Australien 2015

 

Great Dividing Range on Pushbikes

Australien Titelbild

 

Nachdem die Welt kleiner wird und die vernünftigen Leute langsam in der Minderheit sind, war es gar nicht so leicht noch ein unkompliziertes Reiseland zu finden. Da wir in Neuseeland ein Pärchen kennengelernt hatten, die von der Great Ocean Road geschwärmt hatten, wollten wir diese Tour nun endlich verwirklichen.

Geplant war zudem die Great Dividing Range Bicycling Tour (GDR) entlang der Australischen Alpen zu fahren. Eine der Organisatorinnen versprach per Mail vor unserer Tour das Roadbook fertig gestellt zu haben. Die Tour soll auf kleinsten Straßen 4000 km entlang der Wasserscheide der australischen Alpen verlaufen. Doch leider wurde sie nicht damit fertig und so stellten wir uns von zu Hause aus eine Tour auf Nebenstraßen, Feld- und Wanderwegen zusammen. Nur die Great Ocean Road entlang der Küste musste natürlich eingebaut werden.

Die Tour verlief also von Melbourne zunächst zu den Grampians, dann zur Küste und entlang der Great Ocean Road. Per Fähre ging es am Großraum Melbourne vorbei zum Wilsons Promitory Nationalpark. Weiter durch die Snowy Mountains und dann über den Alpenhauptkamm Richtung Sydney, wo die Reise nach 6 Wochen endete.

Hier die Tourbeschreibung:   www.gps-tour.info/de/touren/detail.147990.html

 

Melbourne – Macedon (57 km)

 

Wir waren ziemlich platt nach der Anreise und gönnten uns einen zweiten Tag in Melbourne. Unser Holiday Inn für 176 Euro (regulär) die Nacht war da natürlich ungeeignet. Also buchten wir ein kleines Hotel (Quality Inn) in der der Flughafennähe welches auch Flughafentransfer anbot. Vom Holiday Inn ließen wir uns wieder zum Flughafen bringen und dort von der Konkurrenz abholen. Die Not, mit zwei Fahrradtaschen unterwegs zu sein, macht erfinderisch. Von dort ging es per Shuttle in die erste Shoppingmal um die Grundversorgung einzukaufen.

 

Also ging es einen Tag später los als geplant. Wir hatten das Navi auf Nebenstraßen (Fernstraße meiden) programmiert. Und so jagte uns das Teil gleich nach dem Flughafen über Feldwege und Wanderrouten durch ein paar Parks in der Umgebung von Melbourne. Keine 10 Minuten nach dem Start standen wir schon alleine zwischen mehreren Dutzend Kängurus und konnten es kaum glauben. War der Höhepunkt schon erreicht? Wäre tödlich, wenn man noch 2000 km vor sich hat.

 

In Sunbury gönnten wir uns den ersten Cappuccino und waren überrascht. Es sollte nicht der letzte, mit viel Liebe zubereitete Cappu sein. Das Land war uns also gleich sympathisch. Nur die Preise waren für uns „Euro-Geschädigte“ heftig. Ein Stück Kuchen 6 Euro. Unser „Warenkorb“ des statistischen Bundesamtes zuhause gönnte uns zwar jeden Monat eine Stereoanlage, aber offensichtlich keinen Kuchen  außerhalb des Euroraumes.  Wir waren erst Mal ziemlich geschockt und rechneten durch, wie wir wohl die nächsten sechs Wochen kalkulieren müssten.

 

Macedon – Creswick (76 km)

 

Der zusätzliche Ruhetag hatte sich ausgezahlt und die Strecke von nur 57 km am Vortag wurde auch belohnt. Wir hatten keinen Muskelkater. Wieder ging es über zahlreiche Forststraßen durch den „Blackforest“ und entlang unserer ersten stillgelegten Bahnstrecke (Railwaytrail). In Trendham legten wir in der urigen Ortsmitte eine Pause mit Livemusik ein. Um sich einen Tisch nehmen zu können musste man erst bei der Theke eine Bestellung abgeben, worauf man ein Tischschild mit Nummer erhält. Gut zu wissen. Tags`zuvor saßen wir noch herum ohne bedient zu werden. Anschließend ging es durch den „Wombatpark“ auf Forstwegen, wo wir auch gleich einen dieser pummeligen Kameraden sahen.

In Creswick kamen wir erst abends um sieben an. Unterwegs war das Navi ausgefallen, weil der Nabendynamo für die Stromversorgung scheinbar doch nicht reichte.  Die Strecke war allerdings auch alles andere als flach. Schließlich mussten wir von unseren Feldwegen irgendwann zurück auf die Hauptstraße um das Ziel  zu finden – ohne Navi.

Im Campingplatz machten wir erste Bekanntschaft mit den Gemeinschaftsküchen, die wirklich sauber und gepflegt waren.

Das Problem mit dem Navi (Garmin Montana) klärte sich auch noch, man muss die Hintergrundbeleuchtung komplett abschalten, damit die Batterien ca. 2 Tage komplett durchhalten. Again what learnd.

 

Creswick – Mount Buaugar (76 km )

 

Ab Creswick ging es 50 km über Wiesen und Felder, nahezu ohne Verkehr, aber mit starkem Wind. Glücklicherweise meist von der Seite. Ich erinnerte mich an einen Bericht aus www.bikemap.net bei dem ein Pärchen auf der kompletten Tour Gegenwind hatte. Gut, dass ich unsere Tour entgegengesetzt geplant hatte. Die Wiesen waren voller Kakadus.

Nach einem spitzen Cappu in Beafort stellte sich die Frage wie es weiter gehen sollte. Die App WikiCamp zeigte an, dass es in den Campingplätzen des nahegelegenen State Parks wohl kein Duschen gäbe. Selbst Wasser war nur an einem Platz vorhanden. Das Wasser war aber als nicht trinkbar gekennzeichnet. Der Preis sollte bei 38 Dollar liegen. Für „no Service“ ganz schön heftig. Wir packten also 6 Liter Wasser ein, plus 1 Kilo Tomaten, um mal unseren Flüssigkeitshaushalt etwas aufzubessern. Die ersten Tage hatten wir einfach zu wenig getrunken. Nachts wurden uns die Augen trocken und ohne mehrmals Trinken war an Schlaf nicht zu denken.

 

Am Campingplatz gab es dann große Regenwasserbehälter mit einem kleinen Wasserhahn in Bodenhöhe. Scheinbar Löschwasser. Wir zwackten 2 Liter ab um mit dem Wassersack zu duschen. Am Eingang empfing uns ein Schild: „have you booked your trip?“. Ups, natürlich nicht, was also tun. Es gab sogar GPRS-Empfang, so dass wir das gleich nachholen wollten. Der Versuch zu zahlen brach allerdings immer wieder ab. Nach einer Stunde Aufenthalt kam der einzige sonst noch anwesende Gast dieses riesigen Campinggeländes zu uns herüber gelaufen um sich auf ein Gläschen Wein dazu zu gesellen. Er erzählte uns, die Gebühren für die State Park Campingplätze seien von der neuen Regierung als Wahlversprechen abgeschafft worden. Die hohen Gebühren vorher empfand auch er als eine Zumutung für diese Ausstattung: nämlich keine.

Wir genossen den tollen Sonnenuntergang über den abgestorbenen Bäumen eines früheren Waldbrandes. Die Baumspitzen waren voller Papageien und um uns herum grasten die Kängurus.

Perfekt.

 

 

Mount Buaugar State Park Camping – Halls Gap ( 86 km)

 

Der Morgen begann eher unangenehm. Es nieselte und ein heftiger Wind kam von der Seite. Nur im Wald war es geschützter. Unser Navi führte uns auf kleinen Forststraßen und Wanderwegen durch verwunschene Wälder und offenes Grasland. Immer wieder sprangen Walabys davon.

Bis Ararat peitschte der Wind, glücklicherweise von der Seite. Als wir in`s offene Gelände kamen legte sich der Wind, auch der Regen verschwand schlagartig und wir hatten die nächsten 34 km bis Ararat Kaiserwetter. In Ararat gab es den ein oder anderen Smalltalk über das Woher und Wohin und natürlich die Bemerkung: „you luky today, about the wind “.

