Candad 2000

Radtour durch Britsch Columbia

 

Bildergalerie

 

  Mein Onkel in Calgary war natürlich wieder eine gute Anlaufstation. Wir konnten dort die Radkartons abstellen und vier Wochen Outdoor genießen. Er selbst, nur 60km von den Rockys entfernt, hat in 63 Jahren nie die Berge gesehen! Auf der ewigen Suche nach dem Goldrush arbeitete er in seiner Metzgerei, in Sichweite eines der schönsten Gebirge der Welt; aber er versprach mir, alles nachzuholen. Er starb mit 83, es blieb ein Versprechen.

 
  Wir waren voll in unserem Element, hatten alles dabei, was man als Nehberg-Jünger so braucht; Sogar Angelzeug. Leider gab es damals noch wenige Offroad-Alternativen für Fahrräder und so fährt man viel auf Highways mit dem entsprechenden Autoverkehr. Der ist zwar nicht mit Deutschland vergleichbar und es gibt einen fast zwei Meter breiten Seitenstreifen, aber die Trucks nerven trotzdem.
 
  Die Campingplätze sind einmalig! Meist hat man seinen eigenen Spot mit genügend Platz zu den Nachbarn. Außerdem gibt es immer einen Firepit mit kostenlosem oder manchmal günstigem Feuerholz, für abends.
Gut für Radler: manche Plätze haben  auch Walk-inn Areas. Dorthin kommen keine Wohnmobile, nur Backpacker mit Zelt. Wobei das Wort Backpacker hier wörtlich zu nehmen ist. Man wandert mit Rucksack und hat ihn nicht nur dabei um sich von den gewöhnlichen Touristen abzuheben.
 
  Wir sind sämtliche Nationalparks in British Columbia, bis fast nach Vancouver gefahren. Da man von der Straße aus wenig Gefühl für die tolle Landschaft bekommt, haben wir noch eine tolle Kanutour im Wells Grey Park für 5 Tage eingebaut.
Man verlässt für einige Tage die Zivilisation, gecampt wird auf Plätzen ohne Versorgung. Vom Boot aus kann man sie an Bojen am Strand erkennen. Man bekommt vom Ranger eine Karte mit eingezeichneten Plätzen, mit auf die Reise. Verpflegung bekommt man ganz gut in den vielen Outdoor- bzw. Military-Läden. Dort gibt es vor allem viel getrocknete Nahrung, die man dann nur noch mit Wasser aufkochen muss. Die teuren Päckchen vom Globetrotter kann man sich sparen. Die Einfuhr ist eh verboten. Am Besten sind eh Nudeln + Zwiebel + Knoblauch. Hotte hatte sogar eine ganze Tube davon gekauft - Knoblauchpaste pur!

Die Goretex Jacke (Bild) von Northface von 1994 gibt es 2020 übrigens immer noch. Nur die abgetapten Schultern mussten ausgebessert werden. Das ist Nachhaltigkeit: wenn ein Kleidungsstück über 25 Jahre hält! Leider wurde Northface an einen Chinesen verkauft. Leider geht es nicht mehr um Haltbarkeit, nur noch um Umsatz.
 
  Essen muss nachts natürlich in die Bäume gehängt werden. Oft gibt es hierfür Baumhäuser mit Stahlboden und Strickleiter, damit die Bären nicht rauf kommen. In den Seen gibt es viele Fische, wer will kann sein Glück versuchen. Begrenzt ist nur die Anzahl der gefangenen Fische pro Tag. Angelschein ist nicht erforderlich (gibt`s eh nur in Deutschland).


Was man bei vielen Amerikanern sieht: sie legen über ihr Zelt noch eine Plane. Wenn man natürlich ein Quencha oder so ein Wurfzelt nimmt, erscheint das sinnvoll. Diese Leute müssen die zusätzliches Plane aber auch nicht schleppen, die meisten sind mit dem Pickup da. Wir haben uns mal ein 3x4m Tarp für einen trockenen Essplatz zugelegt. Das erhöht auch die Stimmung an schlechten Tagen, weil man trotzdem draußen sitzen kann. Gewicht 800g.
 
  Die Dimensionen sind für eine Radtour natürlich riesig. Innerhalb von 100km hat man eigentlich noch nichts erreicht, so etwas wie Cafe`s unterwegs gibt es nahezu nicht.
Selbst in den Parks oder an den Zufahrten ist Verpflegung eine Seltenheit, man muss sich meist in Tankstellen versorgen. Die haben, vor allem für Lkw-Fahrer, riesige Mengen Chips, Fingerfood, Softdrinks und Lightbeer. 
Diana hatte mal einen extremen Unterzucker mit Zittern und kam auf dem Zahnfleisch so grade noch in einen Foodstore, wo sie dann ein Riegel rettete. Doch wenn man nur alle 4-5 Tage einkaufen kann, gehen die Vorräte am Bike schon mal zu Ende und dann wird die Sache auch zur psychischen Tortur.

 
  In den Parks erhält man nützliche Tipps von den Rangern, was man so alles unternehmen kann. Die Amis und Canadier sehen ihre Parks eher als Funpark, wo gefeiert, gegrillt, gejagt und das Wassersport-Equipement genutzt wird. Wir bekamen mal den Tipp unser Essen im Kühlschrank zu deponieren, da die Foodlocker voll waren. Wir waren scheinbar die einzigen mit Zelt, ohne Kühlschrank.
Von den Nachbarn wird man nicht selten zum Essen eingeladen. Wir lernten Linda u. Bob Hendrix aus Seattle vor Jahren beim Grillen kennen. Nun erstatteten sie uns in Canada/Banff ein Wiedersehenstreffen.
 
  Das Columbia-Icefield, damals schon am Schmelzen. Man kann es mit dem Helicopter und Offroadbussen besichtigen, was ganz bestimmt gut für dessen Erhalt ist. Hier heißt es, lieber Vorbeistrampeln....

Das Rad, ein Scott 8000, Alurahmen, war damals erstmalig im Einsatz. Mit einer Zuladung von 85kg war es eigentlich schon immer hoffnungslos überladen. Gemerkt hat man das nie und der Rahmen hat min. 10.000km gehalten. Allerdings war er damals auch noch in der USA produziert worden.
Nach 15 Jahren habe ich es an ein Asylberberheim verschenkt, mit dem Hinweis: das Rad hat schon viel von der Welt gesehen. Vielleicht sehe ich es irgendwo mal wieder fahren.....
Noch eins zur Nachhaltigkeit: die hinteren Radtaschen von Ortlieb habe ich heute noch. Die Firma wurde damals in Nürnberg-Eibach in einer Garage gegründet. Wir wohnten dort nur 2km weg, man konnte noch Prototypen kaufen. Heute ist das Weltunternehmen in Heilsbronn, die Taschen aber immer noch die Referenz. Denn sie halten und halten und halten.

 
  Bildergalerie    
  Hier habe ich noch eine Bildergalerie für Nostagiker. Weiß nicht, was mich damals geritten hat, so viele Hochkantfotos zu machen.  Bei den Dias damals, Format 3:2 war das egal, heutzutage ist das tödlich für den Betrachter mit 16:9 Formaten o.ä.