Great Dividing Range on Pushbikes
Nachdem die Welt kleiner wird und die vernünftigen Leute langsam
in der Minderheit sind, war es gar nicht so leicht noch ein
unkompliziertes Reiseland zu finden. Da wir in Neuseeland ein
Pärchen kennengelernt hatten, die von der Great Ocean Road
geschwärmt hatten, wollten wir diese Tour nun endlich
verwirklichen.
Geplant war zudem die
Great Dividing Range
Bicycling Tour (GDR)
entlang der Australischen
Alpen zu fahren. Eine der Organisatorinnen versprach per Mail
vor unserer Tour das Roadbook fertig gestellt zu haben. Die Tour
soll auf kleinsten Straßen 4000 km entlang der Wasserscheide der
australischen Alpen verlaufen. Doch leider wurde sie nicht damit
fertig und so stellten wir uns von zu Hause aus eine Tour auf
Nebenstraßen, Feld- und Wanderwegen zusammen. Nur die Great
Ocean Road entlang der Küste musste natürlich eingebaut werden.
Die Tour verlief also von Melbourne zunächst zu den Grampians,
dann zur Küste und entlang der Great Ocean Road. Per Fähre ging
es am Großraum Melbourne vorbei zum Wilsons Promitory
Nationalpark. Weiter durch die Snowy Mountains und dann über den
Alpenhauptkamm Richtung Sydney, wo die Reise nach 6 Wochen
endete.
Hier die Tourbeschreibung:
www.gps-tour.info/de/touren/detail.147990.html
Melbourne – Macedon (57 km)
Wir waren ziemlich platt nach der Anreise und gönnten uns einen
zweiten Tag in Melbourne. Unser Holiday Inn für 176 Euro
(regulär) die Nacht war da natürlich ungeeignet. Also buchten
wir ein kleines Hotel (Quality Inn) in der der Flughafennähe
welches auch Flughafentransfer anbot. Vom Holiday Inn ließen wir
uns wieder zum Flughafen bringen und dort von der Konkurrenz
abholen. Die Not, mit zwei Fahrradtaschen unterwegs zu sein,
macht erfinderisch. Von dort ging es per Shuttle in die erste
Shoppingmal um die Grundversorgung einzukaufen.
Also ging es einen Tag später los als geplant. Wir hatten das
Navi auf Nebenstraßen (Fernstraße meiden) programmiert. Und so
jagte uns das Teil gleich nach dem Flughafen über Feldwege und
Wanderrouten durch ein paar Parks in der Umgebung von Melbourne.
Keine 10 Minuten nach dem Start standen wir schon alleine
zwischen mehreren Dutzend Kängurus und konnten es kaum glauben.
War der Höhepunkt schon erreicht? Wäre tödlich, wenn man noch
2000 km vor sich hat.
In Sunbury gönnten wir uns den ersten Cappuccino und waren
überrascht. Es sollte nicht der letzte, mit viel Liebe
zubereitete Cappu sein. Das Land war uns also gleich
sympathisch. Nur die Preise waren für uns „Euro-Geschädigte“
heftig. Ein Stück Kuchen 6 Euro. Unser „Warenkorb“ des
statistischen Bundesamtes zuhause gönnte uns zwar jeden Monat
eine Stereoanlage, aber offensichtlich keinen Kuchen
außerhalb des Euroraumes. Wir waren erst Mal ziemlich
geschockt und rechneten durch, wie wir wohl die nächsten sechs
Wochen kalkulieren müssten.
Macedon – Creswick (76 km)
Der zusätzliche Ruhetag hatte sich ausgezahlt und die Strecke
von nur 57 km am Vortag wurde auch belohnt. Wir hatten keinen
Muskelkater. Wieder ging es über zahlreiche Forststraßen durch
den „Blackforest“ und entlang unserer ersten stillgelegten
Bahnstrecke (Railwaytrail). In Trendham legten wir in der urigen
Ortsmitte eine Pause mit Livemusik ein. Um sich einen Tisch
nehmen zu können musste man erst bei der Theke eine Bestellung
abgeben, worauf man ein Tischschild mit Nummer erhält. Gut zu
wissen. Tags`zuvor saßen wir noch herum ohne bedient zu werden.
Anschließend ging es durch den „Wombatpark“ auf Forstwegen, wo
wir auch gleich einen dieser pummeligen Kameraden sahen.
In Creswick kamen wir erst abends um sieben an. Unterwegs war
das Navi ausgefallen, weil der Nabendynamo für die
Stromversorgung scheinbar doch nicht reichte. Die Strecke
war allerdings auch alles andere als flach. Schließlich mussten
wir von unseren Feldwegen irgendwann zurück auf die Hauptstraße
um das Ziel zu finden – ohne Navi.
Im Campingplatz machten wir erste Bekanntschaft mit den
Gemeinschaftsküchen, die wirklich sauber und gepflegt waren.
Das Problem mit dem Navi (Garmin Montana) klärte sich auch noch,
man muss die Hintergrundbeleuchtung komplett abschalten, damit
die Batterien ca. 2 Tage komplett durchhalten. Again what
learnd.
Creswick – Mount Buaugar (76 km )
Ab Creswick ging es 50 km über Wiesen und Felder, nahezu ohne
Verkehr, aber mit starkem Wind. Glücklicherweise meist von der
Seite. Ich erinnerte mich an einen Bericht aus
www.bikemap.net bei dem
ein Pärchen auf der kompletten Tour Gegenwind hatte. Gut, dass
ich unsere Tour entgegengesetzt geplant hatte. Die Wiesen waren
voller Kakadus.
Nach einem spitzen Cappu in Beafort stellte sich die Frage wie
es weiter gehen sollte. Die App WikiCamp zeigte an, dass es in
den Campingplätzen des nahegelegenen State Parks wohl kein
Duschen gäbe. Selbst Wasser war nur an einem Platz vorhanden.
Das Wasser war aber als nicht trinkbar gekennzeichnet. Der Preis
sollte bei 38 Dollar liegen. Für „no Service“ ganz schön heftig.
Wir packten also 6 Liter Wasser ein, plus 1 Kilo Tomaten, um mal
unseren Flüssigkeitshaushalt etwas aufzubessern. Die ersten Tage
hatten wir einfach zu wenig getrunken. Nachts wurden uns die
Augen trocken und ohne mehrmals Trinken war an Schlaf nicht zu
denken.
Am Campingplatz gab es dann große Regenwasserbehälter mit einem
kleinen Wasserhahn in Bodenhöhe. Scheinbar Löschwasser. Wir
zwackten 2 Liter ab um mit dem Wassersack zu duschen. Am Eingang
empfing uns ein Schild: „have you booked your trip?“. Ups,
natürlich nicht, was also tun. Es gab sogar GPRS-Empfang, so
dass wir das gleich nachholen wollten. Der Versuch zu zahlen
brach allerdings immer wieder ab. Nach einer Stunde Aufenthalt
kam der einzige sonst noch anwesende Gast dieses riesigen
Campinggeländes zu uns herüber gelaufen um sich auf ein Gläschen
Wein dazu zu gesellen. Er erzählte uns, die Gebühren für die
State Park Campingplätze seien von der neuen Regierung als
Wahlversprechen abgeschafft worden. Die hohen Gebühren vorher
empfand auch er als eine Zumutung für diese Ausstattung: nämlich
keine.
Wir genossen den tollen Sonnenuntergang über den abgestorbenen
Bäumen eines früheren Waldbrandes. Die Baumspitzen waren voller
Papageien und um uns herum grasten die Kängurus.
Perfekt.
Mount Buaugar State Park Camping – Halls Gap ( 86 km)
Der Morgen begann eher unangenehm. Es nieselte und ein heftiger
Wind kam von der Seite. Nur im Wald war es geschützter. Unser
Navi führte uns auf kleinen Forststraßen und Wanderwegen durch
verwunschene Wälder und offenes Grasland. Immer wieder sprangen
Walabys davon.
Bis Ararat peitschte der Wind, glücklicherweise von der Seite.