 

Ab Moyston drehte der Wind Richtung Nordwesten und wir kamen richtig flott vorwärts. Ohne hätten wir die letzten 47 km wahrscheinlich zeitlich gar nicht geschafft, da wir erst gegen 15:00 Uhr weitergekommen waren. Cappuccinopause musste sein. Außerdem legten wir noch einen Einkehrschwung beim Aldi Australia ein, deutsches Sortiment, australische Preise, trotzdem erheblich günstiger als die Grocerystores.

 

Auf den letzten Kilometern zählten wir jeden Einzelnen herunter. Die Landschaft war traumhaft und überall standen Herden von Kängurus, aber die Strecke wollte und wollte nicht enden. Wir kamen erst in der Dämmerung an und in den Bergen wurde es nun ziemlich kühl. Es kamen Kängurus auf die Wiese gelaufen und wir konnten sie  aus der Hand füttern. Sogar die Jungen im Beutel waren zutraulich und probierten neugierig die Grasbüschel.

 

 

Neben uns erlebten drei deutsche Mädels ihre ersten Erfahrungen als „Aussteigerinnen“ mit einem Jucycar und Dachzelt. Die wilde Lackierung des Dodge sprach Bände. „Witches on Tour to Heaven“. Nachts versagte dann scheinbar der Zaubertrank – oder der Schlafsack -  und sie setzten sich die restliche Nacht in`s Auto.

 

Halls Gap (Wandertag)

 

Wir liefen hoch zu den Pinnacles. Die Beschreibungen differierten etwas. Die Dame an der Rezeption meinte es wären 3 Stunden und 11,5 km. Leider hatten wir eine Strecke aus Garmin Adventures herunter geladen die wohl eine der wichtigsten Etappen ausgelassen hatte: die „silent street“. Als wir schon wieder am Abstieg waren und uns Wanderer von der Seite kamen die wir eigentlich überholt hatten, kehrten wir wieder um zum Plateau. Leider waren dies wieder 700 Höhenmeter hoch. Die Schlucht war es aber wert. Am Fuße des Plateaus war der Zugang zum „Grand Canyon“ leider wegen Sicherungsarbeiten gesperrt. Uns ging irgendwann das Trinkwasser aus und so hatten wir bei 29 Grad nur noch ein Ziel: eine kühle Coke! Die letzten 5 Kilometer mit trockenem Mund und Kopfweh waren kein Spaß, leichte Panik brach in mir aus.

Als wir in den  Generalstore von Halls Gap kamen, stand am Eingang eine 8x1,5 Liter Packung mit dem begehrten Nass, was wir in unserer Trance nicht sahen, war das Preisschild: 20 Dollar ! (13 Euro) Wir tranken die ersten beiden Flaschen auf Ex und dann genüsslich die kalte Coke Zero.

 

 

Halls Gap – Penshurst (93 km )

 

Die ersten 67 km pedalierten wir an einem Stück. Ein Teufelsritt ohne jegliche Änderung der Vegetation. 67 km nur Eukalyptusbäume, eine Straße komplett für uns alleine und der Blick in`s Dickicht endete nach 10 Metern. Wenn nicht immer wieder mal ein totes Känguru am Straßenrand gelegen hätte, hätten wir nicht mal ein Vorwärtskommen bemerkt. Das wäre hier was für übersättigte Großstädter die 90 Euro für eine Meditationsstunde ausgeben.

 

In Dunkel gab es drei Cafès und einen Generalstore mit Premium-preisen. Das Wasser (1,5L) für 3,5 Dollar. Es ging also noch teurer. Dafür waren die selbstgebackenen Cakes lecker und erschwinglich. Die nächsten 30 km bis Penshurst verliefen komplett flach, so dass wir die Strecke in 1 ¾ Stunden schafften. Kurz vor 17:00 Uhr kamen wir an. Am Sport- und Campingplatz stand ein Schild: Schlüssel bis 17:00 Uhr beim Postamt. Für 12 Dollar war alles inklusive. Dusche, Waschmaschine, Barbequegrill und ein kleiner Park, ganz für uns alleine.

Wir machten noch eine Shoppingtour durch die beiden einzigen Grocerystores. Der Tomatenkorb war leider schon  leer. Es gab auch nur noch eine Zwiebel. Unser Speiseplan musste also umgestellt werden. Wir kauften uns eine Packung tiefgefrorenes Kaisergemüse.

Der Stimmung in unserem Park tat dies keinen Abbruch. Rotwein dazu – perfekt ;-)

 

 

Penshurst – Warrnambool (84 km )

 

Die Strecke  von Penshurst  nach Warrnambool erinnert eher an Schleswig Holstein. Die lockeren Wolken, leichter Wind und 23 Grad machten aber gute Laune. Die 84 km spulten wir ohne Probleme herunter, vor allem weil es keine Steigungen gab.

In Hawksdall gab es nichts zu kaufen und kein Cafè. Wir hatten noch warmes Coke dabei, auch gut. In Kirkstall gab es ein Hotel für Trucker und ein Schild mit dem Hinweis: 6 Dollar Meals.

Innen saßen 7 Trucker und verfolgten die Pferderennen, auf mehreren Monitoren liefen Wettquoten. Wir bestellten einen Burger. Der Kirkyburger ist sehr zu empfehlen, größer geht`s fast nicht. Für 12 Dollar bekommt man was für sein Geld.

Ein nicht ganz nüchterner Trucker riet uns unbedingt nach Port Fairy zu fahren. Es soll zur lebenswertesten Gemeinde der Welt gewählt worden sein. Die Einschätzung teilten wir nicht und sparten uns die 18 km Umweg.

Wir bogen auf den Port Fairy – Warrambool Trailway ein und fuhren auf einer sehr schönen stillgelegten Eisenbahnstrecke parallel zum Princes Highway. Ich erinnert mich an die Einträge in Radreiseforen, wonach einige dort diskutierten ob man den Highway fahren könnte. Also ehrlich, der ist mörderisch. Ständig riesige Trucks, von denen garantiert keiner bremst. Die Chance wie eines der tausenden überfahrenen Kängurus zu enden dürfte hoch sein.

 

In Warrambool gleicht der Caravanpark einer kleinen Stadt. Wir gingen erst mal Vorräte auffüllen und bei Coles endlich wieder erschwingliches Wasser kaufen.

Abends gönnten wir uns eine „Combination“ und Spareribs beim Mexikaner „ Cactus Jam „ - sehr zu empfehlen. Die Nachosplatte ist ein Hammer!

 

 

Warrambool – Princetown (83 km )

 

Nach Warrambool ging es wieder durch offenes Weideland . Wir fuhren auf Nebenstraßen und berührten erst nach 30 km die B100, wo etwas mehr Verkehr herrscht, wobei fast alles Autos in die Gegenrichtung fuhren. Den vorgeschlagenen Streckenverläufen der Reiseführer sei dank.

 

In Peterborough gab eine Post mit Cafè und Cakes. Nun fährt man „näher“ an der Küste und es kommen immer wieder Aussichtspunkte. Am Straßenrand sahen wir unseren ersten Nasenigel, er war recht neugierig und durchpflügte die Böschung. Die Blicke waren absolut herzzerreißend.

 

Es sollte nicht der Einzige auf dieser Strecke sein. Immer wieder mussten wir anhalten um die kleinen Kerle zu filmen. Am Aussichtspunkt zu den 12 Aposteln war die Hölle los. Hubschrauber kreisten über der Bucht. Auf einem Großparkplatz standen hunderte Autos und die Insassen hetzten  durch einen Tunnel unter der Straße hindurch zum großen Selfiepoint. Wir verzichteten auf das Spektakel und fuhren einfach weiter. Der Wind war heute nicht unser Freund und wir mussten ganz schön ankämpfen um vorwärts zu kommen. Einen Kilometer weiter gab es einen Parkplatz als Ausgangspunkt für den Great Ocean Walk, dort war man ganz alleine und konnte zu den Aposteln rüber sehen.

