Türkei 2012

große Motorradtour bis zum Ararat
mit den "Eisenbereiften"
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Vorwort:

Nach Marokko wollten wir diesmal wieder  in ähnliche, weite Gebirgslandschaften eintauchen und suchten nach dem  geeigneten Land. Da Hotte und ich schon immer mal zum Ararat wollten  überzeugten wir schließlich K1 und legten uns auf die Türkei fest.  Leider war unser zeitlicher Rahmen sehr eng. Vier Wochen für so ein  großes Land. Und der Ararat lag leider ganz hinten.

Außerdem  mussten wir erst  Mal hin gelangen. Leider gab es die Fährverbindung von Venedig nach Cesme nicht mehr. Da wir die 40-stündige Zugverbindung im "Optima-Express"  scheuten, sind wir mit der Fähre von Venedig nach Igoumenitsa (24 Std)  gefahren. Die Strecke ist sehr empfehlenswert. Nach dem Ablegen fährt  man mitten durch die Altstadt von Venedig.

Von Igoumentisa aus ging es 650 km  durch Griechenland auf einer menschenleeren Autobahn. Außer einigen  defekten bulgarischen Kleinlastern deren Insassen es sich auf dem  rechten Fahrstreifen sitzend gemütlich machten und überrascht waren als  plötzlich 4 Motorräder angebraust kamen, ist niemand auf dieser Autobahn unterwegs gewesen. Man kann stundenlang die Seele baumeln lassen bei  toller Aussicht, ein paar dutzend  modernsten Tunneln und Brücken und die Preisschilder zusammenzahlen, die diese Bauwerke gekostet haben. Da man bei soviel Nullen den Überblick verliert kann man nur schätzen, das die Strecke von Igoumenitsa  bis Thessaloniki ein paar Milliarden  gekostet haben muss. Da das ganze Geld seit 2004 in die EU-Osterweiterung fließt sind die Südländer, allen voran Griechenland, nun pleite. Komisch!?

 

Die Tourdaten für`s GPS gibt es hier
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Reisetagebuch

 

Grenze GR-TR bis Cannacale

Unsere erste Etappe endete auf den Dardanellen, in Cannakale. Wir setzten uns abends in eines der vielen Teehäuser an der berühmten Meerenge. Auf ca. 100 Tischen wurde Karten und Backgammon gespielt, dazu Cay (Tee) getrunken und gelacht. Tolle Stimmung. Auch viele Frauen saßen beisammen, was ja in türkischen Gaststätten nicht üblich ist.

 

K1 bestellte mit seinen frisch gelernten paar Brocken Türkisch die Rechnung. Der Kellner brachte daraufhin noch eine Runde Bier, obwohl wir eigentlich zahlen wollten. Er hatte die Lacher auf seiner Seite. Wir erinnerten uns an eine unserer Alpentouren, als wir mal 7 Pizzen serviert bekamen, obwohl wir nur zu Dritt waren...

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Cannacale - Bergama

 

Die Strecken waren weniger erfreulich. Viel Baustellen, scheinbar werden sämtliche Straßen auf 4 Spuren umgerüstet. Vielleicht sollte man erst mal Erhebungen über den Straßenverkehr machen. Man ist nämlich fast alleine auf den Straßen unterwegs. Bei einem Benzinpreis von 2 Euro kein Wunder. Die Einheimischen tanken fast ausnahmslos LPG für ca. 1 Euro. Beim Tanken stehen drei Leute um einen herum. Einer tippt das Kennzeichen ein, einer hat den Chip damit die Zapfsäule entsperrt wird (SB-Tanken funktioniert nicht) und einer überprüft den Kassenbon, wenn man von der Kasse zurückkommt. Bei den Benzinpreisen kein Wunder. Der gute Stoff muss behütet werden. Glücklicherweise fährt man eine F 800Gs mit 3,8 - 3,9 Liter auf 100 km (bei einem Max-Tempo von 90 km/h in der Türkei, wodurch einem der Spaß beim Tanken nicht ganz verdorben wird.