Als wir in`s offene Gelände kamen legte sich der Wind, auch der
Regen verschwand schlagartig und wir hatten die nächsten 34 km
bis Ararat Kaiserwetter. In Ararat gab es den ein oder anderen
Smalltalk über das Woher und Wohin und natürlich die Bemerkung:
„you luky today, about the wind “.
Ab Moyston drehte der Wind Richtung Nordwesten und wir kamen
richtig flott vorwärts. Ohne hätten wir die letzten 47 km
wahrscheinlich zeitlich gar nicht geschafft, da wir erst gegen
15:00 Uhr weitergekommen waren. Cappuccinopause musste sein.
Außerdem legten wir noch einen Einkehrschwung beim Aldi
Australia ein, deutsches Sortiment, australische Preise,
trotzdem erheblich günstiger als die Grocerystores.
Auf den letzten Kilometern zählten wir jeden Einzelnen herunter.
Die Landschaft war traumhaft und überall standen Herden von
Kängurus, aber die Strecke wollte und wollte nicht enden. Wir
kamen erst in der Dämmerung an und in den Bergen wurde es nun
ziemlich kühl. Es kamen Kängurus auf die Wiese gelaufen und wir
konnten sie aus der Hand füttern. Sogar die Jungen im
Beutel waren zutraulich und probierten neugierig die
Grasbüschel.
Neben uns erlebten drei deutsche Mädels ihre ersten Erfahrungen
als „Aussteigerinnen“ mit einem Jucycar und Dachzelt. Die wilde
Lackierung des Dodge sprach Bände. „Witches on Tour to Heaven“.
Nachts versagte dann scheinbar der Zaubertrank – oder der
Schlafsack - und sie setzten sich die restliche Nacht in`s
Auto.
Halls Gap (Wandertag)
Wir liefen hoch zu den Pinnacles. Die Beschreibungen
differierten etwas. Die Dame an der Rezeption meinte es wären 3
Stunden und 11,5 km. Leider hatten wir eine Strecke aus Garmin
Adventures herunter geladen die wohl eine der wichtigsten
Etappen ausgelassen hatte: die „silent street“. Als wir schon
wieder am Abstieg waren und uns Wanderer von der Seite kamen die
wir eigentlich überholt hatten, kehrten wir wieder um zum
Plateau. Leider waren dies wieder 700 Höhenmeter hoch. Die
Schlucht war es aber wert. Am Fuße des Plateaus war der Zugang
zum „Grand Canyon“ leider wegen Sicherungsarbeiten gesperrt. Uns
ging irgendwann das Trinkwasser aus und so hatten wir bei 29
Grad nur noch ein Ziel: eine kühle Coke! Die letzten 5 Kilometer
mit trockenem Mund und Kopfweh waren kein Spaß, leichte Panik
brach in mir aus.
Als wir in den Generalstore von Halls Gap kamen, stand am
Eingang eine 8x1,5 Liter Packung mit dem begehrten Nass, was wir
in unserer Trance nicht sahen, war das Preisschild: 20 Dollar !
(13 Euro) Wir tranken die ersten beiden Flaschen auf Ex und dann
genüsslich die kalte Coke Zero.
Halls Gap – Penshurst (93 km )
Die ersten 67 km pedalierten wir an einem Stück. Ein Teufelsritt
ohne jegliche Änderung der Vegetation. 67 km nur
Eukalyptusbäume, eine Straße komplett für uns alleine und der
Blick in`s Dickicht endete nach 10 Metern. Wenn nicht immer
wieder mal ein totes Känguru am Straßenrand gelegen hätte,
hätten wir nicht mal ein Vorwärtskommen bemerkt. Das wäre hier
was für übersättigte Großstädter die 90 Euro für eine
Meditationsstunde ausgeben.
In Dunkel gab es drei Cafès und einen Generalstore mit
Premium-preisen. Das Wasser (1,5L) für 3,5 Dollar. Es ging also
noch teurer. Dafür waren die selbstgebackenen Cakes lecker und
erschwinglich. Die nächsten 30 km bis Penshurst verliefen
komplett flach, so dass wir die Strecke in 1 ¾ Stunden
schafften. Kurz vor 17:00 Uhr kamen wir an. Am Sport- und
Campingplatz stand ein Schild: Schlüssel bis 17:00 Uhr beim
Postamt. Für 12 Dollar war alles inklusive. Dusche,
Waschmaschine, Barbequegrill und ein kleiner Park, ganz für uns
alleine.
Wir machten noch eine Shoppingtour durch die beiden einzigen
Grocerystores. Der Tomatenkorb war leider schon leer. Es
gab auch nur noch eine Zwiebel. Unser Speiseplan musste
also umgestellt werden. Wir kauften uns eine Packung
tiefgefrorenes Kaisergemüse.
Der Stimmung in unserem Park tat dies keinen Abbruch. Rotwein
dazu – perfekt ;-)
Penshurst – Warrnambool (84 km )
Die Strecke von Penshurst nach Warrnambool erinnert
eher an Schleswig Holstein. Die lockeren Wolken, leichter Wind
und 23 Grad machten aber gute Laune. Die 84 km spulten wir ohne
Probleme herunter, vor allem weil es keine Steigungen gab.
In Hawksdall gab es nichts zu kaufen und kein Cafè. Wir hatten
noch warmes Coke dabei, auch gut. In Kirkstall gab es ein Hotel
für Trucker und ein Schild mit dem Hinweis: 6 Dollar Meals.
Innen saßen 7 Trucker und verfolgten die Pferderennen, auf
mehreren Monitoren liefen Wettquoten. Wir bestellten einen
Burger. Der Kirkyburger ist sehr zu empfehlen, größer geht`s
fast nicht. Für 12 Dollar bekommt man was für sein Geld.
Ein nicht ganz nüchterner Trucker riet uns unbedingt nach Port
Fairy zu fahren. Es soll zur lebenswertesten Gemeinde der Welt
gewählt worden sein. Die Einschätzung teilten wir nicht und
sparten uns die 18 km Umweg.
Wir bogen auf den Port Fairy – Warrambool Trailway ein und
fuhren auf einer sehr schönen stillgelegten Eisenbahnstrecke
parallel zum Princes Highway. Ich erinnert mich an die Einträge
in Radreiseforen, wonach einige dort diskutierten ob man den
Highway fahren könnte. Also ehrlich, der ist mörderisch. Ständig
riesige Trucks, von denen garantiert keiner bremst. Die Chance
wie eines der tausenden überfahrenen Kängurus zu enden dürfte
hoch sein.
In Warrambool gleicht der Caravanpark einer kleinen Stadt. Wir
gingen erst mal Vorräte auffüllen und bei Coles endlich wieder
erschwingliches Wasser kaufen.
Abends gönnten wir uns eine „Combination“ und Spareribs beim
Mexikaner „ Cactus Jam „ - sehr zu empfehlen. Die Nachosplatte
ist ein Hammer!
Warrambool – Princetown (83 km )
Nach Warrambool ging es wieder durch offenes Weideland . Wir
fuhren auf Nebenstraßen und berührten erst nach 30 km die B100,
wo etwas mehr Verkehr herrscht, wobei fast alles Autos in die
Gegenrichtung fuhren. Den vorgeschlagenen Streckenverläufen der
Reiseführer sei dank.
In Peterborough gab eine Post mit Cafè und Cakes. Nun fährt man
„näher“ an der Küste und es kommen immer wieder Aussichtspunkte.
Am Straßenrand sahen wir unseren ersten Nasenigel, er war recht
neugierig und durchpflügte die Böschung. Die Blicke waren
absolut herzzerreißend.
Es sollte nicht der Einzige auf dieser Strecke sein. Immer
wieder mussten wir anhalten um die kleinen Kerle zu filmen. Am
Aussichtspunkt zu den 12 Aposteln war die Hölle los.
Hubschrauber kreisten über der Bucht. Auf einem Großparkplatz
standen hunderte Autos und die Insassen hetzten durch
einen Tunnel unter der Straße hindurch zum großen Selfiepoint.