In Port Campell haben wir uns noch mal versorgt, wobei das Wasser wieder 4 Dollar kostete. Preisabsprache ! ;-)

In Princetown landeten wir auf einem schnuckeligen Campingplatz mit Blick ins Flusstal. Für 25 Dollar war alles tadellos und die Gemeinschaftsküche ließ keine Wünsche offen.

 

 

 

Princetown – Camping „Bimbi Camp“ (Great Otway NP)  (67km)

 

Morgens regnete es heftig. Kerstin zweifelte ob wir tatsächlich in Australien sind. Erst ab 10:00 Uhr kam die Sonne raus. Wir waren skeptisch   ob es an diesem Tag noch weiter geht. Aber als wir unsere Sachen zusammen gepackt hatten, rissen die Wolken auf.

Gleich hinter Princetown fuhren wir die Old Ocean Road. Wir fragten vorher in der Grocery wo die durchnässten Traveler sich am Cappuccino wärmten. Die Frau war die Straße noch nie gefahren aber sie wusste, dass sie durchgängig ist ohne als Sackgasse zu enden. Eine schöne glatte Schotterstrecke entlang eines Flusstales. In den überschwemmten Wiesen gab es hunderte Reiher, Ibise, schwarze Schwäne und Watvögel. Der Streckenverlauf ist ein Traum. Außerdem fuhr kein einziges Auto auf diesem Abschnitt der alten B100.

 

Auf der neuen B100 wurde es später sehr bergig und wir hätten wieder 600 Höhenmeter hoch gemusst. Wir wichen auf die Johanna Road und ein Stück auf den Great Ocean Walk aus. Eine traumhafte Etappe auf Forststraßen. Dann ging es wieder steil hoch auf der B100 und ab Glenair durch ein wunderbares Schwemmland.

Wieder ging es 300 Höhenmeter hoch und dann kam endlich das ersehnte Schild „Bimbi-Camp sleeping under Koalatrees“.

Es war Halloween und sämtliche Camper horrormäßig geschminkt. Vor der großen Gemeinschaftsküche gab es Livemusik mit ein paar sehr schönen Einlagen junger Künstler. In einem mobilen Steinofen wurde Pizza gebacken. Die Kinder kamen mit dem Einmehlen des Teiges gar nicht nach. Der Campingplatz nennt sich „Sleeping under Koalatrees“. Zum Schutz der Bäume wurden alle Stämme mit 1m hohen Blechen ummantelt. Am Zustand der Bäume haben wir später oft die Koalareviere erkannt: sie waren kahl gefressenen . Mit 40 Euro war der Platz nicht grade billig, dafür wird für Familien viel geboten. Ein Streichelzoo, Hühner die mit Papageien um  die Pizzareste streiten und ein Ponygatter mit regelmäßigen Ausritten.

Wir suchten zwar die Ruhe, aber na ja, für eine Nacht kann man sich den Trubel schon mal ansehen. Glücklicherweise war um 22:00 Uhr alles ruhig. Obwohl in der Küche wirklich viel los war blieben alle cool und hilfsbereit. Habe fremde Spagetti betreut und dafür eine Herdplatte überlassen bekommen. Was für ein unverdorbenes Land. Abends gab`s „Hallo Kitty“ auf einer Großleinwand und ich musste erstmals meinen Ipod zum Übertönen einsetzen. Die Fledermäuse über den Bäumen passten zur Stimmung des Films.

Unser Nachbar war keine 20 und fuhr einen völlig überdimensionierten SUV mit Sandblechen und Aluaufbau, Dachansaugung natürlich obligatorisch. Scheinbar war er auf der Suche nach der großen Freiheit und hier sichtlich gefrustet über den Trubel. Er baute sich eine Hängematte und überspannte diese mit einer Plane. Den Sinn dieser Konstruktion erklärte er einem englichen GS-Fahrer von nebenan. Sicherheitshalber stellte er daneben sein Zelt. Morgens war die Hängematte weg und er saß im Auto. Der nächtliche Platzregen dürfte seinen  Tribut gefordert haben.

 

Bei mir war es eine große rote Ameise. Hatte mich an einen Baum gelehnt um die Gewitterstimmung am Horizont einfangen zu können. Leider hatte die Lady Ameise etwas dagegen und platzierte einen schönen Spritzer Ameisensäure auf meinem Arm. Der brannte wie Feuer und mir brach der Schweiß aus. So kommt mir keiner, dachte ich mir und trat auf die Ameise. Die drehte sich um und drohte mir mit ihren Kieferzangen. Ok. Australien! Hier wirst Du also von einer Ameise bedroht. Beim zweiten Versuch sie zu zertreten wurde sie sogar noch aggressiver und rannte auf mich zu. 

Ich hoffte dass unser leicht lädierter Reißverschluss am Zelt dicht hält und wir keine Ameisenbesuche erhielten.

 

Bimbi Camping – Lorne (66 km )

 

 

Wir starteten bei leichtem Nieselregen und trübem Wetter, der Himmel riss aber schnell auf. Von Halloween waren scheinbar alle platt, so dass wir alleine frühstücken konnten. Direkt vor dem Campingplatz erwartete uns das verdächtige Grunzen, was wir für Koalas hielten und tatsächlich saßen sie in den Bäumen.

Wir bogen in einen für Fahrzeuge gesperrten Wanderweg und fuhren durch herrlichen Regenwald. Der Weg war Teil des Great Ocean Walks. Eine Familie machte an einer Abzweigung Pause und wir tauschten die Infos über die Befahrbarkeit des Weges aus. Teile unserer Strecke waren nämlich auf keiner Karte eingezeichnet. Absicht, wie uns der Wanderer erklärte; Damit niemand auf die Idee kommt diese Strecke zu fahren. Nach einigen Haken in der Route kamen wir wieder auf die B100 und es ging in einem tollen Downhill bis Apollo Bay. Ein ziemlich überfüllter Touristenort. Wir setzten uns in den Biergarten der Brauerei und genossen ein kühles Helles.

Die Straßen waren voller Inder und Chinesen, sämtliche BRICS`ler drängelten sich an den heimatlichen Takeaways. Wir waren schon mal gespannt, wann wir einen Australier sehen würden. Unterwegs hielt neben uns ein Auto mit fünf Indern und der Fahrer fragte, wo hier die Koalas seien. Wir erklärten ihnen sie säßen in den Bäumen, dazu müsste man nur aussteigen und in die Bäume schauen. Völlig verdutzt fuhren sie weiter.

Wie wir erst später sahen, waren sie wohl auf der Suche nach Coala Cove und dem gleichnamigen Café . Dort gar es einen Campingplatz der gleichzeitig scheinbar ein Zoo war. Wir genossen den Cappuccino in einem kleinen Park nebenan und mieden den Trubel.  Auf der Strecke gab es immer wieder Nasenigel die man natürlich filmen musste. Um trotzdem gut weiter zu kommen half uns der kräftige Rückenwind.

In Lorne angekommen musste ich feststellen, gar keinen Campinplatz abgespeichert zu haben. Meine Planung sah ein Hotel oder Motel vor. Aber die Preise brachten mich nun in Schwitzen. Ab 300 Euro aufwärts. Was wir nicht wussten, es war gerade das wichtigste Pferderennen des Jahres in Melbourne und so explodierten die Preise. Glücklicherweise gab es auf der WikiCamps-App einen sehr guten Campground am Ortseingang. Die Schlüssel bekommt man in der Ortsmitte bei der Stellfläche für Wohnmobile mit „Power“. Ohne Strom („no Power“) gab`s auf einer Anhöhe vor dem Ortseingang. Dafür waren wir dort fast alleine, aber trotzdem mit Steckdosen, Barbeque und Laundry. Für unsere geplante Wanderung war der Platz ideal.

 

Wandertag in Lorne

 

Wir wanderten eine 16km -Runde zu den verschiedenen Wasserfällen, durch tolle Schluchten zurück entlang des George River zum Teddy`s Lookout. Absolut empfehlenswert!