Der Pergamontempel war umgeben von herrlich blühenden Blumenwiesen. Der Rest waren “kleine Steine, große Steine ...und ein Päckchen Kies dazu”...

 

Bergama - Pamukkale

Viele kleine Höfe auf der Strecke. Die Dörfer haben der Charme aus einer Mischung kommunistischer  Zweckbauten und Rohbauten ....also keinen. Außerdem sind sie ziemlich vermüllt. Erst weiter im Ostern wurde es weniger Müll, weil wahrscheinlich dort auch weniger Leute lebten.

Pamukkale kann man, muss man aber nicht gesehen haben. Erstaunlich wie einfach die Ortschaft ist , wenn man bedenkt, dass es sich um einen Topspot der türkischen Tourismusindustrie handelt.

Wir bekamen bei Özdemir`s Pension schöne Zimmer mit Pool und Frühstück. Die Verhandlungen für den Zimmerpreis waren allerdings sehr zäh. (45 TL) Als Hotte anfing:  “bei den Preisen verhungern meine Kinder zuhause" antwortete der Schlepper: "ich kann es nicht mehr hören, die Deutschen wollen alles immer billiger". Dabei hatte er sich selbst `runter gehandelt, noch bevor wir ein Wort antworten konnten.

 

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Pamukkale - Egidir

Aufgrund des diesigen Wetters haben Hotte und K1 die Sinterfelsen erst am Morgen angesehen.

Haben unsere Streckenführung verfeinert und nur noch gelb eingezeichnete Strecken gewählt. Diese sind weniger oft durch Baustellen mit Schotter unterbrochen und kurviger. Teilweise sind wir sogar "weiße" Strecken, also eigentlich unbefestigte Straßen gefahren. Mittlerweile waren alle geteert.

Irgendwo im Niemandsland war plötzlich die Strecke gesperrt und mit einem Sackgassenschild versehen. Wir kamen nicht mehr weiter. Während wir diskutierten kamen ein paar Jugendliche mit dem Auto aus dem letzten Dorf , wo wir sie gegrüßt hatten. Sie erklärten uns, dass man die Strecke mit dem Motorrad ruhig weiterfahren kann, trotz der Schilder. Das taten wir auch und bedankten uns. Sie drehten wieder ab zurück ins Dorf.

 

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Egidir - Ermenek

Egirdir ist ein kleiner Ort mit einer schönen Halbinsel im riesigen gleichnamigen See. Die Uferpromenade nutzten wir für eine Runde Jogging. Von Süden zogen starke Winde auf und es begann abends zu regnen.

Endlich waren sie da, die perfekten Motorradstrecken. Kurvig, hohe Pässe, keine Autos, wenig Splitt in den Kurven und endlose Landschaft. Wir waren im Taurusgebirge. Die Wettervorhersage hatte nichts gutes geheißen, wir hatten aber Glück und bekamen trotz der heftigen Gewitter um uns herum nur ein paar Tropfen ab.

 

 Die schneebedeckten Gipfel sind grandios. Unterwegs kehrten wir wieder wie gewohnt lecker ein und mittlerweile beherrschten wir schon unser Grundvokabular beim Bestellen.

In einer kleinen Ortschaft parkten wir wie gewohnt mitten auf der Straße. Sofort wurde ein Soldat abgestellt um auf unsere Bikes aufzupassen. Wir bedankten uns

 

In Ermenek wollten wir nicht gleich in das erstbeste Hotel gehen, weil es uns von außen nicht gefiel. Auf der Suche nach einem Anderen musste Karlheinz bei einem Anwohner aufs Dach klettern, von dort aus zeigte er ihm, wo das nächste Hotel im Tal liegt.

Schließlich haben wir dann doch für 50 TL (22 Euro) die billigere Variante genommen. Der Wirt hat zwar kein Wort verstanden und wir mussten uns mit dem Google Übersetzer verständigen, was sehr lustig war, nachdem wir nicht mal wussten was "Deutsch" auf türkisch heißt (Alamanca). Geklappt hat es trotzdem. Wir brauchten ja nur zwei Wörter: "Schauen" für "Zimmer anschauen" und "Zahlen" für "was kostet das Zimmer".

