Alpenüberquerung 2015
die Via Migra
     

 
     
 

Tagebuch  MTB-Tour: Mittwald bis Monte Grappa

 

1. Tag Mittenwald – Pertisau am Aachensee

 

Die ganze Sache startete etwas holperig. Es regnete und für die nächsten Tage war ein Sturmtief nach dem anderen angesagt. Wir wollten eigentlich am Tegernsee starten und von dort hoch zum Achensee, aber unser Shuttlebus zurück bediente nur Mittenwald.

Am Abend zuvor hatten wir uns noch ein Zimmer in Leutasch genommen und überlegt, evtl. gleich hier zu starten. Aber das scheußliche Wetter zwang uns doch in Mittenwald einen Parkplatz zu suchen. Die Penion war klein aber fein, wobei die „Nasszelle“, also das offizielle Bad, auch direkt aus einem Wohnwagen herausgeschnitten sein konnte. Egal, wir hatten ja alles dabei – außer Seife bzw. Duschgel. Das wollten wir nicht schleppen, da es ja eh in jedem Zimmer eines geben sollte. So jedoch hier nicht. Wie wir feststellen mussten gab es in den ganzen österreichischen Zimmern keine Seife oder Duschgel. Unser Plan, Gewicht zu sparen war gescheitert. Wie auch unser Plan vor der Tour 5 Kilo abzunehmen, besser 10, um das Gewicht des Rucksacks zu sparen. Pustekuchen, am Starttag war mein Rad also 15 Kilo überladen. In weißer Vorraussicht hatte ich diesmal 9 Speichen dabei – man weiß ja nie.

Was wir auch nicht dabei hatten, war Zahnpasta. Auf der Suche nach einer möglichst kleinen Packung hatte Kerstin nämlich versehentlich eine Haftcreme gekauft. Wieder schwere 125 Gramm zusätzlich, die wir teuer an der Tankstelle kaufen mussten.

Ok, aber dann ging es los. Im Regen natürlich. Glücklicherweise parkten wir auf dem Parkplatz in Mittenwald in einer schönen großen Pfütze, so dass wir gleich von Anfang an nasse Schuhe hatten. Fördert die Durchblutung, es sollte ja auch kein Spaziergang werden. Leider war der öffentliche Parkplatz für Mountainbiker nur für 7 Tage Höchstparkdauer ausgelegt. Wir riskierten es und parkten gegenüber auf einem Glascontainerplatz.

Dann ging es auf die „große Karwendelrunde“. Wir nahmen den "unteren" Teil um bei dem scheußlichen Wetter nicht über zwei Hochtäler fahren zu müssen. Was auf der Karte entlang der Höhenlinien aussah, war aber ein ständiges Auf und Ab durch viel Wald und wahrscheinlich hatten wir uns dadurch nichts an Höhenmetern erspart.  Zwischen Österreich und Deutschland musste man nach ca. 20 km den an diesem regnerischen Tag reißenden Fluss überqueren. Leider ohne Brücke. Da hätten sie mal bei ein paar Meter Griechenlandautobahn sparen sollen um die Karwendelrunde auch vollständig befahrbar zu machen. Wir versuchten es über einen querliegenen Baum. Der Baum hielt stand, aber das Rad wurde von der Strömung unter den Baum gezogen. Nur mit Mühe brachten wir das Rad wieder aus dem Fluß heraus. Glücklicherweise hielt die Lenkertasche samt Foto dicht. Sonst würde dieser Bericht hier ohne Bilder weitergehen.

 

 
   
 

 

Ab Mittag kam die Sonne heraus und wir gönnten uns eine Pause in der wirklich urigen Garberalm. Der Kaiserschmarrn dort ist eine Wucht. Die Kuchen haben XXL-Formate.  Die Wirtin fragte wohin wir noch fahren wollen. "Plumsjoch",  antworteten wir. „Da habt ihr aber noch ganz schön was vor Euch“. So schlimm war`s dann doch nicht. Die 600 Höhenmeter rauf waren in 1 ½ Stunden abgestrampelt. Das Joch ist unspektakulär aber laut Wirtin der einzige fahrbare Weg hinunter zum Achensee. Das Navi hätte schon noch ein paar Wege gefunden, aber wie sich herausstellte, war sogar die Strecke vom Plumsjoch hinunter für Räder gesperrt. „Schiebestrecke“ hieß es auf den Schildern. Dann wären wir wohl mitten in der Nacht angekommen. Also Sattel ganz runter und drüber über gröbste Wackersteine. Teilweise waren die Kehren grenzwertig. Unsere neuen Bremsbeläge waren nach dieser Dauerbremsung wohl eingefahren.

