Von San Diego aus fuhren wir über den Grenzübergang Tekate nach Mexiko
und folgten der MEX1 auf der Baja California Richtung
Süden, wobei wir meist die offroad-Variante benutzten. Danach ging es
mit der Fähre auf`s Festland und weiter bis Guadalajara, von wo aus wir
zurück flogen.
Alles in allem ist Mexiko (zumindest dieser Teil) leicht zu bereisen.
Es gab nie Probleme. Selbst in den angeblich heiß umkämpften
"Drogengürtel" an der US-Grenze ging es ziemlich entspannt zu. Bei der
Einreise sollte man nicht allzuspät ankommen, da der Grenzer seine
Formalitäten abends beendet und man dann die notwendigen Eintragungen im
Pass nicht mehr bekommt. Alle waren aber sehr hilfsbereit und riefen
sogar bei der nahgegelegenen Bank an, um dort die Schalterstunden für
uns zu verlängern, damit wir Pesos für das Bezahlen der Gebühr bekamen
Gleich im Bereich der Grenze kann man sich ein Zimmer nehmen.
Die Offroadstrecke hat man komplett für sich alleine. Auf der Mex1 muss
man mit großen Trucks rechnen. Auf einem Teilstück war uns das zu
gefährlich und wir nahmen einen Bus. Der stand einfach so auf der Straße
und der Fahrer ließ gerade seine 30 Liter Altöl in die Landschaft
laufen. Wir fragten wo er hinfahre und er winkte uns zu sich herein. Wir
sollen uns nicht sehen lassen, da er eigentlich ein Schulbus sei. Er
packte unsere Räder unten rein und mit überlauter Funkmusik ging es wie
im Rausch über die kurvige Piste Richtung Süden. Wir wollten ihm einen
10er geben, er freute sich uns geholfen zu haben.
Die Trucks sind auch nachts ein Problem, da sie bergab ständig ihre
Retarderbremsen benutzen. Man sollte also soweit wie möglich auf die
Offroad-Streckenabschnitte ausweichen. Die sind auch für das MTB
schöner. Für die sandigen Waschbrettstrecken empfiehlt sich natürlich
2,35 Zoll -Reifenbreite oder mehr.
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Unterkunft:
Wir benutzen ungefähr 50 % kleine Zimmer, weil Campen wegen der Zäune
ungünstig war. Außerdem tat eine Dusche gut. Häufig gab es keine
richtigen Hospedajes, weshalb wir fragten und dann weitergereicht
wurden. Einmal wurden wir an einen Besitzer eines Bettenlagers
verwiesen. Er entlud gerade gebrauchte Matratzen. Wir halfen ihm, dann
lud er uns auf seinen Pick-Up und brachte uns zu einem Zimmer für
Saisonarbeiter. Urig, klein, aber sauber und mit Dusche und Fernseher.
Man darf sich nicht über den regen Verkehr (wörtlich!) in den Motels
wundern. Sie können für 1, 2, 3 Stunden oder für die ganze Nacht
gemietet werden. Schon daran fällt auf, dass es sich also um
"Stunden-Motels" handelt. Die Gauchos bringen dann ihre Senioritas mit
und dann geht es rund. Mit einem kleinen Tänzchen und Kastanieten als
Vorspiel. Als Nachspiel ein Liedchen mit dem immer in jedem Lied
enthaltenen "Corason, corason". Dann wird wieder nach Hause gefahren.
"Fremd Gehen" ist scheinbar oberste Bürgerpflicht. Schön anzusehen, wenn
man sich mal die Zeit nimmt und die Kommenden und Gehenden in so einem
Motel-Gebäudekomplex beobachtet. Gleichzeitig sind alle natürlich streng
katholisch.
An den Stränden und zwischen
Kakteen kann man problemlos wild Zelten. Auf den Wüstenetappen entlang
der Baja findet man immer ein Plätzchen - bitte auch wieder schön
hinterlassen.
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Verpflegung:
Auf den Offroad-Abschnitten ist es nicht
ganz einfach an Essbares zu kommen. Wir kauften bei Bauern oder in den
immer wieder vorhandenen kleinen Kneipen, die eigentlich nur zum Trinken
da sind aber auch Lebensmittelvorräte haben. Ein paar Brocken Spanisch
für die wichtigsten Lebensmittel reichen. In einer Kneipe hat es
mal wirklich nur Bier gegeben, da haben wir dann eben ein leckeres
Corona zu Mittag gegessen und sind gut gelaunt weiter geradelt.
Bei den Restaurantes muss man sich vorher (anhand des Symboles) manchmal
entscheiden, was man essen will, da sich die Gastwirte häufig auf ein
spezielles Gericht spezialisiert haben. Es gibt also Fisch oder
Huhn oder Rind. Selten alles in einer Gaststätte (außer den etwas
touristisch ausgelegten). Absolut zu empfehlen sind die vielen
Tortilla-Gerichte. Zum Essen gibt es meist als Beilage einen Stapel
Mais- oder Weizentortillas unter einem heißen Handtuch serviert. Die
Tortillas ersetzen das Besteck und man wickelt die Stückchen darin ein.
Die Schärfe hielt sich meist in Grenzen , nur in einem Fall (Omas
Rezept) war es wirklich "hot". Es gibt spezielle
"Biertheken" bei denen man sein kaltes Bier in einer Tüte mit Eis
serviert bekommt. Mit der tropfenden Tüte läuft man dann heim. Anhand
der Wasserspuren kann man schön sehen, wohin die Gauchos mit ihrem Bier
nachhause laufen.