 

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Es hatte sich in Ermenek schnell herumgesprochen, dass vier Ausländer angekommen waren. Nach unserem Essen in einer kleinen Kneipe kam der örtliche Imam bei uns vorbei und stellte sich vor. Er erzählte in gebrochenem Deutsch , dass er 5 Jahre in Bergkamen bei Köln gelebt hatte als Prediger. Allerdings könne er nahezu kein Deutsch mehr. Vor seinem Aufenthalt in Deutschland hatte er fleißig die Sprache gelernt, als er dort ankam sprachen alle nur Türkisch und es gab keine Gelegenheit Deutsch zu sprechen, weshalb er es wieder verlernte.
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Ermenek - Pozanti (Taurusgebirge)

Die tollen Strecken gingen weiter. Gleich nach Ermenek steigt man bis auf 1900 m auf und kann neben der Straße in den Abgrund bis zum See schauen. Wieder alles menschenleer. Erst an der Küste wurde es dann, wie zu erwarten rummelig. Ein Hotelbunker reiht sich an den nächsten. Die Badegäste ließen aber scheinbar noch auf sich warten.

An einer Tankstelle wollten wir unsere frisch vom Feld gekauften Erdbeeren genießen als ein anderer Autofahrer anhielt und sich vorstellte. Er war Generalvertreter für Kubota-Traktoren und wollte uns gleich zum Essen einladen. Wir beließen es bei einem Tee und bedankten uns. Da Mac sich erst vor kurzem einen Schmalspurtraktor gekauft hatte führten die Beiden einen Smalltalk über Traktorentechnik. Er bekam gleich die aktuelle Prospektmappe geschenkt. Dann ging es weiter.

Bei Mercin kamen wir in die erste Polizeikontrolle auf einer sehr abgelegenen kleinen Straße in den Bergen. Als sie Hottes Reisepass sahen konnten wir unkontrolliert weiterfahren. Die Polizisten waren korrekt und höflich, in der Hand trug einer eine handgeschriebene Liste mit Namen.

 

Pozanti - Göreme

 

Von Pozanti aus ging es wieder auf einer kleinen Straße Richtung Nordosten. In den Bergen hingen die Wolken fest. Wir zogen Regenkombis an und hatten Glück bis 100km vor Göreme. Plötzlich kamen wir in einen Hagelschauer und die Fahrbahn war innerhalb von Sekunden mit einer dicken Schicht Eis bedeckt. Wir schafften es gerade noch in eine Tankstelle.

In Göreme hatten wir uns online 2 Höhlenzimmer in "Cave live House" für 30 Euro gebucht. Man wohnt herrlich oberhalb der Stadt mit Blick auf die Felsformationen. Die Zimmer sind in den Tuff gemeiselt. In die Dusche könnte auch ein Pferd mit rein passen. Da hat sich wohl der Steinmetz bei den Abmessungen "vermeiselt" ;-))

Als besonderes Special gab es eine Kunstleder-Toilettenbrille....scharf!

 

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Göreme

Leider war das Wetter in Göreme nicht der Hit. Die Ballons flogen zwar morgens um sechs in den Himmel. Aber für 160 Euro pro Person war uns der Spaß bei diesem Wetter dann doch zu teuer.

Für günstige 25 TL (10 Euro) hat sich Karlheinz statt dessen rasieren und die restlichen Haare schneiden lassen. Dazu gab`s noch eine Creme-Kur und `nen Kaffee.           

 

Göreme - Kahramanmaraş

Morgens gab`s dann noch die ersehnten Ballonszenen. Ungefähr 70 Ballons am Himmel bei wolkenlosem Sonnenaufgang. 

 

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Die Balone sind voller brüllender Chinesen ....nix für uns.
 

Der weitere Streckenverlauf über verschiedene kleine Sträßchen, teilweise geschottert, war wieder traumhaft.