 

Lorne – Queenscliff (87 km)

 

Die Sonne schien schon um 07:00 Uhr in`s Zelt und so kamen wir früher raus als sonst. Die Strecke bis Anglesea wäre eigentlich sehr schön, wenn an diesem speziellen Brückentag nicht Unmengen von Autos Richtung Melbourne zurück unterwegs gewesen wären. Wir wichen auf einige Beachwalks und den sehr schönen Surfbeach-Way aus. Der Campingplatz in Queenscliff ist allerdings nicht für unseren Geschmack, eher was für Familienmobile. Für die Nacht vor der Fähre geht`s. Statt Gras gab es grüne Kunststoffmatte.

 

Queenscliff - Cowes   (55 km)

 

Die Fähre ab Queenscliff geht stündlich, zur vollen Stunde. Fahrräder sind kostenlos. Preis pro Person 22 Dollar. Am Pier gab`s noch mal leckeren Cappuccino.

Die ersten 15 km durch Sorrento fährt man durch viele kleine Siedlungen bis es dann ruhiger wird. Dann wurde das ganze aber auch ganz schön bergig. Wir mussten wieder auf 200 Höhenmeter hoch, bei ständigem Auf und Ab. 100 Höhenmeter hoch, 50 runter!

In Red Hill beginnt dann ein sehr schöner Railtrail den man 9 km downhill Richtung Stony Point genießen kann. In Red Hill gibt es zwei Cafès und eine Grocery. Sie bieten viel selbstgebackenen Kuchen und saftige Preise.

In Stony Point mussten wir festellen, dass unsere eingezeichnete Fähre gar keine Autofähre war, sondern nur ein kleines Boot für Fußgänger. Die Räder wurden diesmal berechnet, insgesamt kosten 2 Erwachsene mit Rad 34 Dollar. Um 17:00 Uhr fährt die letzte Fähre, die eigentlich nur Pendler benutzen. In Cowes angekommen gab es wieder full Service, günstiges Trinkwasser und schöne Steaks für unser Barbeque.

 

Cowes – Wonthaggi (81 km)

 

Das schlechte Wetter morgens zwingt uns bis Mittag in der Küche des Campingplatzes zu sitzen. Der sehr nette Chef des „Beach Camp“ (25 Dollar) erlaubte uns zu warten bis die Sonne scheint. Er war sehr optimistisch und erklärte uns die verschiedenen Wetterlagen in dieser Gegend, wo es wohl häufig regnet.

Gleich hinter Cowes wurde es wieder einsam und schön, neben der Straße verlief ein Radweg. Ab Anderson verläuft eine alte Bahntrasse durch die Dünenlandschaft. Leider war der relativ neue Untergrund aus feinem Splitt so stark aufgeweicht, dass wir sehr stark einsanken. Das zehrte so sehr, dass wir lieber auf kleine Nebenstraßen auswichen. Nach einer Pause in Kilcanda kam die Sonne heraus, eigentlich war der Cappuccino und die selbstgebackenen Macedamiabrownies zu gut, aber wir mussten weiter.

In Wonthaggi beschlossen wir bei erneut einsetzendem Regen die Strecke für heute zu beenden.

Völlig aufgelöst kam ein Australier auf uns zu und warnte uns vor heraufziehenden Gewittern. In Melbourne hätten sie wohl schon schwere Schäden angerichtet. Ein zweiter kam hinzu und warnte uns vor dem Campingplatz weiter südlich, dort würden sie nachts unsere Räder klauen. Er schickte uns zu den Coalfields, ein Stück zurück am Ortseingang. Die Frau an der Rezeption meinte, wir täten ihr so unendlich leid, aber alle Kabinen seien belegt. So bekamen wir einen etwas geschützteren Platz unter Bäumen. Für 28 Dollar bot der Platz sogar ein Schwimmbad. Wir waren die einzigen am Barbeque und Gewitter zogen auch keine auf, es wurde ein sehr lauschiger Abend mit Papageigeschreie von hunderten von Rosenpapageien bis die Dunkelheit einsetzte.

 

Wonthaggi – Walkers Ville (65 km)

 

Wir fuhren im Nebel und Nieselregen bis Tarwin Lower, wo es erst mal Fish and Chips (18 Dollar) gab. Weiter ging es bis Walkers Ville , welches dieser Welt entrückt erscheint. Ein kilometerlanger Campingplatz, vielleicht 50 Meter breit und an einer traumhaften Küste gelegen. Der Campingplatz ist Teil des Cape Liptrack Coastal Parks, eingerahmt von dichtem Urwald, nur leider 120 Höhenmeter tiefer gelegen als die Straße auf der es am nächsten Tag wieder weiter geht. Der Warden erklärte uns den Weg zu unserer Parzelle: „ you drive one kilometer, there is your place...“

Auf der Wiese saßen verschiedene Papageien, einige davon kamen neugierig an`s Zelt und sogar in`s Vorzelt um vielleicht etwas abzubekommen.

Gut, dass uns das Wetter an diesen traumhaften Ort gezwungen hatte.

 

Walkers Ville – Titel River (77 km)

 

Morgens kochen ohne Kocher, Benzin war alle. Wir toasteten unser Brot auf dem Barbeque.

Erst mal wieder die 120 Höhenmeter hoch. Die Sonne schien, wir hatten Rückenwind und es wurde ein heißes Wochenende vorher gesagt. Die Strecke war sehr bergig und wir hatten unseren ersten Defekt: einen Speichenriss bei Kerstin`s Vorderrad. Das kostet natürlich wertvolle Zeit.

Der letzte und einzige Ort vor dem Nationalpark Wilsons Promotory ist Yanakie. Wobei die Bezeichung „Ort“ übertrieben ist. Eine Tankstelle, ein Laden, ein Cafe und vielleicht 10 Häuser. Der Generalstore ist perfekt sortiert und hat alles was man braucht. Ich kaufte mir entlich ein Kopfkissen, dass ich bisher niergendwo gefunden hatte. Da wir die Versorgung in Tidal River nicht kannten und uns nicht wieder überraschen lassen wollten, kauften wir gleich alles an Vorrat was für das Wochenende notwendig war.

Dann ging es 35 km durch den Park auf toller Strecke aber mit einigen heftigen Steigungen. Immer wenn man glaubte angekommen zu sein, kam wieder ein kleiner Pass, bis kurz vor dem Ziel. Wir kamen um 16:25 Uhr an und um 16:30 Uhr schloss die Parkverwaltung. Wir wurden auf den nächsten Tag verwiesen und gleich darauf hin verwiesen, dass dieser Platz sehr teuer ist. Wir hätten ja aber auch gar nirgendwo anders hin gekonnt. Wir fanden einen traumhaften kleinen Platz, eingerahmt von Büschen wenige Meter vom Strand entfernt.

 

 

Wilsons Promotory (Wandertag)

 

Sind mit dem Shuttlebus (kostenlos) zum Ausgangspunkt der Wanderwege am Mount Oberon gefahren. Von dort 16,8 km entlang mehrerer Bucht, wobei little Obay`s Bay am schönsten war. Wir kamen um 16:30 Uhr zurück und der einzige Laden hatte natürlich schon geschlossen. Jetzt hatten wir nicht nur kein Benzin für den Kocher mehr, sondern auch keine Lebensmittel mehr. Angekommen im schönsten Nationalpark Australiens und dann nichts mehr zu Essen – hurra!

Wir bastelten aus allen Resten noch etwas essbares und erhitzten das Ganze in Alufolie auf einem Barbeque. Als wir zurück kamen wühlte ein Wombat gerade in unserem Vorzelt. Er war völlig furchtlos und riss uns ein Loch in das Fliegengitter des Eingangs. Dafür gab es von Kerstin einen Arschtritt. Abends kamen dann noch Wallabys an`s Zelt - traumhaft.

 

 

Wilsons Promotory (Wandertag)

 

Das Gleiche nochmal, nur in die andere Richtung bis zur Leonard Bay. Der heißeste Tag bis jetzt: 33 Grad und ein kleiner Vorgeschmack auf den australischen Sommer.