Wir verzichteten auf das Spektakel und fuhren einfach weiter.
Der Wind war heute nicht unser Freund und wir mussten ganz schön
ankämpfen um vorwärts zu kommen. Einen Kilometer weiter gab es
einen Parkplatz als Ausgangspunkt für den Great Ocean Walk, dort
war man ganz alleine und konnte zu den Aposteln rüber sehen.
In Port Campell haben wir uns noch mal versorgt, wobei das
Wasser wieder 4 Dollar kostete. Preisabsprache ! ;-)
In Princetown landeten wir auf einem schnuckeligen Campingplatz
mit Blick ins Flusstal. Für 25 Dollar war alles tadellos und die
Gemeinschaftsküche ließ keine Wünsche offen.
Princetown – Camping „Bimbi Camp“ (Great Otway NP) (67km)
Morgens regnete es heftig. Kerstin zweifelte ob wir tatsächlich
in Australien sind. Erst ab 10:00 Uhr kam die Sonne raus. Wir
waren skeptisch ob es an diesem Tag noch weiter
geht. Aber als wir unsere Sachen zusammen gepackt hatten, rissen
die Wolken auf.
Gleich hinter Princetown fuhren wir die Old Ocean Road. Wir
fragten vorher in der Grocery wo die durchnässten Traveler sich
am Cappuccino wärmten. Die Frau war die Straße noch nie gefahren
aber sie wusste, dass sie durchgängig ist ohne als Sackgasse zu
enden. Eine schöne glatte Schotterstrecke entlang eines
Flusstales. In den überschwemmten Wiesen gab es hunderte Reiher,
Ibise, schwarze Schwäne und Watvögel. Der Streckenverlauf ist
ein Traum. Außerdem fuhr kein einziges Auto auf diesem Abschnitt
der alten B100.
Auf der neuen B100 wurde es später sehr bergig und wir hätten
wieder 600 Höhenmeter hoch gemusst. Wir wichen auf die Johanna
Road und ein Stück auf den Great Ocean Walk aus. Eine traumhafte
Etappe auf Forststraßen. Dann ging es wieder steil hoch auf der
B100 und ab Glenair durch ein wunderbares Schwemmland.
Wieder ging es 300 Höhenmeter hoch und dann kam endlich das
ersehnte Schild „Bimbi-Camp sleeping under Koalatrees“.
Es war Halloween und sämtliche Camper horrormäßig geschminkt.
Vor der großen Gemeinschaftsküche gab es Livemusik mit ein paar
sehr schönen Einlagen junger Künstler. In einem mobilen
Steinofen wurde Pizza gebacken. Die Kinder kamen mit dem
Einmehlen des Teiges gar nicht nach. Der Campingplatz nennt sich
„Sleeping under Koalatrees“. Zum Schutz der Bäume wurden alle
Stämme mit 1m hohen Blechen ummantelt. Am Zustand der Bäume
haben wir später oft die Koalareviere erkannt: sie waren kahl
gefressenen . Mit 40 Euro war der Platz nicht grade billig,
dafür wird für Familien viel geboten. Ein Streichelzoo, Hühner
die mit Papageien um die Pizzareste streiten und ein
Ponygatter mit regelmäßigen Ausritten.
Wir suchten zwar die Ruhe, aber na ja, für eine Nacht kann man
sich den Trubel schon mal ansehen. Glücklicherweise war um 22:00
Uhr alles ruhig. Obwohl in der Küche wirklich viel los war
blieben alle cool und hilfsbereit. Habe fremde Spagetti betreut
und dafür eine Herdplatte überlassen bekommen. Was für ein
unverdorbenes Land. Abends gab`s „Hallo Kitty“ auf einer
Großleinwand und ich musste erstmals meinen Ipod zum Übertönen
einsetzen. Die Fledermäuse über den Bäumen passten zur Stimmung
des Films.
Unser Nachbar war keine 20 und fuhr einen völlig
überdimensionierten SUV mit Sandblechen und Aluaufbau,
Dachansaugung natürlich obligatorisch. Scheinbar war er auf der
Suche nach der großen Freiheit und hier sichtlich gefrustet über
den Trubel. Er baute sich eine Hängematte und überspannte diese
mit einer Plane. Den Sinn dieser Konstruktion erklärte er einem
englichen GS-Fahrer von nebenan. Sicherheitshalber stellte er
daneben sein Zelt. Morgens war die Hängematte weg und er saß im
Auto. Der nächtliche Platzregen dürfte seinen Tribut
gefordert haben.
Bei mir war es eine große rote Ameise. Hatte mich an einen Baum
gelehnt um die Gewitterstimmung am Horizont einfangen zu können.
Leider hatte die Lady Ameise etwas dagegen und platzierte einen
schönen Spritzer Ameisensäure auf meinem Arm. Der brannte wie
Feuer und mir brach der Schweiß aus. So kommt mir keiner, dachte
ich mir und trat auf die Ameise. Die drehte sich um und drohte
mir mit ihren Kieferzangen. Ok. Australien! Hier wirst Du also
von einer Ameise bedroht. Beim zweiten Versuch sie zu zertreten
wurde sie sogar noch aggressiver und rannte auf mich zu.
Ich hoffte dass unser leicht lädierter Reißverschluss am Zelt
dicht hält und wir keine Ameisenbesuche erhielten.
Bimbi Camping – Lorne (66 km )
Wir starteten bei leichtem Nieselregen und trübem Wetter, der
Himmel riss aber schnell auf. Von Halloween waren scheinbar alle
platt, so dass wir alleine frühstücken konnten. Direkt vor dem
Campingplatz erwartete uns das verdächtige Grunzen, was wir für
Koalas hielten und tatsächlich saßen sie in den Bäumen.
Wir bogen in einen für Fahrzeuge gesperrten Wanderweg und fuhren
durch herrlichen Regenwald. Der Weg war Teil des Great Ocean
Walks. Eine Familie machte an einer Abzweigung Pause und wir
tauschten die Infos über die Befahrbarkeit des Weges aus. Teile
unserer Strecke waren nämlich auf keiner Karte eingezeichnet.
Absicht, wie uns der Wanderer erklärte; Damit niemand auf die
Idee kommt diese Strecke zu fahren. Nach einigen Haken in der
Route kamen wir wieder auf die B100 und es ging in einem tollen
Downhill bis Apollo Bay. Ein ziemlich überfüllter Touristenort.
Wir setzten uns in den Biergarten der Brauerei und genossen ein
kühles Helles.
Die Straßen waren voller Inder und Chinesen, sämtliche BRICS`ler
drängelten sich an den heimatlichen Takeaways. Wir waren schon
mal gespannt, wann wir einen Australier sehen würden. Unterwegs
hielt neben uns ein Auto mit fünf Indern und der Fahrer fragte,
wo hier die Koalas seien. Wir erklärten ihnen sie säßen in den
Bäumen, dazu müsste man nur aussteigen und in die Bäume schauen.
Völlig verdutzt fuhren sie weiter.
Wie wir erst später sahen, waren sie wohl auf der Suche nach
Coala Cove und dem gleichnamigen Café . Dort gar es einen
Campingplatz der gleichzeitig scheinbar ein Zoo war. Wir
genossen den Cappuccino in einem kleinen Park nebenan und mieden
den Trubel. Auf der Strecke gab es immer wieder Nasenigel
die man natürlich filmen musste. Um trotzdem gut weiter zu
kommen half uns der kräftige Rückenwind.
In Lorne angekommen musste ich feststellen, gar keinen
Campinplatz abgespeichert zu haben. Meine Planung sah ein Hotel
oder Motel vor. Aber die Preise brachten mich nun in Schwitzen.
Ab 300 Euro aufwärts. Was wir nicht wussten, es war gerade das
wichtigste Pferderennen des Jahres in Melbourne und so
explodierten die Preise. Glücklicherweise gab es auf der
WikiCamps-App einen sehr guten Campground am Ortseingang. Die
Schlüssel bekommt man in der Ortsmitte bei der Stellfläche für
Wohnmobile mit „Power“. Ohne Strom („no Power“) gab`s auf einer
Anhöhe vor dem Ortseingang. Dafür waren wir dort fast alleine,
aber trotzdem mit Steckdosen, Barbeque und Laundry. Für unsere
geplante Wanderung war der Platz ideal.
