Norwegen

 

Motorradtour 2007 

Küstenstraße bis zu den Lofoten

Webgalerie Norwegen

 

 

  Allgemeines:

Wer die weite Anfahrt scheut, sollte eine Fähre nach Oslo oder gleich nach Bergen nehmen. Mittlerweile gibt es bei Dänemark ja eine Brücke, bestimmt auch eine tolle Strecke. Wir fuhren ganz normal in Bayern los, weshalb man natürlich erst Mal 2-3 Tage Anreise rechnen muss. 

Einen rundum glücklichen Urlaub verbringt man, wenn man nicht auf den Wechselkurs achtet. Wir hatten uns einen falschen Umrechnungskurs gemerkt und waren rundum glücklich über die humanen Preise. Internet zum ständigen Surfen gab`s noch nicht so verbreitet. Erst als die ersten Kontodaten zu uns durchdringten schwante uns, dass die Tour keine billige Runde werden würde.
Wir wollten in vier Wochen einfach so weit wie möglich nach oben, eine Vorgabe oder Eckdaten gab es nicht. So entdeckt man ständig was neues und ist nicht auf der Hatz von POI zu POI. Leider gibt es einige sehr schöne Ecken mit Felsüberhängen, die zum Instagram-Hotspot mutierteten. Ab Mitte August gibt es keine Stechmücken mehr, zumindest nach der ersten kühlen Nacht. Ansonsten hilft nur DEED, min. 40%, wie uns ein Kanadier mal sagte: "it`s not good for you, but it`s also not good for the flys..." Auch gut sind helle Kleidungsstücke die man mit pflanzlichenn Sprays (Permethrin) für Moskitonetze einsprüht.
 
  Strecken:

Diese Hotspots  sind leider sehr überlaufen, vorallem von Wohnmobilisten und Kreuzfahrern. Da sucht man sich lieber kleinere Strecken, die die Kühlschränke nicht fahren dürfen und für die Windjackenträger zu weit vom Schiff weg sind.  Eine sehr beliebte, aber auch wirklich tolle Strecke ist die N17 an der Küste entlang. Sie wird immer wieder durch kleine Fährpassagen unterbrochen, die duch tolle Fjordlandschaften führen.

Die Fähren sind groß genut und man kommt mit dem Motorrad immer unter. Nach dem Verlassen der Fähre ist dann der ganze Pulk an Wohnmobilen gleichzeitig unterwegs auf der Landstraße. Entweder gleich vorne weg und dann aber nicht mehr stehen bleiben oder an der Ankunft einfach eine halbe Stunde für einen Kaffee einplanen, dann hat man im Anschluss die Straße wieder für sich alleine.

 Auf Landstraßen gilt 80km/h, dass sollte man bei seinen Berechnungen einbeziehen. Es wird geblitzt und die Bußgelder sind sehr schmerzhaft. Selbst Einheimische machten uns an der Tankstelle darauf aufmerksam lieber langsam zu fahren, das Bußgeld soll schnell bei 700€ liegen. Damit man vor Langeweile nicht vom Motorrad fällt ist Musik in den Ohren ganz gut, denn die Strecken können wirklich sehr weit sein. Speziell ganz oben im Norden.

 In Tromsö kaufte ich eine Pölse (norwegische Variante des Hotdog) und staunte nicht schlecht als die Verkäuferin aus Sachsen kam. Sie war früher Verkäuferin und wollte in ihrem Leben nochmal was wagen. Pölseverkäuferin in Tromsö, was für ein Wagnis. Sie erzählt im Sommer soll es traumhaft hier sein. Im Winter ist es dann fast 5 Monate dunkel und alle kriegen den Blues.
 
  Ausrüstung
:
Man sollte für längeren Regen gerüstet sein. Wenn man dann völlig durchnässt ist und es aufreist, kommt der Spruch unseres Karlheinz: "wir fahren solange, bis wir wieder trocken sind" . Bewährt hat sich eine Abdeckhaube für die Sitzbank, für nachts. So sitzt man morgens nicht im eigenen Saft. Wir hatten einen kleinen Alutisch und zwei Klappstühle dabei, ist fast so dekadent wie ein Wohnmobil, aber auf Plätzen ohne Sitzgelegenheit dann doch ganz praktisch. Und es gibt doch nichts schöneres als sich bei solch einer Kulisse ein Frühstück am eigenen Tisch zu machen.