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Es ging über 3 Pässe (1600, 1900, 1900), wobei nach dem Zweiten wegen eines heranziehenden Gewitters erst mal Schluss war. 
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Wir verkrümelten uns in der Dorfkneipe wo wir (unter lauter Männern) mit unserer Dame im Quarttet für Aufsehen und wahrscheinlich sogar Unmut sorgten. Die Herren gewöhnten sich aber schnell an uns und setzten ihr Cay-Trinken und Glücksspiel fort. 
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Abends in Kahramanmaraş routete uns das Navi erst einmal durch die Slums der Stadt -  Spannung pur in den engen Gassen. Die Stadt selbst ist sehr modern und mit weitläufigen Alleen toll angelegt. 

Während der Fahrt hatte fast jeder um uns herum alle roten Ampeln mißachtet und in der Baustelle über das Bankett überholt usw. Und nun wurden wir hier von der Polizei beanstandet, weil wir verbotswidrig wendeten. Mit einem Lächeln und einer Entschuldigung war die Sache dann aber erledigt. Ein weiterer Motorradpolizist kam hinzu , zollte uns aber nur Respekt und freute sich über die Bikes.

Beim Parken kam es zu einem kleinen Auflauf und das Hotel aus dem LoneyPlanet entsprach nicht unserer Preisvorstellung. Der bis dahin erste deutschsprachige Türke, dem Dialekt nach aus dem Ruhrpott,  sprach uns an, organisierte alles und handelte noch den Zimmerpreis für uns herunter.

Abends gab es dann das hier so berühmte Baklava und das hiesige Eis namens Dondurma Maraş. Das beste Eis der Welt. Es ist als hätte man noch nie ein gutes Eis gegessen !! 

Kahramanmaraş - Karadut  

 

Die vom GPS geroutete Strecke wären 380 km bis zum Nemrut Dagi gewesen. Wir sind über kleinere Strecken durch`s Hinterland gefahren. Die Ortsdurchfahrten einiger Dörfer waren schon "mitten durch den Misthaufen". Dafür aber romantischer als die D300 , auf der man nur geradeaus fährt.

Unterweg essen  wir in einer kleinen Locanta die frische Forellen anbietet. Wir bleiben bei Ayran und Köfte. Ein anderer Gast in Anzug kommt hinzu und stellt sich vor. Er ist Sohn einer türkischen Modelleisenbahnfabrikation. Wir tauschen noch unser Halbwissen über die fränkischen Modelleisenbahn-Traditionsfirmen Märklin und Fleischmann aus, dann kommt unser leckeres Essen.

Unterwegs  sprach uns ein Polizist auf einem Dorfplatz an. Er fuhr privat eine Varadero  und wollte uns gleich auf einen Cay einladen. Da wir noch einiges vor uns hatten mussten wir diesmal ausnahmsweise absagen.

In Karadut sind wir gleich in die gleichnamige Pension gegangen für 30 TL. Für zusätzliche T 10 TL gab`s ein komplettes Abendessen dazu mit einer bis dahin noch unbekannten Spezialität namens "DRAGA" (vergohrener Weizen mit Auberginen - leicht säuerlicher Brei). Morgens gab`s ein sehr leckeres Frühstück , u.a. mit selbstgemachtem Börek und Ziegenkäse.

 

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Da wir auf keinen Fall das Risiko schlechten Wetters eingehen wollten, sind wir gleich zum Sonnenuntergang hinauf zum Tempel gefahren. Die Auffahrt alleine ist schon ein Traum. Die größeren "Köpfe" stehen übrigens auf Westterrasse, so dass dort die schöneren Fotos möglich sind. Etwas enttäuschend ist allerdings der Rummel hier oben. 

 Die Buden der Händler halten sich schön zurück, nicht allerdings die sich selbst fotografierenden Touri-Gruppen die mit Schnaps und Wein noch auf den Sonnenuntergang anstoßen, während sie die Magie dieses Momentes völlig vergessen. Man sollte ein Stativ dabei haben um mit einer Langzeitbelichtung die Personen aus den Bildern zu bekommen.
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Karadut - Tatvan

Die ersten Kilometer bis zur Überquerung des Atatürk-Staudammes sind noch schöne Strecke. Die Fähre fährt alle zwei Stunden. Als sie ablegt und der erste Lkw auffährt denkt man sie sinkt gleich. Ein echter Seelenverkäufer. 

