch: Das Z-Wort. “Wir haben hier 800.000 und unsere Probleme damit”. “Je weiter Ihr nach Osten kommt, desto schlimmer wird es!”

70 Jahre Kommunismus haben ihre Spuren hinterlassen. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion verloren Milionen ihre Arbeit in den Kolchosen. Armut und Perspektivilosikeit spürt man vorallem in den Ghettos vor den Ortseingängen.

 

Als wir in der Slowakei waren, war gerade ein heftiger Streit im Gange, weil der Staat die Sozialhilfe halbiert hatte. Für Roma war der Satz wohl gleich geblieben. Dementsprechend heftig waren die Anfeindungen.

 

 
 

Unterkunft:

Wir übernachteten auf Zeltplätzen von denen es reichlich gibt. Oft sind die Zeltplätze mehr eine Art Ferienlagerplatz , häufig an Seen mit einer Art Vereinsheim dabei. Die Preise sind unschlagbar günstig. Für unsere 10 Tage haben wir gerade mal 400 Euro ausgegeben (incl. Benzin).  Übrigens hatte natürlich jeder sein eigenes Zeitl :-)

Die Geselligkeit ist groß auf den Campingplätzen. Man musser aber auch Einiges vertragen können. Die Jungs hier verabreichten uns ihren Hausbrand. Karlheinz hat ihnen daheim einen Ferienjob besorgt.

 

Kleiner Gag am Rande: Jeder hatte sein eigenes Zelt dabei.

 

 
  Verplegung:

Das Essen ist sehr günstig und sehr herzhaft. Ein Eintopf mit Würstchen zum Frühstück ist nichts ungewöhnliches - wenn man sich überraschen lässt und die Wirtin um die Spezialität des Hauses bittet. Auch mit Sprachproblemen gibt es nie Schwierigkeiten. Wir wurden teils in Zeichensprache, teils mit russisch-english-spoken gefragt was wir wollten. Die meisten fragten ob wir  “Ham and Eggs” wollten  und so gab es immer lecker Frühstück. 

Zum Essen gibt es meist kräftige Fleischgericht mit Klösen und dazu gutes Bier (Pivo, Tyskie usw.) - aber Achtung : es gilt eine 0,00 Promille Regel (kaum vorstellbar, wenn man die ganzen Betrunkenen schon am Morgen beobachtet.). Hotte ist sogar mal ein Betrunkener ins Motorrad gelaufen. Oder anders rum ?

Da ein Motorrad auch verpflegt werden muss lohnt sich ein Blick auf die Benzinpreise: während unserer Tour betrugen die Preise zwischen 80 Cent und 1 Euro pro Liter.

Unterwegs lohnt sich immer wieder ein Halt bei Honigverkäufern oder sonstigem Selbstgebackenen:



 
 
Straßen:

Die Straßen werden in der Ostslowakei einsamer und die eine oder andere Straße ist noch nicht geteert, so dass man mit der Enduro hier richtig auf seine Kosten kommt.

Die Tour verlief im Großen und Ganzen durch sehr viel Mittelgebirge und es fehlte an echten Highlights. Richtig toll wird es erst in den Beskiden in der Ostslowakei, wo die Bauern noch Pferdefuhrwerke haben und mit dem Ochsen die Felder pflügen. Hier fühlt man sich um 100 Jahre zurückversetzt. Mitten in der EU !
 
 

Wie immer (bei den Eisenbereiften) fuhren wir nicht auf einer Fernstraße erst ein Mal zum Ziel. Nein wir fuhren, teilweise auf Flurbereinigungswegen Richtung Tschechien, so dass wir erst nach zwei Tagen unser erstes Reisziel erreichten. Wenn einem dann der Arsch weh tut und man sich freut und man vor Müdigkeit von der Sitzbank fällt, darf man sich "Eisenbereift" nennen. Die Wortschöpfung stammt von  Hotte als er Mal, nur interessehalber, den Karlheinz fragte, wann wir eigentlich jemals an einem Ziel ankommen. Er erhielt die Antwort: "gefahren wird bis Siebene!"....mindestens! Wenn man dann noch die Strecken dazu sieht, kam Hotte die Idee mit den Eisenbereiften.

 

Aber zurück zu Polen:

Die Leute sind sehr gastfreundschaftlich.

Wir suchten in Kattowice einen Campingplatz und fragten an der Ampel einen Autofahrer der neben uns stand. Er fuhr uns voraus und brachte uns direkt zum Campingplatz, obwohl er eigentlich woanders hin wollte. Wir konnten ihm kaum folgen weil er mit 80 km/h durch die Ortschaft blätterte. Und das mit einem alten, klapprigen Anhänger hinten dran. Wie ein Ralleyfahrer wollte er uns scheinbar zeigen wie gut er Autofahren kann.

Dort angekommen mussten wir erst einmal ein gutes Tyskie mit den Herrschaften des Campingplatzes trinken.

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Trotz des angeblichen Wirtschaftswachstum (Startpunkt scheinbar bei Null) sieht man viel Armut. Vor allem  im polnischen  Niederschlesien denkt man oft, seit 1945 hat sich nichts verändert. Verfallene Fassaden, aufgerissene Straßen, zerfallene Industriekomplexe.

 

Wir dachten uns damals schon: Wenn hier erstmal die EU-Förderungen angefordert werden, die dringend notwendig sind um überhaupt Mindeststandards zu erhalten, dann ist bestimmt kein Geld mehr für den Rest der EU da. Und so kam es auch. Heute ist Polen der größte Nettoempfänger, dafür ist der Süden Europas Pleite.