Das Zelt u.r. ist übrigens ein Lowland aus der Niederlande. Wer ein echtes Expeditionszelt, auch für sehr windige Länder sucht und Chinazelte  meiden möchte, dem kann ich Lowland nur empfehlen. Die Zelte werden in der Niederlande genäht, nur 200 Stück im Jahr! Und das zu einem unschlagbaren Preis (der Geodät unten kostet 750€). Nach 15 Jahren habe ich es Mal eingeschickt, weil die Reisverschlüsse nicht mehr schlossen. Für 35 € wurde es repariert.

Habe zwar mittlerweile auch ein Hilleberg, schwarze Serie, das kostet aber doppelt so viel und ist als Tunnelzelt wesentlich windempfindlicher. Auch MS-R und Wech-sel produzieren in China! Den Unterschied macht nicht so sehr der Stoff, die hochwertigen Zelte werden übrigens Silikon und nicht PU beschichtet. Den Unterschied macht das Gestänge. Ein hochwertiges 7075er T9-Gestänge von Easton gibt es nicht in China. Hochwertige Metalllegierungen gibt es nur aus Deutschland, der USA und Japan. So ist das.
Wir trafen in Island Leute mit Wechsel-Zelt, denen am zweiten Tag das Gestänge gebrochen war und leider war das nicht das letzte Mal, dass wir das hörten. Dann ist die ganze Tour ruiniert, wenn man ständig in der Angst lebt, die Ersatzhülse durchspiest einem die Zeltwand.
 
  Noch ein Wort zu Klamotten: Es gibt viele skandinavisch klingende Outdoorkleidungshersteller. Allen voran die Marke mit Fuchs, sie produzieren leider alles in Vietnam und nur das Headquater ist in Schweden. Der bei Backpackern so beliebte Rucksack Ska... wird in Vietnam für 3€ produziert und dann für 93€ verkauft. Wir prangern es nicht an, dass man als internationales Unternehmen international produziert. Wir waren in Vietnam und haben die roten und blauen Brühen in den Bächen gesehen. Die Bedingungen zu denen man ein Produkt für 3€ produziert, entsprechen ganz und gar nicht dem propagierten Image dieser Firmen, von heiler Natur.

 Es gibt z.B. keine Kläranlagen, keine Müllabfuhr und nur wilde Müllkippen. Die Müllabfuhr ist übrigens der nächstgelegene Fluss, von wo aus alles ins Meer fließt.  Und bei aller Schönheit, auch Vietnam ist eine Parteidiktatur. Nicht ganz so krass wie China, aber als Bruderstaat auch nicht weniger zimperlich, was Bürgerrechte angeht.

Es gibt Alternativen, z.B. produziert die Fa. Stadler aus Aidenbach die Motorradklamotten in Deutschland. Die sind natürlich um einiges teurer als die China-Stoffreste, aber dafür trägt man sie auch ein paar Jahre länger. Selbst die Klamotten der norwegischen Firma Ru.und die der Boxer-Marke B... werden in China produziert....schlimm.

Bei Sportklamotten sind wir zu 100% auf Löffler aus Österreich umgestiegen. Unschlagbare Qualität. Unsere Schlafsäcke sind von Yeti aus Görlitz - made in Germany! Top Teile und ich weiß, was ich sage, denn wir haben mittlerweile 6 verschiedene Schlafsäcke (für die unterschiedlichen Klimazonen). Leider wurde Yeti von Nordisk aufgekauft, so dass nun die Daunenjacken auch in Vietnam hergestellt werden.

Noch ein Wort zu den Reifen, wer mit seiner Tour Richtung Herbst kommt, dem seien Einschraubspikes empfohlen. Nichts zum Rasen, aber man rutscht auf Eis nicht weg. Für Kerstin mussten wir auf der Rückfahrt in Trondheim Reifen wechseln. Leider gab es nur Pneus ohne deutsche Freigabe....mit sowas sollte man also rechnen, da man schnell 5-6000km auf der Nadel hat.
 
  Unterkunft:

Zum Übernachten sucht man sich  einen unbekannten See und man hat ein tolles Land fast für sich alleine.Wir hatten zwar ein sehr gutes Zelt dabei, ab und zu gönnten wir uns trotzdem die kleinen Hütten auf den Campingplätzen, um Mal unsere Sachen trocknen zu können. Da gibt es auch immer wieder schön einsam gelegene Holzhütten. Weiß gar nicht mehr wie man sowas damals ohne booking.com o.ä. finden konnte. Ja, man laß damals noch Straßenschilder - "Room" -  ging gut. R&B nutzen wir aus Prinzip nicht. Dazu empfehle ich als Lesestoff: "Deins ist meins".