 Als alles voll beladen ist wollte ein Istanbuler unbedingt noch auf die Fähre. Eigentlich war kein Platz mehr. Der Herr beharrte darauf mitfahren zu dürfen und stand schon mit den Vorderrädern auf der Rampe. Nach einigem Hin- und Herrücken unserer Bikes klappte es dann doch noch und ich nötigte dem Herrn, der sich nun als Intendant eines Opernhauses outete, vier Tassen Tee ab. Alle freuten sich und es ging los. Den Tee wollte er in Siverek spendieren. Allerdings raste er gleich nach der Fähre weiter und wir sahen in nie mehr.

Danach wurde die Strecke öde, fast 200 km Geröll und flache Weizenfelder. Die Strecke auf der E99 ist ätzend. Die Kamikaze-Lkw fahren ohne Rücksicht auf Verluste. 
Die Strecke wechselt ständig von 4-spurigem Ausbau  plötzlich auf das Niveau eines Feldweges. Zusätzlich zog noch ein kleiner Sandsturm auf. Wir waren froh abends angekommen zu sein - nach 400 km. 
Auf der Strecke schmeißen die ersten Kinder mit Steinen. Wir disziplinieren sie mit einer kleinen Verfolgungsfahrt und ordentlichem Schotterspratzeln.
Tatvan ist auch keine Perle. Vorallem wenn man die Zuflüsse in den Vansee sieht. Fäkalienbäche mit Plastikmüllufern, so weit man schaut. Nicht viel besser geht es dem Vansee selbst. An den Ufern liegt alles voller Plastikmüll. Wenig romantisch. Und da wundert sich der Reiseführer, dass es keinen Wasser sportto uristmus gibt.  


 Unser einziger Trost in Tatvan ist die Kebab-Stube "CINAR Kebab Saluno" . Dort essen wir das bis jetzt beste Sis-Kebab und Adana-Kebab für 44 TL (incl. Getränke für 4 Personen).  Die Portionen sind riesig. 

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Abends im Hotel klagt der Hotelier das Leid der Kurden. Er erklärt uns:

"Luxemburg hat nur ein paar 100.000 Einwohner , aber es ist ein eigenes Land. Norwegen hat 5 Mio. Einwohner und ein eigenes Land. Wir sind 25 Millionen Leute und haben kein eigenes Land. 
Meine Kinder sprechen nicht mal mehr Kurdisch, weil sie das nicht durften. " 
"Die Pakistanis haben die Bombe und verwenden sie nicht! Die Inder haben die Bombe und verwenden sie nicht! Gebt uns die Bombe , wir machen `was draus!!"
 

Das mit der Unterdrückung verstehen wir, aber eine Atombombe verbessert die wirtschaftliche Lage der Kurden sicher nicht. Und was er aber nicht berücksichtigt: Nomaden sind und waren nicht staatenbildend.  Ihre Lebensweise ist nicht an Terretorien gebunden, feste Grenzen wären widersinnig. Vielleicht ist das einer der Gründe warum es so gelaufen ist, zwischen Türken und Kurden.

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Morgens gab`s leckeres Gebäck mit viel Nüssen und Pistazien. Das komplette  Frühstück wäre Käse mit Wabenhonig gewesen. Dazu natürlich die üblichen Gurken , Oliven und Brot  (Ekmek) . Der Bäcker meinte, das wäre genau das richtige, was wir für das anstrengende Motorradfahren bräuchten. 
 

Tatvan - Diyarbakir

 

Nach dem Verlassen des Vansees geht es wieder mehr in die Berge und die Strecke wird gleich ansprechender. Die Baustellen halten sich in Grenzen. Das Wetter war klasse und die Ausblicke ins Gebirge der Nachbarländer toll.  
Man passiert noch einen Checkpoint, die Jungs sind freundlich und freuen sich über Abwechslung, da sie sonst nur Lkw kontrollieren.