Die erste Erkenntnis an diesem Tag: unser Alpencross-Buch war - was die Fahrbarkeit von Strecken betraf- also mit Vorsicht zu genießen. Wohl wieder ein Buch das mit dem Finger auf der Landkarte recherchiert wurde. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass uns entgegenkommende Biker über den Achim Zahn und sein Buch geschimpft haben.

 

Beim Einrollen nach Perstisau wollte ich eigentlich schnell nachsehen, wo unsere Unterkunft liegt, als wir schon unvermittelt daran vorbeirollten. Die sehr nette Wirtin der Pension Gisela war zwar nicht  zuhause, sie hatte uns aber den Schlüssel hinterlegt.

 

 
   
 

 

2. Tag: Pertisau -Zillertal - Finkenberg

 

Der folgende Tag sollte  schön werden, für die Nacht war aber ein Tiefdruckgebiet mit Wintereinbruch und Neuschnee in den Bergen angesagt. Wir hätten hoch zur Weidener Hütte auf 1850 m gemusst. Da uns dann der folgende Morgen mit 10-15 cm Neuschnee zu riskant war sind wir einfach dem Zillertal entlang gefahren und haben uns per booking.com eine Unterkunft gesucht. Die Strecke geht über Wiesen und Felder abseits der Ortschaften und es war gar nicht so leicht ein Kaffeehaus zu finden.

 Das einzige erschwingliche B&B  lag in Finkenberg. Und wie der zweite Teil des Wortes verrät, liegt der Ort wirklich am Berg. Als wir das feststellten, war es zu spät. Also wieder 300 Höhenmeter hoch - leider auf der Bundesstraße. Auch hier war die Wirtin gerade außer Haus, in Innsbruck wie sie uns später verriet. Eigentlich hätte sie noch geschlossen gehabt. Die Saison war bisher so schlecht, dass viele Hotels noch geschlossen hatten. Sie wagte es trotzdem ihr Zimmer in`s Internet einzustellen und prompt hatten wir - als die ersten Gäste -gebucht. Am Vortag hatte es einen Amokolauf in Graz gegeben und die Wirtin war noch völlig außer sich, weil jemand mit seinem SUV in eine Menschenmenge gefahren war. Die österreichische Presse war aber weniger zimperlich als in den uns zugänglichen Meldungen wo es zum guten Ton gehört -nichts zu sagen. Sie verriet uns:  es handelte sich um einen Ehrenmord. Das hatte sie in Innsbruck beim Arzt mitbekommen, wo die Aufregung groß war und die Unzufriedenheit über die Sicherheit im Land wächst. Als dann plötzlich eine Mail über unsere Buchung am Handy einging fuhr sie Hals über Kopf zurück nach Finkenberg und unsere Übernachtung war gesichert.

 

 
   
 

 

3. Tag  Finkenberg - Pfinscher Joch - Kematen

Morgens gleich mal 300 Höhenmeter zu verlieren war bitter. Die Straße hoch zum Schlegeis- Stausee stieg stetig aber gemächlich an.  Die Strecke ist dank Maut wenig befahren und dank  beleuchteter Tunnel auch für Radler machbar. Ein paar Mal kann man in den Tunnels sogar auf den Gehsteig ausweichen. Eine Lampe für hinten sollte man trotzdem dabei haben. Das Restaurant oben am Stausee hat eher Kantinenniveau mit 4-Sterne-Preisen. Egal, der Hunger war größer. Ohne Kaiserschmarn wäre es hier nicht weiter gegangen. Der weitere Verlauf war sehr schön über zwar felsige, aber machbare Strecke. Ca. 1-2 km muss man dann aber doch schieben, weil Treppenstufen eingebaut sind. Ab der italienischen Seite ist die Strecke zu einem Forstweg ausgebaut und man fährt bis zum Pfitscherjochhaus auf Schotter. Der Rundumblick mit kleinem See ist grandios. Die Hütte bietet modernsten Kompfort. Der erste Cappuchino in Italien lässt alle Strapazen vergessen. Der Downhill hinunter nach Kematen verläuft traumhaft auf einer sanft geschwungenen Militärstraße mit feinem Mineralbetonbelag.