Wandertag in Lorne
Wir wanderten eine 16km -Runde zu den verschiedenen
Wasserfällen, durch tolle Schluchten zurück entlang des George
River zum Teddy`s Lookout. Absolut empfehlenswert!
Lorne – Queenscliff (87 km)
Die Sonne schien schon um 07:00 Uhr in`s Zelt und so kamen wir
früher raus als sonst. Die Strecke bis Anglesea wäre eigentlich
sehr schön, wenn an diesem speziellen Brückentag nicht Unmengen
von Autos Richtung Melbourne zurück unterwegs gewesen wären. Wir
wichen auf einige Beachwalks und den sehr schönen Surfbeach-Way
aus. Der Campingplatz in Queenscliff ist allerdings nicht für
unseren Geschmack, eher was für Familienmobile. Für die Nacht
vor der Fähre geht`s. Statt Gras gab es grüne Kunststoffmatte.
Queenscliff - Cowes (55 km)
Die Fähre ab Queenscliff geht stündlich, zur vollen Stunde.
Fahrräder sind kostenlos. Preis pro Person 22 Dollar. Am Pier
gab`s noch mal leckeren Cappuccino.
Die ersten 15 km durch Sorrento fährt man durch viele kleine
Siedlungen bis es dann ruhiger wird. Dann wurde das ganze aber
auch ganz schön bergig. Wir mussten wieder auf 200 Höhenmeter
hoch, bei ständigem Auf und Ab. 100 Höhenmeter hoch, 50 runter!
In Red Hill beginnt dann ein sehr schöner Railtrail den man 9 km
downhill Richtung Stony Point genießen kann. In Red Hill gibt es
zwei Cafès und eine Grocery. Sie bieten viel selbstgebackenen
Kuchen und saftige Preise.
In Stony Point mussten wir festellen, dass unsere eingezeichnete
Fähre gar keine Autofähre war, sondern nur ein kleines Boot für
Fußgänger. Die Räder wurden diesmal berechnet, insgesamt kosten
2 Erwachsene mit Rad 34 Dollar. Um 17:00 Uhr fährt die letzte
Fähre, die eigentlich nur Pendler benutzen. In Cowes angekommen
gab es wieder full Service, günstiges Trinkwasser und schöne
Steaks für unser Barbeque.
Cowes – Wonthaggi (81 km)
Das schlechte Wetter morgens zwingt uns bis Mittag in der Küche
des Campingplatzes zu sitzen. Der sehr nette Chef des „Beach
Camp“ (25 Dollar) erlaubte uns zu warten bis die Sonne scheint.
Er war sehr optimistisch und erklärte uns die verschiedenen
Wetterlagen in dieser Gegend, wo es wohl häufig regnet.
Gleich hinter Cowes wurde es wieder einsam und schön, neben der
Straße verlief ein Radweg. Ab Anderson verläuft eine alte
Bahntrasse durch die Dünenlandschaft. Leider war der relativ
neue Untergrund aus feinem Splitt so stark aufgeweicht, dass wir
sehr stark einsanken. Das zehrte so sehr, dass wir lieber auf
kleine Nebenstraßen auswichen. Nach einer Pause in Kilcanda kam
die Sonne heraus, eigentlich war der Cappuccino und die
selbstgebackenen Macedamiabrownies zu gut, aber wir mussten
weiter.
In Wonthaggi beschlossen wir bei erneut einsetzendem Regen die
Strecke für heute zu beenden.
Völlig aufgelöst kam ein Australier auf uns zu und warnte uns
vor heraufziehenden Gewittern. In Melbourne hätten sie wohl
schon schwere Schäden angerichtet. Ein zweiter kam hinzu und
warnte uns vor dem Campingplatz weiter südlich, dort würden sie
nachts unsere Räder klauen. Er schickte uns zu den Coalfields,
ein Stück zurück am Ortseingang. Die Frau an der Rezeption
meinte, wir täten ihr so unendlich leid, aber alle Kabinen seien
belegt. So bekamen wir einen etwas geschützteren Platz unter
Bäumen. Für 28 Dollar bot der Platz sogar ein Schwimmbad. Wir
waren die einzigen am Barbeque und Gewitter zogen auch keine
auf, es wurde ein sehr lauschiger Abend mit Papageigeschreie von
hunderten von Rosenpapageien bis die Dunkelheit einsetzte.
Wonthaggi – Walkers Ville (65 km)
Wir fuhren im Nebel und Nieselregen bis Tarwin Lower, wo es erst
mal Fish and Chips (18 Dollar) gab. Weiter ging es bis Walkers
Ville , welches dieser Welt entrückt erscheint. Ein
kilometerlanger Campingplatz, vielleicht 50 Meter breit und an
einer traumhaften Küste gelegen. Der Campingplatz ist Teil des
Cape Liptrack Coastal Parks, eingerahmt von dichtem Urwald, nur
leider 120 Höhenmeter tiefer gelegen als die Straße auf der es
am nächsten Tag wieder weiter geht. Der Warden erklärte uns den
Weg zu unserer Parzelle: „ you drive one kilometer, there is
your place...“
Auf der Wiese saßen verschiedene Papageien, einige davon kamen
neugierig an`s Zelt und sogar in`s Vorzelt um vielleicht etwas
abzubekommen.
Gut, dass uns das Wetter an diesen traumhaften Ort gezwungen
hatte.
Walkers Ville – Titel River (77 km)
Morgens kochen ohne Kocher, Benzin war alle. Wir toasteten unser
Brot auf dem Barbeque.
Erst mal wieder die 120 Höhenmeter hoch. Die Sonne schien, wir
hatten Rückenwind und es wurde ein heißes Wochenende vorher
gesagt. Die Strecke war sehr bergig und wir hatten unseren
ersten Defekt: einen Speichenriss bei Kerstin`s Vorderrad. Das
kostet natürlich wertvolle Zeit.
Der letzte und einzige Ort vor dem Nationalpark Wilsons
Promotory ist Yanakie. Wobei die Bezeichung „Ort“ übertrieben
ist. Eine Tankstelle, ein Laden, ein Cafe und vielleicht 10
Häuser. Der Generalstore ist perfekt sortiert und hat alles was
man braucht. Ich kaufte mir entlich ein Kopfkissen, dass ich
bisher niergendwo gefunden hatte. Da wir die Versorgung in Tidal
River nicht kannten und uns nicht wieder überraschen lassen
wollten, kauften wir gleich alles an Vorrat was für das
Wochenende notwendig war.
Dann ging es 35 km durch den Park auf toller Strecke aber mit
einigen heftigen Steigungen. Immer wenn man glaubte angekommen
zu sein, kam wieder ein kleiner Pass, bis kurz vor dem Ziel. Wir
kamen um 16:25 Uhr an und um 16:30 Uhr schloss die
Parkverwaltung. Wir wurden auf den nächsten Tag verwiesen und
gleich darauf hin verwiesen, dass dieser Platz sehr teuer ist.
Wir hätten ja aber auch gar nirgendwo anders hin gekonnt. Wir
fanden einen traumhaften kleinen Platz, eingerahmt von Büschen
wenige Meter vom Strand entfernt.
Wilsons Promotory (Wandertag)
Sind mit dem Shuttlebus (kostenlos) zum Ausgangspunkt der
Wanderwege am Mount Oberon gefahren. Von dort 16,8 km entlang
mehrerer Bucht, wobei little Obay`s Bay am schönsten war. Wir
kamen um 16:30 Uhr zurück und der einzige Laden hatte natürlich
schon geschlossen. Jetzt hatten wir nicht nur kein Benzin für
den Kocher mehr, sondern auch keine Lebensmittel mehr.
Angekommen im schönsten Nationalpark Australiens und dann nichts
mehr zu Essen – hurra!