Der Kühlschrank auf dem Bild
(rot) ist übrigens nicht in Betrieb. Er ist voller Wasser und regelmäßig
kommt jemand mit frischem Eis vorbei. Die Stromversorgung ist ein
allgemeines Problem. In den wenigen Ortschaften ohne Tourismus geht
ab 19.00 Uhr der Strom aus. Man sollte also vorher alles Notwendige
erledigt haben (z.B. in einer Kneipe das Essen bestellt haben ;-) Die
Kühlregale im Laden müssen dann bis zum Morgen wieder durchhalten.
Wichtige Sachen werden mit Notstromaggregaten versorgt, was sehr
unangenehm laut sein kann. Am besten sind deswegen ungekühlte
Grundnahrungsmittel wie Reis und Kartoffel.
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Lustiges:
Nicht verwechseln sollte man Aroz und Ajo. Ich wollte eine Knoblauchzehe
in einer Kneipe kaufen, weil wir von einem Taucher frische
Jakobsmuscheln abgekauft hatten. Also bestellte ich "uno Aroz" und die
Mädels in der Küche kicherten. Ich bekam ein Reiskorn in die Hand. Dann
fiel mir wieder ein, dass Knoblauch "Ajo" heißt. Unser Essen war
gerettet.
Am Straßenrand stand ein Hausmeister eines Freibades und er fragte uns
woher wir kamen. Wir antworteten Deutschland und er sagte "da seid ihr
schon die Zweiten; vor einem Jahr sind hier schon einmal Deutsche
durchgefahren - was ist da los?"
Auf einem sehr sandigen Stück nahm uns ein Pickup-Fahrer mit ,,der 100m
parallel zu uns auf der Piste fuhr. Ein Heben des Fingers genügte und er
kam zurück um uns mitzunehmen. Wir fuhren ein paar Kilometer weiter auf
einen Checkpoint der Armee zu und der Fahrer sprach mit dem Comandante.
Alle sahen etwas verstohlen umher ob sie beobachtet werden und wir
ahnten schon Übles. Dann hob ein Soldat einen Kasten Bier aus dem
Schützengraben und tauschte ihn gegen einen Neuen aus dem Pick-Up. Die
Fahrt ging weiter und wir waren erleichtert. Der verstohlene Blick war
leicht zu erklären. In Mexiko ist bereits das Mitführen von Alkohol im
Fahrzeug ein Verkehrsverstoß (Alkohol am Steuer wörtlich genommen).
Wir fuhren die Bahnlinie zum Copper Canyon von Los Mochis hinauf. Am
Abend zuvor erkundigten wir uns über die Fahrtdauer und der Schaffner
bestätigte uns dass die Fahrt einen Halben Tag dauert. Wir wären also
mit dem Zug aus der Gegenrichtung am Abend wieder zurück. Wir nahmen
sicherheitshalber ein bisschen Gepäck mit und fuhren früh morgens um
07.00 Uhr los. Der Zug fuhr Schrittgeschwindigkeit und wir dachten er
tut das nur bis zum Ende der Gleisbauarbeiten. Nein: die 300km Strecke
dauert 11 Stunden und man kommt erst um 18:00 Uhr in den Bergen an. Erst
am Nächsten Tag kann man Mittags zurückfahren. Wir blieben , dank
Gepäck, einen Tag für eine Wanderung und amüsierten uns über die
Auskunft des Schaffners. Die Tour ist trotzdem empfehlenswert und
grandios.Wir erfuhren, dass es die schönste Bahnstrecke der Welt ist. In
Neuseeland sind wir ein paar Jahre später ebenfalls wieder die schönste
Bahnstrecke der Welt gefahren.
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Reperaturen:
Mitten
auf der Offroad-Strecke der MEX5 fiel uns auf, dass wir am Vorderrad
einen Schnellspanner verloren hatten. Drei Gauchos waren an der Strecke
gerade dabei ein Kalb einzufangen um ihr Brandzeichen setzen zu können.
Sie erkundigten sich nach unserem Problem und liesen sich das fehlende
Teil zeigen. Am Abend als wir zwischen Kakteen zelteten kamen sie
nochmals auf ihren Pferden vorbei und erklärten uns nun den Weg
zurückzureiten um nach dem Schnellspanner zu suchen. Leider vergebens.
Am nächsten Morgen kamen sie wieder vorbei und boten uns an, bei sich zu
Frühstücken. Sie hätten auch viele Ersatzteile bei sich, wir sollten mal
vorbei schauen. Das taten wir auch. Auf der Glut stand die Pfanne mit
einer 1cm dicken Kruste und daneben eine Palette Eier. Das Gebrandete
Kalb sah uns verdutzt an. Die Tasche mit den Ersatzteilen lag auch da.
Es waren sämtliche Schrottabfälle und Schrauben der letzten Jahre die
irgendwann mal auf der Straße lagen. Leider war für uns nichts dabei.
Vielleicht ist unser Schnellspanner mittlerweile Bestandteil dieser
Tasche. In der Not hilft man sich eben.
Wir fanden mit einigen Mühen ein paar Tage später einen Laden mit
Ersatzteilen. Für die weitere Strecke bis dorthin behalfen wir uns mit
einer verbogenen Speiche.
Leider ging auch meine Hinterradfelge von Mavic zu Bruch, die
Speichenösen rissen aus. Mit 26 Zoll kommt man zurecht. Es fand sich am
Festland tatsächlich ein Fahrradladen, der zwar etwas chaotisch sortiert
war, aber uns helfen konnte. Das Teil sah zwar aus, wie aus Edelstahl,
hielt aber die letzten 500km. |
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