 

 
   
 

 

Unsere Wirtin im Haus Kranebitt wartete schon. Wir hatten uns für Halbpension entschlossen und bekamen ein 3-Gängemenü vom Feinsten. Zum Preis eines österreichischen Schnitzels gab es Salatbüfett, Käsenocken, Gulasch mit Spätzle und Birnentorte. Und weil man uns den Hunger ansah, gab es noch ein Suppe vorne weg. Die tolle Holzverkleidung mit gebürsteten Lärchenbrettern und das Weinregal vom Feinsten tat unserer guten Laune ein Übriges. Leider kann man das Hotel Kranebitt nicht im Internet bewerten, aber wir würden 5 Sterne vergeben.

 

Die im Buch Alpencross vorgeschlagene Variante das Tuxer Joch hatten wir ausgelassen, weil uns die Routenbeschreibung schon heikel vorkam. Die Strecke sollte stark ausgewaschen sein und sogar der Autor bemerkte, dass nicht alles fahrbar ist. Wir sollten Recht behalten. Am Ende unserer Tour begegneten wir ein paar Bikern eines Scott-Teams. Selbst mit Endurobikes war die Strecke nicht fahrbar. Es gab einige Stürze und Schäden an den Bikes so dass die Truppe den Berg hinunter schob. Wieder einmal erwies sich der Abstand zwischen Realität und Selbstreflektion bei unserem Tourenautor als riesig. Glücklicherweise verfügt man mit steigendem Alter über gewachsene Vernunft um solche sinnlosen Herausforderungen nicht anzunehmen. Wir wollten ja im Oktober auf eine noch größere Tour starten.

 

 
   
 

 

 

4. Tag    Kematen – Pfunferer Joch – Weitental

Wir rollten hinunter Richtung Sterzing und dann standen wir vor der Entscheidung über das 1200 Höhenmeter höher gelegene Pfunderer Joch zu fahren oder den weiteren Weg über das Pfitschertal zu fahren. Kerstin war der Meinung wir sind ja schließlich auf einer Alpenüberquerung, also verbietet sich eine Fahrt im Tal.

Fraglich war nur, ob oben am Joch noch Schnee lag, da schließlich auch hier der Wintereinbruch vom Vortag durchgezogen sein könnte. Außerdem lasen wir im Buch, dass Straße versicherte uns, es gäbe jetzt keinen Schnee mehr. Also schwangen wir uns auf zur "Königsetappe", wie es in unserem Alpencrossbuch hieß. Dort stand auch: " wenn alles gut läuft, steigt man nur zwei Mal ab: bei einer Flussdurchquerung (weil die Brücke fehlt) und nach dem Joch in einer Almhütte. Wir stiegen nur zwei Mal auf, weil die ersten 9 km nach oben für unsere Physik zu steil waren. Auch mit abgesenkter Gabel und 34 Zähnen am hinteren Ritzel war an Fahren nicht zu denken. Als dann die eingezeichneten "Dynamite-Trails" in der Karte erschienen, konnten wir diesen Wegestypus unseres Buches nun auch einschätzen. Es waren grobe Felsen, zu einem Fahrweg zusammengelegt. So etwas ähnliches kannte ich schon aus Nepal. Ein Panzer kommt wohl drüber, ein Fahrrad eher nur mit Mühe und Not. Wahrscheinlich ist der Schreiberling auch diese Strecke mit einem E-Bike gefahren. Da hätte man wohl die benötigte Kraft. Wäre nix neues, schließlich hat der Verfasser der Neusseeland-Fahrradbibel seine Strecken auch mit dem Trail gemacht.

 

 
   
 

 

Journalisten haben scheinbar eine eigene Art die Dinge zu sehen. Egal, da mussten wir rauf. Die Landschaft war ja wirklich grandios. Als erstes ging es über ein schräges Schneefeld unterhalb dessen ein ziemlich schneidiger Bach verlief. Also Aufpassen, Haken in den Schnee und drüber. 