 

Tidal River – Port Welshpool (80 km)

 

Morgens ging es mit Rückenwind bis Yannakie wo wir erst mal unseren Benzinkocher auffüllen mussten. Auf der Strecke war montags nichts mehr los. Viele waren scheinbar nur über`s Wochenende in den Park gekommen. Diesmal gönnten wir uns das Sonderangebot an der Tanke: einen Cappuccino mit Muffin für 5 Dollar.

Ab Yannakie bogen wir auf eine kleine Gravelroad ein von der man nach 15 km in Forster auf „the great southern Rail Trail“ kommt. Die folgende Strecke bis Welshpool ist absolut flach und führt durch buntes Weideland.

Dort nahmen wir uns eine Cabin mit Bad, Küche und 2 Schlafzimmern (75 Dollar). Die Wolken zogen zu und wir wollten trocken bleiben.  Außerdem hatte uns ein äterer Herr in Forster erzählt, dass dies wohl die regenreichste Gegend Australiens sei und der Frühlich war noch nie so verregnet gewesen. Erst Ende der Woche sei Besserung in Sicht.

 

Unsere Nachbarn in der Cabin neben uns  luden mich auf ein Bier ein. Sie wollten „the complete Story“ hören. Einer der beiden kam aus Sunbury , wo wir am ersten Tag hindurch gefahren waren. Er konnte sich gar nicht einkriegen, dass wir diese Strecke „on pushbikes“ gefahren waren. Nun wussten wir endlich was Pushbikes waren: Räder die durch Treten fortbewegt werden. Wir hatten die Schilder immer wieder gesehen und gedacht, irgend einen Trend verschlafen zu haben.

 

Wir fragten gleich nach dem Streckenverlauf der nächsten Tage und erhielten die Antwort: „You could do anything, you are in australia!“ und dann noch eins obendrauf: „You could drive anywhere with your pushbikes, you are german!“

 

Für den nächsten Tag war eine flache Strecke geplant. Im Zimmer lag aber eine Broschüre der Radwege in Gippsland auf. Die Tour 29 und 30 war meine ursprüngliche Planung zuhause gewesen. Wegen der großen Höhenunterschiede und einem Pass auf 1200 Meter verwarfen wir diese Alternative eigentlich. Aber dann sahen wir die Bilder durch den Wald des Tara Bulga Nationalparks und entschieden uns für diese offizielle Mountainbiketour durch Riesenfarnwälder und über eine malerische Hängebrücke.

 

Port Welspool  - Rosedale ( 96 km)

 

Es regnete! Wir veränderten den Streckenverlauf abermals über Yarram nach Rosedale. Dadurch konnten wir 10 km sparen, trotzdem waren es 90 km komplett im Nieselregen. Wir bogen zunächst in die Telegraph Road ein. Laut Auskunft der Dame vom Campingplatz und ihrem Plan an der Wand war dies eine durchgängige Strecke. Bei mir im Navi war es als Pfad eingezeichnet, aber fahrbar markiert. Der erste Teil der Strecke war herrlich auf feinem Splitt, es ging durch offene Wälder und immer wieder an Kängurus vorbei. Dann ging der Weg in eine Sandpiste über, anfangs noch ausreichend tragend, später ziemlich aufgeweicht und aufgewühlt von Offroadreifen. Wir schoben an den weichen Stellen und waren sogar ganz guter Laune dabei. Als wir die letzten 3 km geschoben hatten und die Spurrillen fast 30 cm tief wurden, setzte allerdings die Panik ein, ob wir denn heute überhaupt noch irgendwo ankommen würden. Die Räder verklebten mit dem Sand und so schoben wir irgendwann immer schwerer werdende „Sandbrocken“ vor uns her.

 

 Um nicht auszukühlen machten wir keine Pause bis Port Albert. Dort gab es eine Tankstelle/Grocerie mit warmen Essen und Cafe. Der Besitzer, eigentlich Postbeamter und Tankwart, kochte uns einen Kaffee. Per Videomail sagte er allen Tennispartnern für heute ab. Als wir nach dem Wetter fragten meinte er, es klart wohl bald auf. Von wegen, es regnete bis Rosedale weiter. Die sehr kurvige Strecke verläuft eigentlich herrlich durch dichte Wälder. Leider teilten wir uns das enge Sträßchen mit einigen Holzlastern, die keinerlei Anstalten machten, auszuweichen. Kein Spaß. Eine Höchstgeschwindigkeit haben die Dinger scheinbar auch nicht. 80 km/h fahren sie jedenfalls nicht.

In Rosedale gab es einen Carpark über den im Wikicamp nichts gutes stand: „schlafen Sie lieber unter der Brücke am Ende des Ortes!“ Wir wollten aber wieder eine Cabin nehmen und fuhren erst mal in diese Mischung aus Schrottplatz und Messi-museeum ein.

Die Lady war dann aber sehr hilfsbereit und gab uns gute Tipps für die weitere Tour. Die Cabin für 100 Dollar war kein Schnäppchen, aber groß und kompfortabel. Im Ort gab es einen kleinen Supermarkt (IGA) und so war zumindest der Abend gerettet.

Für den weiteren Weg war nun die Frage wie wir entlang der A1 fahren sollten. Die Lady vom Campingplatz empfahl uns einfach den Zug zu nehmen. Man könne die Räder ohne Kosten mitnehmen und die Abfahrtszeit morgens um 10:00 Uhr wäre ganz gut für uns.

 

Rosedale – Bairnsdale ( Zug)

 

Der Zug kostete 20 Dollar (10 p.P.). Der Schaffner war sehr hilfsbereit, der Zug ist sehr gemächlich unterwegs und beim Ein- und Aussteigen gibt es keinerlei Hetze. Weil die erste Klasse fast leer war ließ uns der Schaffner gleich dort bei den Rädern hinsetzen. Das Gepäck ist während der Fahrt im Gepäckabteil abgesperrt.

In Bairnsdale nahmen wir uns wieder eine Cabin, diesmal „no ensuite“ für 75 Dollar. „Ensuite“ steht für Badezimmer. Beim Versuch zu kochen fiel der Strom aus,  so dass wir als Ersatz eine große Cabin mit Bad bekamen. Der Ort bietet alles was man braucht, auch einen gut sortierten Fahrradladen (hauptsächlich Giant-Räder). Abends checkte ich die Räder und musste feststellen, dass die Bremsen völlig runter waren. Also wechselten ich abends  die Bremsbeläge, die wir uns scheinbar auf der Telegrafroad herunter geschmirgelt hatten. Leider gab es für Magura in Bairnsdale keine Ersatzbeläge.

 

 

Bairnsdale – Buchan Caves (85 km)

 

Fuhren auf dem Gippsland Railwaytrail – brettl-eben! Ca.  15 km vor  Nowa Nowa verließen wir diese herrliche Strecke aber, um auf der C608 Richtung Orbost  weiter zu fahren. Durch den Regen war der relativ weiche Splitt aufgeweicht und somit ziemlich kräftezehrend. In drei Stunden waren wir gerade mal 30 km weit gekommen, obwohl die Strecke keine Höhenmeter aufwies.

Auf der C608 gab es einen sehr breiten Seitenstreifen und wir kamen flott vorwärts. In Bruten gab`s die obligatorische Cappuccino-Pause. Einige hundert Motorradfahrer waren im Ort und zeigten, was man alles an eine GS schrauben kann. Es war der letzte Tag der landesweit größten Motorradveranstaltung zugunsten krebskranker Kinder. So wie die Motorräder aufgerüstet waren hätte man denken können, in Australien gibt es einen Touratch-Lagerverkauf.

 

Es ging weiter nach Buchen, wo wir im Stonehenge Farmstay übernachten wollten. Der Platz bei den Buchen Caves sollte teuer, überfüllt und abgewohnt sein. Der Stonehenge lag ziemlich gut versteckt hinter einigen fiesen Anstiegen und war schließlich: geschlossen!

Also doch zu den Caves! Danke für den Umweg – liebe Netzgemeinde.

Der Platz war trauhaft mit einer kleinen Parkanlage und rauschendem Bächlein. Abends kamen Wallabys an`s Zelt. 45 Dollar war natürlich gehobene Preisklasse, aber absolut angemessen.