Wir bastelten aus allen Resten noch etwas essbares und erhitzten
das Ganze in Alufolie auf einem Barbeque. Als wir zurück kamen
wühlte ein Wombat gerade in unserem Vorzelt. Er war völlig
furchtlos und riss uns ein Loch in das Fliegengitter des
Eingangs. Dafür gab es von Kerstin einen Arschtritt. Abends
kamen dann noch Wallabys an`s Zelt - traumhaft.
Wilsons Promotory (Wandertag)
Das Gleiche nochmal, nur in die andere Richtung bis zur Leonard
Bay. Der heißeste Tag bis jetzt: 33 Grad und ein kleiner
Vorgeschmack auf den australischen Sommer.
Tidal River – Port Welshpool (80 km)
Morgens ging es mit Rückenwind bis Yannakie wo wir erst mal
unseren Benzinkocher auffüllen mussten. Auf der Strecke war
montags nichts mehr los. Viele waren scheinbar nur über`s
Wochenende in den Park gekommen. Diesmal gönnten wir uns das
Sonderangebot an der Tanke: einen Cappuccino mit Muffin für 5
Dollar.
Ab Yannakie bogen wir auf eine kleine Gravelroad ein von der man
nach 15 km in Forster auf „the great southern Rail Trail“ kommt.
Die folgende Strecke bis Welshpool ist absolut flach und führt
durch buntes Weideland.
Dort nahmen wir uns eine Cabin mit Bad, Küche und 2
Schlafzimmern (75 Dollar). Die Wolken zogen zu und wir wollten
trocken bleiben. Außerdem hatte uns ein äterer Herr in
Forster erzählt, dass dies wohl die regenreichste Gegend
Australiens sei und der Frühlich war noch nie so verregnet
gewesen. Erst Ende der Woche sei Besserung in Sicht.
Unsere Nachbarn in der Cabin neben uns luden mich auf ein
Bier ein. Sie wollten „the complete Story“ hören. Einer der
beiden kam aus Sunbury , wo wir am ersten Tag hindurch gefahren
waren. Er konnte sich gar nicht einkriegen, dass wir diese
Strecke „on pushbikes“ gefahren waren. Nun wussten wir endlich
was Pushbikes waren: Räder die durch Treten fortbewegt werden.
Wir hatten die Schilder immer wieder gesehen und gedacht, irgend
einen Trend verschlafen zu haben.
Wir fragten gleich nach dem Streckenverlauf der nächsten Tage
und erhielten die Antwort: „You could do anything, you are in
australia!“ und dann noch eins obendrauf: „You could drive
anywhere with your pushbikes, you are german!“
Für den nächsten Tag war eine flache Strecke geplant. Im Zimmer
lag aber eine Broschüre der Radwege in Gippsland auf. Die Tour
29 und 30 war meine ursprüngliche Planung zuhause gewesen. Wegen
der großen Höhenunterschiede und einem Pass auf 1200 Meter
verwarfen wir diese Alternative eigentlich. Aber dann sahen wir
die Bilder durch den Wald des Tara Bulga Nationalparks und
entschieden uns für diese offizielle Mountainbiketour durch
Riesenfarnwälder und über eine malerische Hängebrücke.
Port Welspool - Rosedale ( 96 km)
Es regnete! Wir veränderten den Streckenverlauf abermals über
Yarram nach Rosedale. Dadurch konnten wir 10 km sparen, trotzdem
waren es 90 km komplett im Nieselregen. Wir bogen zunächst in
die Telegraph Road ein. Laut Auskunft der Dame vom Campingplatz
und ihrem Plan an der Wand war dies eine durchgängige Strecke.
Bei mir im Navi war es als Pfad eingezeichnet, aber fahrbar
markiert. Der erste Teil der Strecke war herrlich auf feinem
Splitt, es ging durch offene Wälder und immer wieder an Kängurus
vorbei. Dann ging der Weg in eine Sandpiste über, anfangs noch
ausreichend tragend, später ziemlich aufgeweicht und aufgewühlt
von Offroadreifen. Wir schoben an den weichen Stellen und waren
sogar ganz guter Laune dabei. Als wir die letzten 3 km geschoben
hatten und die Spurrillen fast 30 cm tief wurden, setzte
allerdings die Panik ein, ob wir denn heute überhaupt noch
irgendwo ankommen würden. Die Räder verklebten mit dem Sand und
so schoben wir irgendwann immer schwerer werdende „Sandbrocken“
vor uns her.
Um nicht auszukühlen machten wir keine Pause bis Port Albert.
Dort gab es eine Tankstelle/Grocerie mit warmen Essen und Cafe.
Der Besitzer, eigentlich Postbeamter und Tankwart, kochte uns
einen Kaffee. Per Videomail sagte er allen Tennispartnern für
heute ab. Als wir nach dem Wetter fragten meinte er, es klart
wohl bald auf. Von wegen, es regnete bis Rosedale weiter. Die
sehr kurvige Strecke verläuft eigentlich herrlich durch dichte
Wälder. Leider teilten wir uns das enge Sträßchen mit einigen
Holzlastern, die keinerlei Anstalten machten, auszuweichen. Kein
Spaß. Eine Höchstgeschwindigkeit haben die Dinger scheinbar auch
nicht. 80 km/h fahren sie jedenfalls nicht.
In Rosedale gab es einen Carpark über den im Wikicamp nichts
gutes stand: „schlafen Sie lieber unter der Brücke am Ende des
Ortes!“ Wir wollten aber wieder eine Cabin nehmen und fuhren
erst mal in diese Mischung aus Schrottplatz und Messi-museeum
ein.
Die Lady war dann aber sehr hilfsbereit und gab uns gute Tipps
für die weitere Tour. Die Cabin für 100 Dollar war kein
Schnäppchen, aber groß und kompfortabel. Im Ort gab es einen
kleinen Supermarkt (IGA) und so war zumindest der Abend
gerettet.
Für den weiteren Weg war nun die Frage wie wir entlang der A1
fahren sollten. Die Lady vom Campingplatz empfahl uns einfach
den Zug zu nehmen. Man könne die Räder ohne Kosten mitnehmen und
die Abfahrtszeit morgens um 10:00 Uhr wäre ganz gut für uns.
Rosedale – Bairnsdale ( Zug)
Der Zug kostete 20 Dollar (10 p.P.). Der Schaffner war sehr
hilfsbereit, der Zug ist sehr gemächlich unterwegs und beim Ein-
und Aussteigen gibt es keinerlei Hetze. Weil die erste Klasse
fast leer war ließ uns der Schaffner gleich dort bei den Rädern
hinsetzen. Das Gepäck ist während der Fahrt im Gepäckabteil
abgesperrt.
In Bairnsdale nahmen wir uns wieder eine Cabin, diesmal „no
ensuite“ für 75 Dollar. „Ensuite“ steht für Badezimmer. Beim
Versuch zu kochen fiel der Strom aus, so dass wir als
Ersatz eine große Cabin mit Bad bekamen. Der Ort bietet alles
was man braucht, auch einen gut sortierten Fahrradladen
(hauptsächlich Giant-Räder). Abends checkte ich die Räder und
musste feststellen, dass die Bremsen völlig runter waren. Also
wechselten ich abends die Bremsbeläge, die wir uns
scheinbar auf der Telegrafroad herunter geschmirgelt hatten.
Leider gab es für Magura in Bairnsdale keine Ersatzbeläge.
Bairnsdale – Buchan Caves (85 km)
Fuhren auf dem Gippsland Railwaytrail – brettl-eben! Ca.
15 km vor Nowa Nowa verließen wir diese herrliche Strecke
aber, um auf der C608 Richtung Orbost weiter zu fahren.
Durch den Regen war der relativ weiche Splitt aufgeweicht und
somit ziemlich kräftezehrend. In drei Stunden waren wir gerade
mal 30 km weit gekommen, obwohl die Strecke keine Höhenmeter
aufwies.