 

 
   
 

 

Irgendwann war der Weg dann ganz weg und nur noch das Navi kannte unser Ziel. Ca. 300 Meter vor uns spekulierten die einzigen anderen Biker ebenfalls über den Verlauf des Weges und es dauerte bestimmt eine viertel Stunde bis der Zweite von ihnen die Zähne zusammen biss und sich über die letzte Scharte wagte.

Oben war es dann allerdings atemberaubend. Angekommen auf einem 30 Meter hohen Schneebrett konnte man in das senkrecht abfallende Joch blicken. Bei Kaiserwetter und etlichen 3000ern rings herum ein Traumpanorama. Die beiden Jungs vor uns hatten den senkrechten Weg auf dem Popans rutschend gewählt. Wir kletterten auf der Außenkannte hinunter um zumindest nicht Gefahr zu laufen, vom abbrechenden Schneebrett überrascht zu werden.

 

 
   
 
Auf der Nordseite des Jochs lagen noch ca. 1 km lang Schneefelder und jeder suchte sich seinen Weg. Dann führt der Weg teilweise ausgewaschen aber meist fahrbar bis zur Weitenbergalm. Diese sah aber nicht sehr einladend aus und wir hatten außerdem mit einem Defekt am Klickbedal zu kämpfen. Am Schuh war eine Schraube herausgegangen und bei zwei Versuchen abzusteigen, flog ich stattdessen um.
 
   
 

 

Der weitere Verlauf der Strecke ging dann durch ausgewaschene Ziehwege mit dicken Felsbrocken, so dass man bis zur nächsten Alm am Weitenbergbach ca. 1 km wieder hinunter schieben musste. Dann allerdings folgt eine traumhafte Abfahrt auf dem Pfunderer Höhenweg, den unser Wirt in der folgenden Kneipe nicht ohne Grund eine der schönsten Strecken in Südtirol bezeichnete. Wir kennen jetzt nicht alle Strecken, aber diese verläuft wirklich wildromantisch durch die Schlucht des Weitenbergbaches.

Als wir in Weitenberg ankamen hatte leider die örtliche Gastwirtschaft geschlossen. Im kleinen Spar-Supermarkt waren die Damen auch schon am Aufräumen, als wir hereinkamen. Sie konnten gar nicht glauben wo wir herkamen. Wir kauften ein paar Würstchen und Brot und bekamen von der Kassiererin als Anerkennung noch zwei "Transalp"-Aufkleber geschenkt. "Transalp - Only the Best" stand darauf. Der Abend war gerettet.

 

 
   
 

 

5. Tag Kematen - St. Vigil

Wir entschieden uns erst ein Mal die Hydraulik von Kerstins Hinterradbremse richten zu lassen. Dem Pustertalradweg folgend ging es leicht bergab nach Mühlbach In Mühlbach am Bahnhof gab es einen Radverleih mit Werkstattservice. In einer halben Stunde war die Bremsflüssigkeit gewechselt (25 Euro) und alles wieder in Ordnung.

Von Mühlbach ging es wieder knackig hoch auf die  Rodeneckalm auf knapp 1800 Meter. Oben verlaufen schöne Forstwege und die Almhütten entlang der Strecke buhlen um Kundschaft. In der Starkenfeldhütte gönnten wir uns eine längere Pause mit Apfelstrudel.

 

 
   
 
Ab dem Astjoch wurde die Strecke dann etwas durchwachsen. Das Navi zeigte für alle drei Arten von Fahrrad die gleichen Routenvorschläge. Auch alle anderen Radler wunderten sich als es über Trampelpfade und sumpfige Wurzelpisten durch mehrere private Almen ging. Obwohl sogar als „Radtour“ ausgeschildert war 1 km Schieben angesagt. Irgendwann war Er dann ganz weg - der Weg. Zwischen der Kreuzwiesenalm  und der Tumaretschhütte wird es ziemlich unübersichtlich und wir fragten uns einige Male ob wir denn noch richtig liegen.  Als es wieder fahrbar wurde trafen wir ein Pärchen die in Brunneck gestartet waren. Auch sie wunderten über den Achim Zahn und seine Streckenführungen, die wohl eher mit dem Finger auf der Landkarte entstanden sein dürfte.
 