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Wir besuchen noch ein restaurierten Palast  "Ishak Kasa Saray"  von dem aus man tolle Blicke Richtung Ararat-Umgebung hat. (5TL ) Wir treffen die ersten Biker. Vom Austria-Bike-Club CARPE DIEM. Einen Gruss an dieser Stelle. 
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Dann ging es in`s vom LonelyPlanet empfohlene Hotel Tahran. Zimmer, Preis und Leistung stimmten. Der Wirt riss  kurzerhand eine  2x2m Steinmauer in seinem Hinterhof ab, um mehr Platz für unsere Bikes zum Parken zu schaffen. Gegenüber wäre ein bewachter Parkplatz gewesen, der Wärter beharrte aber auf seinen überhöhten Vorstellungen und so bekam er gar nix.

 

Diyarbakir - Kars

 

Morgens nach dem Aufstehen war die Luft klar und wolkenlos. Perfekt um am Ararat  (Agri Dagi) vorbei Richtung Ani an der armenischen Grenze  zu fahren. Nachdem man noch ein paar kleinere Dörfer passiert, die zum Teil aus aufgestapeltem Kuhfladen bestehen, wird die Landschaft weiter und endlich menschenleer. 

Der Blick ging immer wieder nach rechts und wir wären am liebsten 100 Mal stehen geblieben bei diesem Anblick.

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Es ging weiter zur verlassenen Stadt Ani, einstmals armenische Hauptstadt mit ca. 100.000 Einwohnern und heute Geisterstadt von der nur noch die Kirchengebäude stehen.

Die Reste der Stadt haben etwas biblisches und erscheinen einem als Sinnbild für die Vergänglichkeit und die Zerstörungswut der Menschheit. Passend dazu gab es unglaubliche Gewitterwolken die die Szenerie noch mehr dramatisierten.
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Erst auf den letzten Metern vor Kars hat es uns dann erwischt. Die Straße von Ani nach Kars war auch schon wieder vierspurig neu gebaut und man ist in einer halben Stunde in die Stadt gefahren.
Die Stadt war im Ausnahmezustand, nachdem heute Galata Saray Meister wurde.

 Mac hat sich in Ani auch mal hinreisen lassen einem kleinen Mädel eine Handarbeit abzukaufen. Die roten Pfeile sollten immer nach Mekka zeigen, damit man bei Gebet richtig kniet. Die türkischen Bekannten zuhause waren begeistert, ob unseres “Fachwissens”.

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Kars - Uzundere

 

Wir fuhren zur sog. Teufelschlucht  "Seytan Kalesi" (Teufelsburg). Man kann ab dem Dorf Yildirem Tepe mit dem (grobstolligen!!) Bike fast bis hinter zur Burg auf einem steil in den Abhang gebauten Karrenweg  fahren. 

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Die Burg liegt spektakulär über einer endlosen Schlucht. Sie ist frei zugänglich und kein Mensch kommt bis hierher

 

Danach ging es in die Curuh-Schlucht , ca. 60 km fährt man durch eine enge Schlucht mit spektakulären  Engstellen. Das Beste was wir in der Türkei bisher gefahren waren. Wir kommen vor lauter Fotografieren kaum vorwärts. Eigentlich wollten wir bis Trabzon. In Uzundere sind wir vor lauter Kurven erschöpft. Eine kleine Pension am Straßenrand stach uns ins Auge. Die Wirtin sprang sofort von der anderen Straßenseite auf. Wir bekamen selbstgekochtes, dessen Inhalt wir bisher nicht erraten konnten. Der Hausherr trank mit uns Tee und wir wurden fotografiert als wären wir die Attraktion.

Auch das Frühstück am Nächsten Tag war außergewöhnlich. Sämtlichen selbstgemachen Marmeladen, Käsesorten und Gemüse aus dem eigenen Garten wurden aufgetischt. 

Wir platzten fast.

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Uzundere    bis Of

Besuch zweier am Weg gelegenen georgischer Kirchen welche angeblich unter Denkmalschutz der Unesco stehen. Tatsächlich stark verfallen und von den Anwohnern als Lagerplatz missbaurcht. So ging es übrigens fast allen Denkmälern in der Türkei.