Auf der C608 gab es einen sehr breiten Seitenstreifen und wir
kamen flott vorwärts. In Bruten gab`s die obligatorische
Cappuccino-Pause. Einige hundert Motorradfahrer waren im Ort und
zeigten, was man alles an eine GS schrauben kann. Es war der
letzte Tag der landesweit größten Motorradveranstaltung
zugunsten krebskranker Kinder. So wie die Motorräder aufgerüstet
waren hätte man denken können, in Australien gibt es einen
Touratch-Lagerverkauf.
Es ging weiter nach Buchen, wo wir im Stonehenge Farmstay
übernachten wollten. Der Platz bei den Buchen Caves sollte
teuer, überfüllt und abgewohnt sein. Der Stonehenge lag ziemlich
gut versteckt hinter einigen fiesen Anstiegen und war
schließlich: geschlossen!
Also doch zu den Caves! Danke für den Umweg – liebe
Netzgemeinde.
Der Platz war trauhaft mit einer kleinen Parkanlage und
rauschendem Bächlein. Abends kamen Wallabys an`s Zelt. 45 Dollar
war natürlich gehobene Preisklasse, aber absolut angemessen.
Buchan Caves – Wulgulmerang (65 km)
Morgens kauften wir sicherheitshalber zwei Liter Coke Zero in
der winzigen Grocery. Es gab ein Cafe`und einen Generalstore.
Unsere Strecke wäre eigentlich entlang der Old Snowy Mountain
Road verlaufen, aber die hatten wir verpasst. Ein paar
Höhenmeter mehr schienen anfangs nicht schlimm aber dann ging es
rauf und runter mit ziemlich fiesen Gegenanstiegen. Laut Navi
sollte in Gelantipy ein Hostel, ein Cafe und eine Tankstelle
sein. Dieser „Karooma Park“ existierte zwar, aber Personal war
nicht vor Ort. Auch Klingeln an der Tankstelle brachte nichts.
Gut dass wir 2 Liter Coke für unsere Pause dabei hatten. Unser
Navi versprach nichts gutes, wir hätten noch weiter hinauf auf
1120 Hm gemusst, tatsächlich war dann bei 928 Hm Schluss.
Wir hörten immer wieder tiefes Grunzen in den Bäumen und
tatsächlich: Koalas! Sie saßen in ihren Astgabeln und dachten
was sind das für komische Leute. Scheinbar waren sie grade mal
aufgewacht, von ihrem 20stündigen Schlaf, den sie täglich
halten.
Ab der Abzweigung auf die C680 begann die Gravelroad, dafür aber
ein ganzes Stück bergab. Wir fuhren weiter bis Wulgulmerang,
wohin alle Schilder zeigten. Der Ort besteht nur aus weit
verstreuten Häusern ohne Infrastruktur. Wir hatten einen
Kommentar in Wikicamps gefunden, dass man dort zelten konnte. In
der Fußball- und Bullriding-Anlage gab es tatsächlich einen
Hinweis, dass man hier campen durfte. Für 10 Dollar, die man
unter der Tür durchschieben sollte, konnte man die Duschen und
Toiletten benutzten. Ein herrlicher Sonnenuntergang und dutzende
von Kängurus beendeten diese herrliche Etappe. Wir waren alleine
auf diesem Platz.
Wulgulmerang – Jakobs River Campground
Endlich super Wetter. Die schlechte Großwetterlage war wohl
überstanden. Wir konnten dies nicht überprüfen, da in den
kompletten Snowy Mountains kein Handyempfang vorhanden war.
Drei Tage Offline! Genial. Morgens kam der Platzwart noch auf
einen Plausch vorbei und beschrieb uns die nun folgende Strecke
und den Höhenverlauf.
Bei Kaiserwetter ging es entlang eines herrlich ausgesetzten
Schottersträßchens. Außer ein paar KTM-Fahrern kam uns nichts
entgegen. Von 1200 Hm ging es hinunter nach Suggan Buggan
entlang eines traumhaften Downhills, bei dem man das Rad
gefahrlos rollen lassen konnte. Auch bei der Steigung hatten die
Australier diesmal mitgedacht. Außer einem schmucklosem
Camping und einem historischen Schulhaus gab es dort aber
nichts, also mussten wir auf der anderen Seite wieder 660
Höhenmeter hinauf strampeln. Inklusive einiger fieser Anstiege.
Bei Willis Camp kommt man an die Bundesstaatsgrenze zu New South
Wales. Die Strecke wird flacher und führt am herrlichen Snowy
River entlang. Erst hier sahen wir wieder ganze 5 Autos. Wir
entschlossen uns in Jakobs River Camp zu bleiben, ganze 2 andere
Personen taten dies auch. Ein kleines Camp mit ca. 5
Stellplätzen, einem Plumpsklo, einem Fluss zum Baden, ein paar
Kängurus die abends durch den Fluss hoppelten – was will man
mehr. Bei sternenklarem Himmel zündeten wir unser erstes
Lagerfeuer an und genossen „the great Outdoor“.
Jakobs River – Jindabyne ( 53 km )
Gleich morgens ging es 300 Höhenmeter hoch auf 1100 m. Wir
brauchten frisches Wasser, nahmen aber nichts aus unserem Jakobs
River, weil es doch sehr schlammig war und die Sedimente sofort
den Filter verstopften. Mit jeweils einem halben Liter fuhren
wir los. Nach fünf Kilometern traf ein kleinerer Bach (lt. Karte
ein Stream) auf den Jakobs River. Leider fanden wir auf den
folgenden Kilometern keinen Zugang zum Wasser, weil dieser
Stream tief in einer Schlucht verlief. Schließlich sahen wir die
Wassefälle in weiter Ferne und langsam begannen die Zweifel ob
wir auf 1000 Metern bei dieser trockenen Hitze noch etwas finden
würden. An einem Outlook gab es eine kleine Pfütze im
Straßengraben, aber mehr als einen halben Liter gab das Rinnsal
nicht her. Außerdem saß dort eine kleine Schlange so dass ich
erst zum Rad zurücklaufen musste um den Foto zu holen. Schnell
war eine halbe Stunde in der Hitze verplempert und immer noch
kein Wasser gefunden. Wir hielten ein Auto an und fragten die
beiden nach Wasser, sie hatten aber selber nur einen halben
Liter übrig. Ein Ranger auf Patrolie erklärte uns dann, dass ca.
3-4 Meilen weiter eine Lichtung mit einem Bach käme. Sollten wir
es nicht schaffen bot er uns seine Hilfe bei seiner Rückfahrt
an, schließlich wäre es mit dem Auto nur noch eine halbe Stunde
bis Jindabyne. Mit dem Rad über die Berge sollten es noch drei
Stunden werden. Die Strecke führte weiter nach oben über
traumhafte Kehren mit Aussichten in endlose Hügellandschaft,
aber eben kein Wasser. Wir trockneten so langsam aus. Der Bach
kam auf 1200 Meter Höhe in einem Hochmoor mit Weidenwirtschaft.
Entsprechend dunkel war das Wasser selbst nach dem Filtern. Aber
so kamen wir wenigstens ohne Kopfschmerzen weiter. Unterwegs
hatte noch jemand eine Halbliterflasche verloren – selten so
begeistert warmes Wasser getrunken!
Die weitere Strecke außerhalb des Snowy Mountain NP war ein
ewiges Auf und Ab bis „Grosses Plains“. Dann ging der Teer los
und die Strecke verlief in leichten Bögen und sanften Hügeln
durch Wiesenlandschaft mit riesigen Granitblöcken übersäht –
traumhaft. 18 Km zum Genießen.
In Jindabyne trafen wir die ersten Radler, ein Pärchen aus
Schleswig Holstein. Sie fuhren in die Gegenrichtung bis
Tasmanien, in 12 Wochen. Wir tauschten ein paar Tipps für die
Strecke und genossen das Barbeque vor herrlichem Seeblick.
Jindabyne (Ruhetag)
Wir genossen den Tag im Ort, kauften Nachschub und schrieben die
wichtigste Postkarte des Urlaubs an unseren Gott der
Radmechaniker: Oliver von Speiche und Co.