   
 
Nach dem Lüsner Joch auf 2020m geht es eine neu gebaute, Forststraße steil hinunter bis Zwischenwasser. Nach 10 Minuten ist man wieder 1000 Meter tiefer. Dann ging es dem Vigilbach entlang aufwärts auf einer kleinen Ortsverbindungsstraße bis St. Vigil in Enneberg, wo uns eine herrliche Ferienwohnung erwartete. Nach 2500 Höhenmetern und 65 km waren wir leider etwas spät angekommen. Die nächste Pizzeria schloss um 20:30 Uhr und so blieb uns nur ein 4-Sterne-Hotel um noch etwas zu Essen zu bekommen. Beim Anblick der Designerfoodkarte fragten wir nach Spaghetti und bekamen sogar welche, allerdings zum Premiumpreis.  Trotzdem ein super Tag.
 
   
 

 

6. Tag St. Vigil – Cortina – Alleghe

Die Strecke bis Pederu verläuft sanft ansteigend  und dann wird es knackig. Wir fuhren nicht die Fanesalpe, was wohl aber eine ganze Legion von Wanderern und Bikern im Gänsemarsch tat, sondern entschieden uns für die Pennes-Alpe auf der gegenüberliegenden Seite. Der Weg hoch zur Fedora Vedla ist eine in den Fels betonierte  18% Serpentinenpiste die einen innerhalb von 2,1 km 500 Höhenmeter hoch katapultiert. Die moderne Elektronik berechnet für diese Strecke 5 Minuten. Aha! Tatsächlich schiebt man dann eine Stunde hoch und völlig fix und foxi . Aber egal. Dann geht aus auf herrlichen Pisten über die Almen in einem 14 km Downhill zunächst auf Piste bis zur beliebten Rast in der Malga Ra Stua und weiter auf einem winzigen Sträßchen bis zur SS51 nach Cortina di Ampezzo.

 

 
   
 

 

Die Innenstadt platzte aus allen Nähten. Wir gönnten uns einen Cappuchino und dann nix wie raus aus dem Trubel. Unsere nächste Prüfung war der Passo di Giau auf 2230 m, also wieder 1000 Höhenmeter hoch.

Die lästig lauten Motorräder hofften wir an der Abzweigung auf die Sp638 los zu bekommen. Ich sagte noch: „ hoffentlich biegen die alle in die Marmolada ab, dann wird es ruhiger“. Aber falsch gedacht, das Schild zur Marmolada zeigte auch nach links in die SP638. Glücklicherweise wurde der Verkehr nachmittags ruhiger, so das wir streckenweise alleine unterwegs waren. Oben im Refugio gab es eine riesen Portion  Polenta mit Hirschgulasch und Spaghetti zu einem echt fairen Preis. Wir waren glücklich und rollten bis Alleghe. Unser Plan war aufgegangen. Über den zweiten Pass Forzella Ambrizzola auf 2277 m auf Schotter mit Schiebstücken hätten wir es an diesem Tag nicht mehr geschafft.  So aber waren wir rechtzeitig in Alleghe, wo uns ein B&B erwartete, dass eigentlich als Ferienwohnung durchging. Direkt unten am Haus gab es eine urige Pizzeria und morgens top Frühstück. Unsere Empfehlung: B&B Al Molin direkt am Ende der Via Coldia wo der Skilift beginnt. Es liegt zwar etwas abseits aber Essen und Schlafen ist top.

 

 
   
 

 

7. Tag:  Alleghe – Passo di Valles – Val Venegia – San Martino

Der Passo di Valles ist unspektakulär aber man muss natürlich erst mal wieder 700 Höhenmeter hoch. Oben gab`s Brotzeitplatte wobei wir die einzigen Gäste waren. Die Motorradfahrer nahmen meist die Passhöhe gar nicht wahr und fuhren ungebremst weiter. Die Sp25 ist aber insgesamt wunderbar ruhig.

Das eigentliche Highlight ist das Val Venegia. In der Beschreibung hieß es „steinig und steil“, doch wir riskierten es diesmal. Die Strecke ist als Forstweg durchgängig bis zur Schutzhütte Baita Segatini auf 2174m top hergerichtet. Wir überwanden noch nie so leicht 500 Höhenmeter. Kurz vor der Hütte zog es dann zu und die Wolken vernebelten den Blick. Wir gönnten uns noch eine zweite Pause bevor die tolle Abfahrt am Passo di Rollo hinunter nach San Martino führte. Mit dem ersten, heftigen Donnerschlag fuhren wir am Hotel Belvedere vor. Es gab einen eigenen Werkstattraum für die Räder und sogar einiges an Werkzeug wäre vorhanden gewesen. 