 

 

Buchan Caves –  Wulgulmerang (65 km)

 

Morgens kauften wir sicherheitshalber zwei Liter Coke Zero in der winzigen Grocery. Es gab ein Cafe`und einen Generalstore. Unsere Strecke wäre eigentlich entlang der Old Snowy Mountain Road verlaufen, aber die hatten wir verpasst. Ein paar Höhenmeter mehr schienen anfangs nicht schlimm aber dann ging es rauf und runter mit ziemlich fiesen Gegenanstiegen. Laut Navi sollte in Gelantipy ein Hostel, ein Cafe und eine Tankstelle sein. Dieser „Karooma Park“ existierte zwar, aber Personal war nicht vor Ort. Auch Klingeln an der Tankstelle brachte nichts. Gut dass wir 2 Liter Coke für unsere Pause dabei hatten. Unser Navi versprach nichts gutes, wir hätten noch weiter hinauf auf 1120 Hm gemusst, tatsächlich war dann bei 928 Hm Schluss.

Wir hörten immer wieder tiefes Grunzen in den Bäumen und tatsächlich: Koalas! Sie saßen in ihren Astgabeln und dachten was sind das für komische Leute. Scheinbar waren sie grade mal aufgewacht, von ihrem 20stündigen Schlaf, den sie täglich halten.

 

Ab der Abzweigung auf die C680 begann die Gravelroad, dafür aber ein ganzes Stück bergab. Wir fuhren weiter bis Wulgulmerang, wohin alle Schilder zeigten. Der Ort besteht nur aus weit verstreuten Häusern ohne Infrastruktur. Wir hatten einen Kommentar in Wikicamps gefunden, dass man dort zelten konnte. In der Fußball- und Bullriding-Anlage gab es tatsächlich einen Hinweis, dass man hier campen durfte. Für 10 Dollar, die man unter der Tür durchschieben sollte, konnte man die Duschen und Toiletten benutzten. Ein herrlicher Sonnenuntergang und dutzende von Kängurus beendeten diese herrliche Etappe. Wir waren alleine auf diesem Platz.

 

 

Wulgulmerang – Jakobs River Campground

 

Endlich super Wetter. Die schlechte Großwetterlage war wohl überstanden. Wir konnten dies nicht überprüfen, da in den kompletten Snowy Mountains kein Handyempfang vorhanden war.  Drei Tage Offline! Genial. Morgens kam der Platzwart noch auf einen Plausch vorbei und beschrieb uns die nun folgende Strecke und den Höhenverlauf.

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Bei Kaiserwetter ging es entlang eines herrlich ausgesetzten Schottersträßchens. Außer ein paar KTM-Fahrern kam uns nichts entgegen. Von 1200 Hm ging es hinunter nach Suggan Buggan entlang eines traumhaften Downhills, bei dem man das Rad gefahrlos rollen lassen konnte. Auch bei der Steigung hatten die Australier diesmal mitgedacht. Außer einem  schmucklosem Camping und einem historischen Schulhaus gab es dort aber nichts, also mussten wir auf der anderen Seite wieder 660 Höhenmeter hinauf strampeln. Inklusive einiger fieser Anstiege. Bei Willis Camp kommt man an die Bundesstaatsgrenze zu New South Wales. Die Strecke wird flacher und führt am herrlichen Snowy River entlang. Erst hier sahen wir wieder ganze 5 Autos. Wir entschlossen uns in Jakobs River Camp zu bleiben, ganze 2 andere Personen taten dies auch. Ein kleines Camp mit ca. 5 Stellplätzen, einem Plumpsklo, einem Fluss zum Baden, ein paar Kängurus die abends durch den Fluss hoppelten – was will man mehr. Bei sternenklarem Himmel zündeten wir unser erstes Lagerfeuer an und genossen „the great Outdoor“. 

 

 

Jakobs River – Jindabyne ( 53 km )

 

Gleich morgens ging es 300 Höhenmeter hoch auf 1100 m. Wir brauchten frisches Wasser, nahmen aber nichts aus unserem Jakobs River, weil es doch sehr schlammig war und die Sedimente sofort den Filter verstopften. Mit jeweils einem halben Liter fuhren wir los. Nach fünf Kilometern traf ein kleinerer Bach (lt. Karte ein Stream) auf den Jakobs River. Leider fanden wir auf den folgenden Kilometern keinen Zugang zum Wasser, weil dieser Stream tief in einer Schlucht verlief. Schließlich sahen wir die Wassefälle in weiter Ferne und langsam begannen die Zweifel ob wir auf 1000 Metern bei dieser trockenen Hitze noch etwas finden würden. An einem Outlook gab es eine kleine Pfütze im Straßengraben, aber mehr als einen halben Liter gab das Rinnsal nicht her. Außerdem saß dort eine kleine Schlange so dass ich erst zum Rad zurücklaufen musste um den Foto zu holen. Schnell war eine halbe Stunde in der Hitze verplempert und immer noch kein Wasser gefunden. Wir hielten ein Auto an und fragten die beiden nach Wasser, sie hatten aber selber nur einen halben Liter übrig. Ein Ranger auf Patrolie erklärte uns dann, dass ca. 3-4 Meilen weiter eine Lichtung mit einem Bach käme. Sollten wir es nicht schaffen bot er uns seine Hilfe bei seiner Rückfahrt an, schließlich wäre es mit dem Auto nur noch eine halbe Stunde bis Jindabyne. Mit dem Rad über die Berge sollten es noch drei Stunden werden. Die Strecke führte weiter nach oben über traumhafte Kehren mit Aussichten in endlose Hügellandschaft, aber eben kein Wasser. Wir trockneten so langsam aus. Der Bach kam auf 1200 Meter Höhe in einem Hochmoor mit Weidenwirtschaft. Entsprechend dunkel war das Wasser selbst nach dem Filtern. Aber so kamen wir wenigstens ohne Kopfschmerzen weiter. Unterwegs hatte noch jemand eine Halbliterflasche verloren – selten so begeistert warmes Wasser getrunken!

Die weitere Strecke außerhalb des Snowy Mountain NP war ein ewiges Auf und Ab bis „Grosses Plains“. Dann ging der Teer los und die Strecke verlief in leichten Bögen und sanften Hügeln durch Wiesenlandschaft mit riesigen Granitblöcken übersäht – traumhaft. 18 Km zum Genießen.

 

In Jindabyne trafen wir die ersten Radler, ein Pärchen aus Schleswig Holstein. Sie fuhren in die Gegenrichtung bis Tasmanien, in 12 Wochen. Wir tauschten ein paar Tipps für die Strecke und genossen das Barbeque vor herrlichem Seeblick.

 

Jindabyne (Ruhetag)

 

Wir genossen den Tag im Ort, kauften Nachschub und schrieben die wichtigste Postkarte des Urlaubs an unseren Gott der Radmechaniker: Oliver von Speiche und Co.

 

In der Rezeption informierten wir uns über den weiteren Verlauf unserer Tour und fragten nach der schönsten Alternative bis zu den Blue Mountains. Die Dame schwärmte, dass die Runde über den Kosziuszko Nationalpark die schönste Strecke sei, die wir fahren könnten. Für uns bedeutete die 280 zusätzliche Kilometer und einige tausend Höhenmeter mehr. Egal, von den Snowy Mountains waren wir so begeistert, dass wir uns für diese Variante entschlossen.

 

Jindabyne – Tom Groggins Campground

 

Die ersten 33 km verliefen durch offenes Wiesenland, immer wieder vorbei an den herrlichen Snowy Eukalypten. Einziges Manko: es ging immer wieder 100 Meter hoch und wieder 50 runter. Sehr demoralisierend. Irgendwann ist man dann doch auf 1400 Meter und in Thredbo angekommen. Die Geschäfte dieses Wintersportortes waren fast alle geschlossen. Einen super Cappuccino mit riesigem Muffin gab es trotzdem noch und der Foodworks Supermarkt hatte auch offen (ziemlich versteckt auf der oberen Etage der Promenade; Preise normal wie in Jindabyne). Danach ging es weiter hoch bis Dead Horse Gap auf 1586 m, was gleichzeitig die „Great Dividing Range“ darstellt – dem Grund unserer Reise, wir wollten ja entlang der Great Dividing Road fahren. Diese lose Zusammenstellung von Fuß- und Forstwegen sollte eigentlich bis Oktober 2015 fertig gestellt werden. Die Autorin von greatdividingroad hielt uns per Mail aber immer wieder hin: „we work with highpressure on the roadbook – tell me when you start“ Da dieses Roadbook bisher nicht erschien, stellten wir uns die Strecke entlang der australischen Alpen schließlich selbst zusammen.