Fahrt durch traumhaft schöne Schluchtstrecke (Curuh-Schlucht)  bis Tankstelle vor Yusufeli.

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Unterwegs lagen mehrmals kleine Kangalwelpen auf der Straße. Die Mutter war wahrscheinlich tod, zumindest roch es so. Kerstin wollte schon welche mitnehmen, aber wenn man weiß wie groß sie werden, macht man das lieber nicht.
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Dann weiter Richtung Ispir. Die Strecke war eine einzige Baustelle. Schlamm, Geröll und Staub wechselten sich für 50 km ab. Grund war der Bau eines Staudammes in der Schlucht. Am Ende der Schlucht sollte es durch einen kleinen Tunnel gehen. Doch Hotte stürzte im Tunnel, dessen Boden aus extrem  glitschigem Schlamm bestand. Wir mussten erst einen Koffer und die Halterung grade biegen bevor wir mit Warnblinkanlagen vorsichtig durchfahren konnten. Dass alle zwei Minuten  voll beladene Laster mit Geröll  oder Diesel-Tanklastwagen ohne Licht durch den schmalen Tunnel donnerten, machte die Sache nicht vertrauenerweckender. Im nächsten Ort gab`s erst mal eine Waschung mit dem Dampfstrahler für alle Motorräder und unsere Stiefel.  

 

Am Nachmittag ging es noch auf einen 2600m hohen Pass, dem Ovit Dağı Geçidi auf der 925. Eine traumhafte Strecke durch hochalpine Berglandschaften. Es wurde ziemlich kalt dort oben.
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Aber schon wieder die Abfahrt ist ein Traum. Wilder geht es nicht. 

Eigentlich schon fast am Meer angekommen, wollten wir uns ein Zimmer suchen.  Der Tankwart meinte in Güneyce ist ein Hotel. Aha! Wir fanden es nicht. Auch die Anwohner kannten keines. Jeder schickte uns nur weiter. Nach einer halben Stunde Irrgarten durch extrem steile Teefelder waren wir wieder auf der Hauptstrasse. Allerdings waren die Ausblicke auf die Teefelder traumhaft. Fast wie in Nepal. 
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Of   bis Perembe

Morgens ging es  hinauf zum toll gelegenen Zümela-Kloster. Danach sollte es weiter auf einer Nebenstaße hoch bis auf einen 2000m hohen Pass gehen. Die Arbeiter an der Strecke streckten die Arme fragend nach oben , wo wir denn hin wollten. Wir zeigten nach oben und sie nickten. Nach einer halben Stunde durch Schlamm und Geröll  war entgültig schluss. Ein Teil des Hanges war abgerutscht und wir konnten die tollen letzten Serpentinen im senkrechten Fels nur noch von weitem sehen.

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Da wir mit der Aktion ziemlich viel Zeit verloren hatten mussten wir weiter Richtung Westen auf der Küstenstraße. Diese ist wenig attraktiv: rechts betoniertes Ufer, links hässliche Zweckbauten ohne Farbe. 

Als wir eine Kneipe betreten wollten war dies mit unseren dreckigen Stiefeln nicht zu machen. Der Kellner der Gaststätte drehte kurzerhand den Wasserhahn an einem gegenüber stehenden Tanklaster mit Wasser auf und wir putzten erst mal Stiefel.

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Abends kamen wir in Perembe an, wo wir das Hotel Dedeevi (80TL) direkt am Meer nahmen. Gegenüber gab es frischen Fisch unter einem beleuchteten Schirm auf grüner Wiese am Strand. Herrlich romantisch. 
Wir joggten noch eine Runde, was hier viele taten, allerdings anders bekleidet als wir..... Marktlücke: es gibt noch Kopftuch und keine Burka von Adidas :-))
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Ein Anruf  bei der türkischen Versicherung bestätigte später: Es reicht wenn der Geschädigte die Versicherung-Nr. und die Adresse der Agentur erhält. Alles andere wird von dort erledigt.

In Amasya gab`s tolle Zimmer in einer alten Karawanserei im osmanischen Baustil und Frühstück im Innenhof (100TL).