 

 
   
 
Ruhetag in San Martino. Leider ein Sonntag, weshalb die gesamte Straße nur aus Motorrädern bestand die sich brüllend durch die engen Gassen zwengten. Bin gespannt, wann sie die Knatterkisten aus dem Ort verbannen. Wir sind ja selber Motorradfahrer, aber muss man seinen Dämpfer ausbauen, damit man besser beachtet wird?
 
   
 

 

8. Ruhetag

Wanderung durch die Umgebung San Martino

 

 
   
 

 

9. San Martino – Passo Brocon – Fonzaso

Von San Martino aus ging es unterhalb des Skiliftes hoch zur Forcella di Calaita. Die Strecke verläuft auf schönen Waldwegen und entspricht im Verlauf den örtlichen Bikerouten. Ein kurzes Tragestück von 15 Minuten kann man verkraften. Bei der Abfahrt kurz vor der Albergo Miralago begann lt. Streckenaufzeichnung ein Jeepweg. Was auch immer das sein soll. Er bestand aus großen Felsblöcken wie wenn ein Zyklop versucht hätte eine Straße zu mauern. Eigentlich fahrbar, wenn da nicht einige 20cm Regenrinnen eingebaut worden wären. In einer der letzten sank dann das Vorderrad ein aber nicht mehr heraus. Stattdessen sank der Pilot kopfüber auf die wunderbar spitzen Steine. Beim Eintauchen in die Rinne war sofort der Schlauch geplatzt....

 

 
   
 

Nach ein bisschen Biegen und Flicken ging es weiter. Das Wetter lud noch zum Bleiben am See ein.

Vom Lago di Calaita führt die Straße auf 11 km wieder 1000 Meter bergab. Die ersten 3 km haben 18 Prozent Gefälle, weshalb am Abend 90 km/h als Spitzengeschwindigkeit auf dem Tacho standen. Unten gab`s erst Mal Cappuchino zum Chillen und Prüfung der Verletzungen.

Doch der Gott der Berge kennt nur ein Gesetz: wo es runter geht, muss es auch wieder rauf gehen.

Also strampelten wir auf der anderen Talseite exakt die gleichen Höhenmeter wieder hinauf zum Passo Brocon auf 1615 m. Das Sträßchen ist sehr ruhig gelegen und eigentlich schön zu fahren. Irrwitzig war nur wieder, dass die Fahrt zwischen zwei  Punkten und 1000 Meter Höhenunterschied in unserem Tourenbuch wieder keinerlei Erwähnung fanden.

 

 
   
 

 

Glücklicherweise aber fand sich der Hinweis auf ein sehr schönes Stück Trail, welches tollkühn im Fels verlaufen sollte. Die Strecke auf dem Agaro-Biketrails war tatsächlich eines der schönsten Stücke auf der gesamten  Tour. Mit leichtem Gefälle rollt man in der Felswand über einer atemberaubenden Schlucht. Nahezu komplett befahrbar und menschenleer geht es hinunter bis Castello Tesino. Ab dort nahmen wir die Strecke entlang der Via Claudia durch ein traumhaft enges Tal auf der Sp40 Richtung Fanzosa. Die Strecke war genau an diesem Tag wegen Bauarbeiten gesperrt worden. Doch als uns die ersten Biker entgegen kamen und uns “it`s free” zuriefen, riskierten wir es.

In Fonzaso nahmen die im Buch empfohlene Albergo. Es gab Essen bei Großmutter. Mit Suppe, Nudeln als secundo und einer Art Hackbraten wurden wir richtig satt. Der Wein tat sein Übriges und so konnten wir es verschmerzen, dass die Pizzeria im Ort montags geschlossen hatte.  Über Geschmack lässt sich ja streiten, aber das Zimmer vom Kopf bis Fuß mit Fichtenbrettern verkleidet war schon ganz schön “rustic”.