In der Rezeption informierten wir uns über den weiteren Verlauf
unserer Tour und fragten nach der schönsten Alternative bis zu
den Blue Mountains. Die Dame schwärmte, dass die Runde über den
Kosziuszko Nationalpark die schönste Strecke sei, die wir fahren
könnten. Für uns bedeutete die 280 zusätzliche Kilometer und
einige tausend Höhenmeter mehr. Egal, von den Snowy Mountains
waren wir so begeistert, dass wir uns für diese Variante
entschlossen.
Jindabyne – Tom Groggins Campground
Die ersten 33 km verliefen durch offenes Wiesenland, immer
wieder vorbei an den herrlichen Snowy Eukalypten. Einziges
Manko: es ging immer wieder 100 Meter hoch und wieder 50 runter.
Sehr demoralisierend. Irgendwann ist man dann doch auf 1400
Meter und in Thredbo angekommen. Die Geschäfte dieses
Wintersportortes waren fast alle geschlossen. Einen super
Cappuccino mit riesigem Muffin gab es trotzdem noch und der
Foodworks Supermarkt hatte auch offen (ziemlich versteckt auf
der oberen Etage der Promenade; Preise normal wie in Jindabyne).
Danach ging es weiter hoch bis Dead Horse Gap auf 1586 m, was
gleichzeitig die „Great Dividing Range“ darstellt – dem Grund
unserer Reise, wir wollten ja entlang der Great Dividing Road
fahren. Diese lose Zusammenstellung von Fuß- und Forstwegen
sollte eigentlich bis Oktober 2015 fertig gestellt werden. Die
Autorin von greatdividingroad hielt uns per Mail aber immer
wieder hin: „we work with highpressure on the roadbook – tell me
when you start“ Da dieses Roadbook bisher nicht erschien,
stellten wir uns die Strecke entlang der australischen Alpen
schließlich selbst zusammen.
Die Überfahrt über Dead Horse Gap war ein absolut erhebender
Moment bei tollem Seitenlicht über die weißen,
abgestorbenen Bäume.
Danach ging es 18 km bergab, natürlich nicht ohne Gegenanstiege.
Die ersten 10 km gemächlich, so dass man fast nicht bremsen
musste. Dann aber 7 km steil mit engen Haarnadelkurven, so dass
wieder unser Bremsbeläge gefordert waren. Die Scheiben wurden
zwar schwarz aber die Beläge hielten durch.
Wir blieben am Tom Groggin Campingplatz, trauhaft auf einer
großen Lichtung mit Fluß gelegen. Abends kamen mehrere Herden
Kängurus zu den Zelten gelaufen, die alle weit verstreut
aufgestellt waren. Im sauberen Fluß neben dem Zelt konnte man
Baden. Ein top Tag!
Tom Groggin – Khancoban (52 km)
Fuhren zunächst bis Kheesi Resterea, eine insgesamt
ausgeglichene Strecke durch herrlichen Eukalyptuswald. Ab dort
wollten wir den Bicinentaltrail fahren und die zusätzlichen 500
Höhenmeter und 6 km Umweg zu sparen. Nach 50 Metern war aber
Schluss. Also fuhren wir wieder zurück zur Straße. Den Hinweis
„4x4“ sollte man an dieser Stelle mal ernst nehmen. Nach 2 km
kam ein Abzweig auf den Geezi Whaals Trek, der lt. Navi
durchgängig fahrbar war. Die ersten 5 km verliefen herrlich
eben, leicht bergab bis zu einem Trailhead des Whaalstrek. Es
folgten zwei Kilometer Schieben, extrem steil, mit einer
Planierraupe frisch präpariert, aber eben unfahrbar. In zwei
langen Serpentienen schoben wir 350 m nach oben. Eine Stunde
Schieben und man ist wieder auf 720 m. Es folgen 10 km super
downhill und zum Schluss natürlich wieder ein 75 Hm Gegenanstieg
den man nur schiebend schafft.
Kerstin war ziemlich fertig als wir endlich auf der Teerstraße
6,5 km vor Khan Coban ankamen. Die letzten 500 m war eine Weide
mit Angusrindern, die gar nicht begeistert schauten. Die Fahrt
endete an einem Gatter, welches martialisch darauf hinwies, dass
dies kein Durchgang sei. Glücklicherweise war es nicht versperrt
und wir konnten auf die Straße ins „Freie“.
In Khan Coban trafen wir wieder auf die beiden Radler aus
Glücksburg, die sich für diese Strecke drei Tage Zeit gelassen
hatten. Leider hatten die Läden schon geschlossen. Für einen
ersten Cappuccino mit Muffin in Shanons Cafè hat es
dennoch gereicht. Das Einzige was wir noch für`s Abendessen
kaufen konnten waren 12 Eier, lt. Karton vor einem Monat
abgelaufen. Die Verkäuferin war überrascht als wir den Karton
hinstellten, dass sie noch Eier im Angebot hatte. Auw-Ei-a !
Hier in der Ebene hatten wir nun 35 Grad, eine Hitzewelle vom
Inland sollte über den Osten ziehen.
Zum Abendessen gab`s für jeden 5 Eier „ohne“ (Beilagen). Glück
dass wir noch 4 Liter bei uns hatten. Der Abend wurde ein
lustiger und interessanter Plausch mit den Glückburgern.
Khancoban – Bradlais Hut (48 km)
Morgens mussten wir erst noch Vorräte auffüllen, der
Grocerystore bot allerdings nur das Notwendigste. Das Geschäft
ist Kneipe, Bibliothek, Videothek und Post in Einem. Brot und
Tomaten waren frisch, dafür war die Chillipaste 2014 abgelaufen.
Auf den ersten Kilometern hatten wir eine regelrechte
Fliegeninvasion, Atmen wurde zum Risiko. Ab Beginn des
Nationalparks hatte man dann einigermaßen Ruhe von den
Plagegeistern, die wohl auf Körperflüssigkeiten aus sind. Die
Straße verlief schnurstracks bergauf, nach 10 km waren wir schon
auf 1100 m. Bei 300 Höhenmetern waren wir gestartet. An der
ersten Rest-Area sprach uns ein Wanderer an und beschrieb uns
den weiteren Verlauf als leicht hühgelig. Wir erwähnten, dass es
aber noch 500 Höhenmeter hoch gehen müsste. Er bedauerte dies im
Auto gar nicht bemerkt zu haben. Auf seiner Topokarte sahen wir
nach, wo es Wasser geben könnte. Sein Hinweis: „You will habe
plenty of water“, gab uns Hoffnung.
Der Rest der Strecke verlief wirklich in leichten Kehren, die
Höhenmeter schmolzen dahin und irgendwann waren wir auf 1585 m
in einer fast surrealen Landschaft.
Es sah aus wie einen Tag nach der Schlacht um Mittelerde.
Tausende weiße, abgestorbene Bäume, umringt von gelb blühenden
Ginster. Eine Wolkenschicht ließ nur einen Spalt Sonnenlicht vom
Horizont auf die dann immer röter werdenden Stämme fallen. Der
Platz an der O`Brien and Bradlay Hut gehörte uns alleine und die
Abendstimmung war märchenhaft. Die Nothütte dient Wanderern und
ist nur mit einem offenen Kamin ausgestattet, der Rest ist
leerer Holzboden. Die Rest-Area darf auch zum Campen benutzt
werden, bietet aber nur einer „Party“ Platz. Ein Stückchen
bergab gab es einen Bach zum Waschen in eiskaltem Wasser. Mit
dem letzten Tropfen Benzin kochten wir unser Essen. Die letzte
Tankstelle hatten wir in Jindabyne gesehen.