Die Überfahrt über Dead Horse Gap war ein absolut erhebender Moment bei tollem Seitenlicht  über die weißen, abgestorbenen Bäume.

Danach ging es 18 km bergab, natürlich nicht ohne Gegenanstiege. Die ersten 10 km gemächlich, so dass man fast nicht bremsen musste. Dann aber 7 km steil mit engen Haarnadelkurven, so dass wieder unser Bremsbeläge gefordert waren. Die Scheiben wurden zwar schwarz aber die Beläge hielten durch.

Wir blieben am Tom Groggin Campingplatz, trauhaft auf einer großen Lichtung mit Fluß gelegen. Abends kamen mehrere Herden Kängurus zu den Zelten gelaufen, die alle weit verstreut aufgestellt waren. Im sauberen Fluß neben dem Zelt konnte man Baden. Ein top Tag!

 

Tom Groggin – Khancoban (52 km)

 

Fuhren zunächst bis Kheesi Resterea, eine insgesamt ausgeglichene Strecke durch herrlichen Eukalyptuswald. Ab dort wollten wir den Bicinentaltrail fahren und die zusätzlichen 500 Höhenmeter und 6 km Umweg zu sparen. Nach 50 Metern war aber Schluss. Also fuhren wir wieder zurück zur Straße. Den Hinweis „4x4“ sollte man an dieser Stelle mal ernst nehmen. Nach 2 km kam ein Abzweig auf den Geezi Whaals Trek, der lt. Navi durchgängig fahrbar war. Die ersten 5 km verliefen herrlich eben, leicht bergab bis zu einem Trailhead des Whaalstrek. Es folgten zwei Kilometer Schieben, extrem steil, mit einer Planierraupe frisch präpariert, aber eben unfahrbar. In zwei langen Serpentienen schoben wir 350 m nach oben. Eine Stunde Schieben und man ist wieder auf 720 m. Es folgen 10 km super downhill und zum Schluss natürlich wieder ein 75 Hm Gegenanstieg den man nur schiebend schafft.

Kerstin war ziemlich fertig als wir endlich auf der Teerstraße 6,5 km vor Khan Coban ankamen. Die letzten 500 m war eine Weide mit Angusrindern, die gar nicht begeistert schauten. Die Fahrt endete an einem Gatter, welches martialisch darauf hinwies, dass dies kein Durchgang sei. Glücklicherweise war es nicht versperrt und wir konnten auf die Straße ins „Freie“.

In Khan Coban trafen wir wieder auf die beiden Radler aus Glücksburg, die sich für diese Strecke drei Tage Zeit gelassen hatten. Leider hatten die Läden schon geschlossen. Für einen ersten Cappuccino mit Muffin in Shanons Cafè  hat es dennoch gereicht. Das Einzige was wir noch für`s Abendessen kaufen konnten waren 12 Eier, lt. Karton vor einem Monat abgelaufen. Die Verkäuferin war überrascht als wir den Karton hinstellten, dass sie noch Eier im Angebot hatte. Auw-Ei-a !

Hier in der Ebene hatten wir nun 35 Grad, eine Hitzewelle vom Inland sollte über den Osten ziehen.

Zum Abendessen gab`s für jeden 5 Eier „ohne“ (Beilagen). Glück dass wir noch 4 Liter bei uns hatten. Der Abend wurde ein lustiger und interessanter Plausch mit den Glückburgern.

 

 

Khancoban – Bradlais Hut (48 km)

 

Morgens mussten wir erst noch Vorräte auffüllen, der Grocerystore bot allerdings nur das Notwendigste. Das Geschäft ist Kneipe, Bibliothek, Videothek und Post in Einem. Brot und Tomaten waren frisch, dafür war die Chillipaste 2014 abgelaufen.

Auf den ersten Kilometern hatten wir eine regelrechte Fliegeninvasion, Atmen wurde zum Risiko. Ab Beginn des Nationalparks hatte man dann einigermaßen Ruhe von den Plagegeistern, die wohl auf Körperflüssigkeiten aus sind. Die Straße verlief schnurstracks bergauf, nach 10 km waren wir schon auf 1100 m. Bei 300 Höhenmetern waren wir gestartet. An der ersten Rest-Area sprach uns ein Wanderer an und beschrieb uns den weiteren Verlauf als leicht hühgelig. Wir erwähnten, dass es aber noch 500 Höhenmeter hoch gehen müsste. Er bedauerte dies im Auto gar nicht bemerkt zu haben. Auf seiner Topokarte sahen wir nach, wo es Wasser geben könnte. Sein Hinweis: „You will habe plenty of water“, gab uns Hoffnung.

Der Rest der Strecke verlief wirklich in leichten Kehren, die Höhenmeter schmolzen dahin und irgendwann waren wir auf 1585 m in einer fast surrealen Landschaft.

Es sah aus wie einen Tag nach der Schlacht um Mittelerde. Tausende weiße, abgestorbene Bäume, umringt von gelb blühenden Ginster. Eine Wolkenschicht ließ nur einen Spalt Sonnenlicht vom Horizont auf die dann immer röter werdenden Stämme fallen. Der Platz an der O`Brien and Bradlay Hut gehörte uns alleine und die Abendstimmung war märchenhaft. Die Nothütte dient Wanderern und ist nur mit einem offenen Kamin ausgestattet, der Rest ist leerer Holzboden. Die Rest-Area darf auch zum Campen benutzt werden, bietet aber nur einer „Party“ Platz. Ein Stückchen bergab gab es einen Bach zum Waschen in eiskaltem Wasser. Mit dem letzten Tropfen Benzin kochten wir unser Essen. Die letzte Tankstelle hatten wir in Jindabyne gesehen.

 

 

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Bradleys Hut – Yarrangobilly (58 km)

 

Die Nacht auf 1560m war sternenklar und bitterkalt. Dafür gab es einen stahlblauen Himmel am Morgen. Das Benzin reichte sogar noch für einen zweiten Kaffee. Wir hofften auf Cabramurra. Dort gab es ein Cafè mit Grocery und eigentlich auch eine Tanke. Der höchste Ort Australiens hat 60 Einwohner und gleicht eher einer Kaserne mit Community Hall. Die Tankstelle war jedoch wegen des eine Woche zuvor durchgezogenen Unwetters ohne Strom. Nun waren wir definitiv ohne Kocher unterwegs und fragten nach der nächsten Möglichkeit Essen zu kochen. In Yarrangobilly sollte es am Campinggelände Barbequestellen geben. Angeblich mit münzfreiem Gas. Ein Laden sollte dort auch sein. Wir kauften also für Barbeque in der kleinen aber gut sortierten Grocery ein.

Die Strecke bis Cabramurra war herrlich, erst hoch auf 1500 durch die Wälder aus weißen Baumstämmen. Am Tunu Pond Dam ging es 400 Hm runter, die man auf der anderen Seite natürlich wieder hochstrampeln muss. Die Straße ist aber völlig autofrei, verläuft in schöner Landschaft und ist nicht allzu steil.

Nach Cabramurra bleibt die Straße über 1400 m und verläuft weiter durch malerische Wälder.

An der Junktion zum Snowy Mountain Highway (B72) gibt noch Mal eine kleine Restarea, danach geht die Strecke über alpine Wiesen. Sie  könnte aber auch in Kalifornien oder Nevada verlaufen.