 

 
   
 

 

10. Tag Fonzosa – Bassano del Grappa

Morgens gab´s Kaffee und.....nichts. Die Bedienung legte jedem ein abgepacktes Hörnchen neben die Kaffeetasse. Da incl. Frühstück gebucht war, fragte ich nach “Pan” oder “Prosciutto”. Sie sah mich etwas verwundert an und schnitt dann etwas Schinken auf eine Platte. Prompt standen auf unserer Abrechnung 5 Euro mehr drauf. Wenn also irgend möglich sollte man diese Albergo Antico in Fonzosa meiden. Die Empfehlungen dürften gefaket sein.

Nachdem schon früh morgens die Sonne brannte bogen wir auf die Variante durch das Brenta-Tal ab. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte. Eine wirklich herrliche Strecke auf gesperrten Nebenstraßen. Der Autoverkehr führt durch Tunnels mit mit dem Rad fährt man komplett alleine entlang des herrlichen Flusses bis zum Lago di Corlo. Danach geht auf einem schmalen Fahrradweg in das breiter werdende Tal durch kleine Dörfer bis Bassano del Grappa. Wir fuhren die Offroadvariante direkt am Fluss entlang bis zur Ponte degli Alpini. Geschafft !

 

 
 
Unsere Unterkunft in Borso del Grappa war ein  traumhaft renoviertes Landhaus mit riesigem Biergarten. Jeden Abend saßen hunderte von Leuten bis spät in die Nacht in dieser herrlichen Atmosphäre. Wir probierten uns 3 Tage lang durch die gesamte Speisekarte. Einziger Wehrmutstropfen waren die Bierpreise. Zum Preis einer Flasche Wein gab`s einen halben Liter Bier. Einmal hätte ich beinahe sogar einen Wein bestellt, der lt. Empfehlung zur Pizza passt. Die 13 Euro für eine Flasche hätte ich mir am letzten Abend gegönnt. Als ich fragte ob es Rot- oder Weißwein ist, bekam ich “Bier” zur antwort.  Es war zwar ein 3/4Liter, aber für 13 Euro trinkt der Franke bekanntlich einen Kasten Bier.
 
   
 

 

11. Tag Monte Grappa

Zum Abschluss der Tour mussten wir natürlich noch hoch auf den letzen Berg der Alpen. Mit durchgehend 12 Prozent Steigung strampelt man hoch, immer die tolle Aussicht über die Tiefebene im Blick. Unterwegs sind immer wieder Drachenflieger am Start. Oben auf dem Hochplateau wird die Ausicht grandios. In vielen tollkühnen Einschnitten führen viele kleinste Sträßchen zum Gipfel. Das Mausoleum Sacrario del Monte Grappa in 2000m Höhe ist spektakulär.

Wir hätten gerne ein paar der in die Felsen eingeschnittenen Trails gefahren, aber mangels Karte, hätten wir nicht gewusst, wo wir dann unten raus kommen. Das Bergmassiv an sich bleibt uns also ein zukünftiges Ziel.

Oben in der Refugio gab`s das Alpencross-Abschlusseis und ein paar Fachgespräche mit anderen Finishern. Doch scheinbar waren wir auf der gesamten Tour die einzigen, die wirklich die gesamte Strecke von Mittenwald bis zum Monte Grappa bewältigt hatten.

Abends gab`s dann die Pizza “km 0” und die Pizza  “4x4”.   Lecker!

 

 
   
 

 

12. Tag Bassano del Grappa - Umgebung

Fahrt durch die Wein- und Kulturlandschaften am Fuße des Monte Grappa. Wir mussten feststellen, dass sich in Italien viel getan hatte. Es gab ein wunderbares Netz neu angelegter, fein geschotterter Radwege durch das Hinterland, entlang kleiner Bäche. Leider riss mein Ventil vom Schlauch und nur mit großen Flickkünsten gelang es wieder zurück zu fahren.

 

 
   
 

 

13. Tag: Shuttle nach Mittenwald

Hier sei nur www.bikeshuttle.it empfohlen. Wirklich super Sache. Die Firma holt organisiert Alpencrosser ab und bietet auf der Homepage eine Restplatzbörse. Je nach Teilnehmerzahl bekommt man für 85-105 Euro seine Heimfahrt in 4 Stunden - ohne Streß mit den Bahnschaffnern und überfüllten Abteilen.