Bradleys Hut – Yarrangobilly (58 km)
Die Nacht auf 1560m war sternenklar und bitterkalt. Dafür gab es
einen stahlblauen Himmel am Morgen. Das Benzin reichte sogar
noch für einen zweiten Kaffee. Wir hofften auf Cabramurra. Dort
gab es ein Cafè mit Grocery und eigentlich auch eine Tanke. Der
höchste Ort Australiens hat 60 Einwohner und gleicht eher einer
Kaserne mit Community Hall. Die Tankstelle war jedoch wegen des
eine Woche zuvor durchgezogenen Unwetters ohne Strom. Nun waren
wir definitiv ohne Kocher unterwegs und fragten nach der
nächsten Möglichkeit Essen zu kochen. In Yarrangobilly sollte es
am Campinggelände Barbequestellen geben. Angeblich mit
münzfreiem Gas. Ein Laden sollte dort auch sein. Wir kauften
also für Barbeque in der kleinen aber gut sortierten Grocery
ein.
Die Strecke bis Cabramurra war herrlich, erst hoch auf 1500
durch die Wälder aus weißen Baumstämmen. Am Tunu Pond Dam ging
es 400 Hm runter, die man auf der anderen Seite natürlich wieder
hochstrampeln muss. Die Straße ist aber völlig autofrei,
verläuft in schöner Landschaft und ist nicht allzu steil.
Nach Cabramurra bleibt die Straße über 1400 m und verläuft
weiter durch malerische Wälder.
An der Junktion zum Snowy Mountain Highway (B72) gibt noch Mal
eine kleine Restarea, danach geht die Strecke über alpine
Wiesen. Sie könnte aber auch in Kalifornien oder Nevada
verlaufen.
Fast eben fährt man bis Yarranbilly Village, wo es nichts gibt
außer vier Firepits, 1 Toilette und eine ehemalige
Polizeistation aus Holz, die vor 100 Jahren als Zentrum dieser
„Flächengemeinde“ galt. Service oder Einkaufsmöglichkeiten gibt
es nicht. Unser Barbeque wäre in Yarranbilly Cave, 6 km abseits
der Straße gewesen. Da waren wir schon vorbei gefahren. Einen km
weiter gab es gefällte Baumkronen, welche ich mit
Spanngummis ans Rad band um sie zurücktransportieren zu können.
Auf dem Feuer gab`s dann Hackfleischburger – lecker.
Natürlich kamen wieder Kängurus über den Bach gesprungen und
leisteten uns Gesellschaft auf der kräftig grünen Wiese.
Yarrangobilly – Tumut ( 70 km)
Mit der Glut vom Vorabend kochten wir Kaffee und rösteten die
Toastbrote. Auf der leeren Straße radelten wir hoch bis zur
Great Dividing Range, von wo aus es auf einem 8 km Downhill bis
Talbingo ging. Nach 1100 Höhenmetern bergab gab es endlich ein
Shoppingcenter. Zumindest laut Schild. Wieder war es aber nur
eine Post, ein General Store und ein Antiquariat. Immerhin gab
es vor dem Geschäft einen öffentlichen Wasserspender. Leider
hatten wir den erst beim Verlassen des Ladens gesehen und schon
das kostspielige Nass gekauft. Wir tranken also zusätzlich einen
Liter auf ex um die Reserven aufzufüllen und kamen so mit 4
Liter für die Folgestrecke aus.
Ab Talbingo ging es 20 km dem Tumutlake entlang und der Verkehr
an Trailern mit Booten nahm deutlich zu. Beiderseits der Straße
stehen immer wieder Känguruähnlichen und wilde Emus. Leider sind
die Straßengräben auch mit Skeletten von Kängurus übersät. Die
dicken Stoßfänger der SUVs lassen ahnen, dass die Autofahrer
hier wohl nicht bremsen. Diese Erfahrung durften wir beinahe
auch selbst machen.
Tumut – Wee Jasper (60 km)
Der Campingplatz in Tumut liegt am gleichnamigen Fluss, der sich
als ziemlicher Strom erwies. Die hochgerüsteten Camper stehen
abends in Reih und Glied und versuchen ihr Anglerglück. Nach 5
Minuten geben sie aber meist auf und gehen zurück zum Grand
Cherokee, V8, um auf dem Campingstuhl im Anglerlatein zu
schwelgen.
Die Strecke bis Wee Jasper ist als Tourist Route 7 ausgewiesen
und dem entsprechend landschaftlich schön. Wir waren trotzdem
die Einzigen auf dieser Strecke. In leichten Schwüngen einem
Creek folgend führt die Strecke zunächst hoch auf 500 m, dann
wieder sanft dahin um dann nochmals auf 920 m hoch zu kraxeln.
Alles in sanften Steigungen mit tollen Aussichten. Der Wind kam
von hinten, ein Vorteil den die Fliegen nutzten um uns auf die
Nerven zu gehen. Bei normaler Fahrt oder Gegenwind stören sie
nur beim Pause machen. Aber nun krochen sie in jedes Nasen- und
Ohrenloch. Man hatte 100 Begleiter auf dem T-Shirtrücken, die
jede Gelegenheit nutzten nach vorne in die Augen zu fliegen. Wir
zogen uns lange T-Shirts über den Kopf und ließen nur ein
Guckloch frei.
In Wee Jasper, eine Art Landschaftsschutzgebiet mit 2
Campingplätzen, war außer uns nur eine Familie zu Gast. Das
nette Besitzerpärchen freute sich über unser Kommen empfing uns
an der Zufahrt. Im Fluß konnte man super schwimmen, das Wasser
war angenehm warm. Über den Köpfen flogen die Rosenpapageien und
Kakadus uns schimpften in den Sonnenuntergang hinein. Traumhaft.
Für Notfälle kann man Brot, Eier und Milch beim Campingwirt
kaufen.
Wee Jasper – Yass (60 km)
Die Strecke verläuft weiter durch tolle Creeks durch sanft
Hügellandschaft. Die urigen Bäume sind jeder für sich ein Foto
wert.
Leider fraßen uns die Fliegen förmlich auf und wir entschlossen
uns bis nach Yast zu fahren um dort in den Zug nach Sydney zu
steigen. Eine Woche Sydney – statt nur einem Abend, war
wahrscheinlich ein gute Idee.
Die Dame am Zugschalter las ein Buch, wir waren die einzigen
Kunden. Für 12 Dollar bekamen wir einen Fahrradkarton und sogar
Klebeband dazu. Die Dame war sehr hilfsbereit und bucht uns eine
erste Klasse Suite mit kleinem Bad im Zug, die zweite Klasse war
ausgebucht. Da man für Gewicht bzw. Gepäck extra bezahlen hätte
müssen, war die 1. Klasse im Grundpreis zwar 40 Dollar teurer,
insgesamt kam man aber auf den gleichen Betrag.
Morgen wollten wir mit Kreditkarte zahlen und mussten
feststellen, dass diese wohl noch im Automat der Schalterdame
steckte. Sie freute sich auf unser kommen, gab mir die Karte und
sagte, dass dies der Grund sei, warum in Australien immer eine
Handynummer erfragt wird um in solchen Fällen anrufen zu können.
Wir fuhren also Richtung Sydney im Zug. Die spannende Frage war
nun nur noch wo wir wohl übernachten würden. Wir fanden eine
Jugendherberge in der Uni, die während der Semesterferien die
Studentenzimmer vermietet. Dem Taxifahrer am Bahnhof zwengten
wir ein Rad in den Kofferraum und baten ihn uns einzeln zu
transportieren. Er war Asiate und sein Wiedergeburt wäre
gefährdet, hätte er mich nicht anschließend abgeholt. Kerstin
stieg also in das Taxi ein, ohne zu wissen wo es hin ging, der
Taxifahrer sollte einfach nur einem Gay-Pärchen im Taxi vor ihr
folgen. Er schwitzte und fuhr ständig über rot, erst als er
ankam, kannte er sein Ziel. Mit einer saftigen Gebühr für die
Anfahrt holte er dann mich ab. Egal – besser als sich zu
verlieren, in einer Megacity.
Wir genossen die folgenden 6 Tage in Sydney und waren glücklich
wie selten diese doch ziemlich anstrengende Strecke gefahren zu
sein.
Morgens fuhren wir jeweils mit der Bahn zu den
Blue Mountains, zur Bondibeach, wo wir per Post unsere
Fahrradtaschen verschickt hatten und zu einigen herrlichen
Küsten zum Wandern.
Ein gelungener Abschluss.
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