 

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Amasya - Safranbolu

Von der Strecke nach Safranbolu kann ich leider nicht viel berichten, weil Montezumas` Rache zugeschlagen hatte und ich heilfroh war angekommen zu sein.  Unterwegs waren wir wieder ein paar kleine Nebenstrecken gefahren und fanden ein wunderbar romantisches Flusstal an dessen Kiesufer wir uns eine halbe Stunde in die Sonne zum Schlafen legten.

In Safranbolu hatten wir uns in einem schönen alten  Hotel im osmanischen Baustil einquartiert. Diesmal für sogar nur 75 TL mit noch schöneren  Zimmern. Obwohl Safranbolu Weltkulturerbe ist sah man keine Touristen, alles war wie ausgestorben. Die Wirtin war entsprechend froh, Gäste zu haben. 


 Safranbolu - Bilecik

Von Safranbolu ging ab Dördivan bis Kizgölcük Yaylasik durch eine Hochwaldlandschaft mit wunderbaren Moorwiesen. Weiter über Seben, Nalihan bis kurz nach Sögöt durch traumhafte Wiesenlandschaften. Die Wiesen waren voller blühendem Hahnenfuß.  Teilweise ging die Strecke auf Forstwegen durch dichte Tannenwälder. Ohne Navi nicht zu finden!
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Als ein Gewitter aufzog haben wir uns in eine kleine Dorfkneipe zurückgezogen. Wir warteten eine Stunde, die bedrohlichen Wolken zogen aber nie zu uns her. Der Wirt spendierte uns noch Gebäck zu unseren Cays und als der Muezzin loslegte fuhren wir weiter.
In Belizek angekommen erfuhren wir im Fernsehen, dass die Gewitter in Istanbul schwere Verwüstungen angerichtet hatten. Autos wurden weggeschwemmt und Teile der Autobahn wurden weggeschwemmt.

Wieder unser typisches "Wetterglück" in all den Jahren.
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Belizek - Biga

Wir fuhren am Vogelschutzgebiet Kus Bölü vorbei, wo das Ufer voller Pelikane und allen anderen Arten von Wasservögeln war. Leider auch sehr viel Müll, der scheinbar weder die Einheimischen noch die Vögel stört. Einer der Haubentaucher balzte mit eine Shampooflasche. Vielleicht war es aber auch nur Verzweiflung aus Frauenmangel. 

Ein Mofafahrer zeigte uns den Weg zum Ufer, er bot uns noch an uns mit dem Boot auf dem See herumzufahren. Dafür reichte es dann aber doch nicht mehr.

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Am Ufer steckten die Schafe ihre Köpfe gegenseitig unter ihre Bäuche um sich vor der Sonne zu schützen.
Abends in Biga suchten wir verzweifelt eine Unterkunft. Die drei Pensionen (KIZ Pansyona) entpuppten sich als drei Bordelle. Kiz steht scheinbar für Kuss. An der Ampel hielt plötzlich ein Mercedes aus Deggendorf und sagte "servus". "Braucht ihr was zum Übernachten?" Es war ein älterer Herr, der  zurück in die Türkei gekommen war und eigentlich Besuch hatte. Er überließ uns sein komplettes Miets-Einfamilienhaus, welches zum Verkauf stand. Wir konnten die Ausziehsofas benutzen und er meinte nur "das ist Gastfreundschaft, mehr nicht!"


Dies war auch der bleibende Eindruck unserer ganzen Tour:

Wir haben bisher kein gastfreundlicheres Land kennengelernt ! Mit soviel herzlichen Menschen, wo du an jeder Ampel begrüßt wirst und die Leute im Gegenverkehr vor lauter Winken fast von der Fahrbahn abkommen.

 

 

"Die Gastfreundschaft ist die Tugend, welche uns veranlaßt, gewissen Menschen Nahrung und Obdach zu geben, die beides nicht nötig haben."
Ambrose Gwinnett Bierce, (1842 - 1914), US-amerikanischer Journalist und Satiriker
aus www.aphorismen.de