Fast eben fährt man bis Yarranbilly Village, wo es nichts gibt außer vier Firepits, 1 Toilette und eine ehemalige Polizeistation aus Holz, die vor 100 Jahren als Zentrum dieser „Flächengemeinde“ galt. Service oder Einkaufsmöglichkeiten gibt es nicht. Unser Barbeque wäre in Yarranbilly Cave, 6 km abseits der Straße gewesen. Da waren wir schon vorbei gefahren. Einen km weiter  gab es gefällte Baumkronen, welche ich mit Spanngummis ans Rad band um sie zurücktransportieren zu können. Auf dem Feuer gab`s dann Hackfleischburger – lecker.

Natürlich kamen wieder Kängurus über den Bach gesprungen und leisteten uns Gesellschaft auf der kräftig grünen Wiese.

 

Yarrangobilly – Tumut ( 70 km)

 

Mit der Glut vom Vorabend kochten wir Kaffee und rösteten die Toastbrote. Auf der leeren Straße radelten wir hoch bis zur Great Dividing Range, von wo aus es auf einem 8 km Downhill bis Talbingo ging. Nach 1100 Höhenmetern bergab gab es endlich ein Shoppingcenter. Zumindest laut Schild. Wieder war es aber nur eine Post, ein General Store und ein Antiquariat. Immerhin gab es vor dem Geschäft einen öffentlichen Wasserspender. Leider hatten wir den erst beim Verlassen des Ladens gesehen und schon das kostspielige Nass gekauft. Wir tranken also zusätzlich einen Liter auf ex um die Reserven aufzufüllen und kamen so mit 4 Liter für die Folgestrecke aus.

Ab Talbingo ging es 20 km dem Tumutlake entlang und der Verkehr an Trailern mit Booten nahm deutlich zu. Beiderseits der Straße stehen immer wieder Känguruähnlichen und wilde Emus. Leider sind die Straßengräben auch mit Skeletten von Kängurus übersät. Die dicken Stoßfänger der SUVs lassen ahnen, dass die Autofahrer hier wohl nicht bremsen. Diese Erfahrung durften wir beinahe auch selbst machen.

 

Tumut – Wee Jasper (60 km)

 

Der Campingplatz in Tumut liegt am gleichnamigen Fluss, der sich als ziemlicher Strom erwies. Die hochgerüsteten Camper stehen abends in Reih und Glied und versuchen ihr Anglerglück. Nach 5 Minuten geben sie aber meist auf und gehen zurück zum Grand Cherokee, V8, um auf dem Campingstuhl im Anglerlatein zu schwelgen.

Die Strecke bis Wee Jasper ist als Tourist Route 7 ausgewiesen und dem entsprechend landschaftlich schön. Wir waren trotzdem die Einzigen auf dieser Strecke. In leichten Schwüngen einem Creek folgend führt die Strecke zunächst hoch auf 500 m, dann wieder sanft dahin um dann nochmals auf 920 m hoch zu kraxeln. Alles in sanften Steigungen mit tollen Aussichten. Der Wind kam von hinten, ein Vorteil den die Fliegen nutzten um uns auf die Nerven zu gehen. Bei normaler Fahrt oder Gegenwind stören sie nur beim Pause machen. Aber nun krochen sie in jedes Nasen- und Ohrenloch. Man hatte 100 Begleiter auf dem T-Shirtrücken, die jede Gelegenheit nutzten nach vorne in die Augen zu fliegen. Wir zogen uns lange T-Shirts über den Kopf und ließen nur ein Guckloch frei.

In Wee Jasper, eine Art Landschaftsschutzgebiet mit 2 Campingplätzen, war außer uns nur eine Familie zu Gast. Das nette Besitzerpärchen freute sich über unser Kommen empfing uns an der Zufahrt. Im Fluß konnte man super schwimmen, das Wasser war angenehm warm. Über den Köpfen flogen die Rosenpapageien und Kakadus uns schimpften in den Sonnenuntergang hinein. Traumhaft. Für Notfälle kann man Brot, Eier und Milch beim Campingwirt kaufen.

 

Wee Jasper – Yass (60 km)

 

Die Strecke verläuft weiter durch tolle Creeks durch sanft Hügellandschaft. Die urigen Bäume sind jeder für sich ein Foto wert.

Leider fraßen uns die Fliegen förmlich auf und wir entschlossen uns bis nach Yast zu fahren um dort in den Zug nach Sydney zu steigen. Eine Woche Sydney – statt nur einem Abend, war wahrscheinlich ein gute Idee.

Die Dame am Zugschalter las ein Buch, wir waren die einzigen Kunden. Für 12 Dollar bekamen wir einen Fahrradkarton und sogar Klebeband dazu. Die Dame war sehr hilfsbereit und bucht uns eine erste Klasse Suite mit kleinem Bad im Zug, die zweite Klasse war ausgebucht. Da man für Gewicht bzw. Gepäck extra bezahlen hätte müssen, war die 1. Klasse im Grundpreis zwar 40 Dollar teurer, insgesamt kam man aber auf den gleichen Betrag.

Morgen wollten wir mit Kreditkarte zahlen und mussten feststellen, dass diese wohl noch im Automat der Schalterdame steckte. Sie freute sich auf unser kommen, gab mir die Karte und sagte, dass dies der Grund sei, warum in Australien immer eine Handynummer erfragt wird um in solchen Fällen anrufen zu können.

 

Wir fuhren also Richtung Sydney im Zug. Die spannende Frage war nun nur noch wo wir wohl übernachten würden. Wir fanden eine Jugendherberge in der Uni, die während der Semesterferien die Studentenzimmer vermietet. Dem Taxifahrer am Bahnhof zwengten wir ein Rad in den Kofferraum und baten ihn uns einzeln zu transportieren. Er war Asiate und sein Wiedergeburt wäre gefährdet, hätte er mich nicht anschließend abgeholt. Kerstin stieg also in das Taxi ein, ohne zu wissen wo es hin ging, der Taxifahrer sollte einfach nur einem Gay-Pärchen im Taxi vor ihr folgen. Er schwitzte und fuhr ständig über rot, erst als er ankam, kannte er sein Ziel. Mit einer saftigen Gebühr für die Anfahrt holte er dann mich ab. Egal – besser als sich zu verlieren, in einer Megacity.

 

Wir genossen die folgenden 6 Tage in Sydney und waren glücklich wie selten diese doch ziemlich anstrengende Strecke gefahren zu sein.

Morgens fuhren  wir jeweils  mit der Bahn  zu den Blue Mountains, zur Bondibeach, wo wir per Post unsere Fahrradtaschen verschickt hatten und zu einigen herrlichen Küsten zum Wandern.

 

Ein gelungener Abschluss.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 






Bildergalerie

Ein paar Daten:

Anreise über Dubai - Kuala Lumpur (übel ! da man aussteigt, 2 Stunden wartet um dann in den selben Flieger zu steigen)

Freigepäck: 30 Kg bei Emirates; für 120 Euro one way gibt es 10 Kg “Sportgepäck” dazu, so dass man insgesamt 2x30 + 2x 5 (Handgepäck) + 1x10 Kg auf 40 kg Gepäck (incl. Rad pro Person kommt) ....reicht knapp!

Die Räder wurden nicht gerade pfleglich behandelt, es war ziemlich viel kaputt bei der Ankunt. Leitungen verknickt, Bremsscheibe verbogen, Schaltaugen verbogen, Zahnkranzzacken abgebogen....obwohl alles abgebaut und gepolstert war. Räder unbedingt reinigen und von Erde befreien!!

Die Schwalbe Mondial (früher Marathon) haben sich bewährt. die Perfomance-Version reicht vollkommen (19 Euro). Radhändler gibt es nur entlang der Küste und in Jindabyne. Für Barbecue am besten “Sprühöl” und eine Alufolie kaufen.

Gegen Fliegen hilft nur ein Fliegennetz über dem Kopf. Schlangen haben wir nur flüchtend oder tot gesehen. Nachts unbedingt die Taschen mit Lebensmittel in Bäumen aufhängen, sonst gibt`s ungebetenen Besuch.

Als App sei das Verzeichnis australischer Campingplätze Wikicamp empfohlen (5 Dollar), da ist alles super beschrieben.

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